Weil am Rhein Leuchttürme und Magneten

Weiler Zeitung
Mit dem Schaudepot hat der Vitra Campus im Sommer einen weiteren Markstein setzen können. Fotos: Archiv Foto: Weiler Zeitung

Kultur-Jahresrückblick: Vielfalt reicht vom Vitra-Campus über Kunstprojekte bis zu Konzerten

Neue und bewährte Kulturformate haben Besucher in diesem Jahr angelockt und begeistert. Der Vitra Campus hat ein neues Schaudepot eröffnet und die gemeinsame Kulturnacht mit Lörrach war ein voller Erfolg.

Weil am Rhein. Der Kultur-Jahresüberblick zeigt die Vielfalt des Angebots und der Aktivitäten in der Stadt.

Vitra Campus lockt mit Programm und Schaudepot Kunst und Design bilden einen unbestrittenen Schwerpunkt im Kulturleben der Stadt Weil am Rhein. Einen maßgeblichen Anteil daran hat der Vitra Campus mit seinen Architektur-Höhepunkten und fast täglichen Führungen, Workshops und Veranstaltungen.

Das Programm des Campus’ wurde 2016 noch einmal ausgebaut. Mit dem Schaudepot der Architektur-Weltstars Herzog und De Meuron und dem angeschlossenen Café Deli hat der Campus im Sommer nicht nur einen weiteren Markstein setzen können, sondern auch das Ausstellungsangebot ergänzt und die Zugänglichkeit des Areals für viele Besucher der Region, die von der Stadtmitte her kommen, wahrnehmbar geöffnet. Inzwischen hat der Campus den Charakter eines Ästhetik-Parks auf höchstem Niveau, bei dem meist drei oder vier Ausstellungen gleichzeitig, Vorträge, Workshops und Konzerte, der Höller-Turm und ein Parcours zu den verschiedenen Architektur-Highlights ein umfangreiches Programm anbieten.

Rehberg-Weg, Regio-Kunstweg und Kunst am Bau Ein weiterer Anreiz kam 2016 hinzu: der Rehberger-Weg zwischen Vitra und der Fondation Beyeler wurde vervollständigt und mit seinen 24 Plastiken von Tobias Rehberger im Juni eingeweiht.

Gleichzeitig hat das Kulturamt den Regio-Kunstweg saniert, so dass die Stadt von der Schweiz aus auf zwei Kunst-Wegen erreicht werden kann. Mit einer dritten großen Fassadenbemalung hat das Kulturamt mit dem Urban-Art-Künstler Mark Gmehling die Trilogie der Urban-Art-Kunst in der Bayerstraße zwischen Kesselhaus und colab-gallery abgeschlossen. Und Patrick Luetzelschwab hat dem Haus der Volksbildung im Sommer mit einer neuen künstlerischen Gestaltung auf zwei Seiten neuen Glanz verliehen.

Kesselhaus-Künstler Robert Kirchner erhielt derweil den Kunstförderpreis der Stiftung der Sparkasse Markgräflerland.

Mit dem Dreyland-Dichterweg kam im April ein weiterer grenzüberschreitender Kulturweg hinzu: Auf insgesamt 24 Bronzetafeln können Spaziergänger zwischen dem Novartis-Campus, Hüningen und dem Friedlinger Rheinpark Zitate von Autoren finden, die den alemannischen Dialekt in seinen unterschiedlichen Ausprägungen dokumentieren.

Projekt „Freiheit 2.0“ sorgt für Aufsehen Der Kunstverein und das Kulturamt haben im Stapflehus eine Reihe von bemerkenswerten Kunstprojekten lanciert. Eines davon hat im Frühherbst für Aufsehen gesorgt: „Freiheit 2.0“ von Florian Mehnert hat die wachsende Abhängigkeit des Einzelnen und der Gesellschaft von der Big-Data-Welt aufs Korn genommen und durch Kooperation mit 20 Einzelhändlern, der Volkshochschule und weiteren Partnern zum gesellschaftlichen Thema gemacht. Zahlreiche renommierte Referenten haben das Thema im „Büro der Freiheit“ im Stapflehus reflektiert.

Das künstlerische Leben in der Stadt blüht Neben den Ausstellungen der Galerie Stahlberger mit international renommierten Künstlern wie Jörg Eberhard, den beiden Jubiläumsausstellungen der colab gallery zum zehnjährigen Bestehen mit Urban-Art-Künstlern aus der ganzen Welt, den Ausstellungen der Galerie Hanemann und der Dorfstube in Ötlingen ist in Haltingen die neue Galerie „underground“ von Rolf und Christine Frei auf eine überregional große Resonanz gestoßen. Das Museum am Lindenplatz hat nach der Feuerwehr-Ausstellung mit „Blautöne“ einen ästhetischen Akzent mit technischer Raffinesse gesetzt. Durch die Herausgabe einer Designer-Briefmarke zum Lebenswerk von Hans-Theo Baumann gewann die Dauerausstellung über Baumann wenige Monate nach seinem Ableben zusätzliches Interesse. Darüber hinaus bespielte die Fotografische Gesellschaft mit einer Reihe von Foto-Ausstellungen in der dem Abbruch geweihten Villa Schätzle an der Riehener Grenze eine spektakuläre Örtlichkeit.

Neu: „Weiler KlangRäume“ und Kulturnacht LöWe Auch das Kulturamt hat diese Örtlichkeit bei dem neuen Veranstaltungsprojekt „Weiler KlangRäume“ bespielt. Denn das Konzept sah Entdeckungen vor: bislang nicht so häufig erlebte Musiker aus der Stadt in ungewöhnlichen Räumlichkeiten. Und so waren bei der Premiere im Oktober 15 von 18 Konzerten an zwei Abenden voll besetzt. Ein Loft-Atelier, Firmen-Räume, die Stadtgärtnerei und das Wasserwerk, herrlich renovierte alte Häuser oder der Schlößli-Garten bildeten die reizvolle Kulisse zu dieser neuen Idee.

Schon im April hatte das Kulturamt gemeinsam mit den Kollegen aus Lörrach ein Novum präsentiert: Die Kulturnacht LöWe sollte die gegenseitige Wahrnehmung und die Entdeckungen der vielen reizvollen kleinen Kulturorte zwischen Nellie Nashorn und Kesselhaus, Kieswerk und Kunstzentren fördern. Ein Shuttle-Bus verband die einzelnen Stationen miteinander und wurde weidlich genutzt. Ein Erfolgsmodell, das 2018 fortgesetzt werden soll.

Da sich auch das Internationale Bläserfestival im Juni und das Kieswerk Open Air zu Beginn der Sommerferien auf hohem Niveau und hervorragender Resonanz einpendelten, kann die Stadt mit ihren Kulturprojekten mehr als zufrieden sein. Neben Rock am Rhy hat das Kulturamt im Juli mit dem Rheingold-Konzert an der Dreiländerbrücke ein zweites Highlight am Rhein geschaffen, das mit Weltmusik glänzte. Der seit nunmehr 30 Jahren aktive Kulturamtsleiter Tonio Paßlick sah in diesem Jahr durch die privat organisierten Festivals im Dreiländergarten mit zwei Mittelalterfestivals, einem Heavy-Metal- und einem Electric-Air-Festival in der Stadt eine Kette von Open-Air-Festivals, die erstmals in dieser Dichte und Qualität ein Angebot für alle Altersstufen anbieten konnten.

Kesselhaus feiert, Stadt kauft Theater am Mühlenrain Darüber hinaus hat das Kesselhaus mit seinem 25-jährigen Bestehen einen Veranstaltungsschwerpunkt geschaffen, bei dem die internationalen Blueskonzerte einen wichtigen Beitrag leisteten, aber auch neue Angebote wie „Figurentheater“ für jedes Alter eingeführt wurden. Das Theater am Mühlenrain leistete mit zahlreichen Theater- und Comedy-Aufführungen einen wesentlichen Beitrag zum Kulturleben der Stadt. Interessant waren aber auch die Ereignisse hinter den Kulissen. Angefangen vom Rücktritt von Matilda Mara als Impresario bis hin zur Entscheidung des Gemeinderates, das Theatergebäude zu kaufen und die Erhaltung des Theaterbetriebs damit zu gewährleisten.

Viel los in Buchhandlung, Bibliothek und Kirchen Eine Vielzahl von Veranstaltungen aus Literatur und Musik konnten auch die Besucher der Reihen der Buchhandlung Müller und der Stadtbibliothek erleben. Wichtige Konzertreihen wie der Regio-Orgelkonzertzyklus in der katholischen Kirche St. Peter und Paul, die Weihnachtskonzerte dort und in Alt-Weil sowie das Neujahrskonzert in St. Gallus in Ötlingen und zahlreiche weitere klassische und barocke Konzerte dort sowie in der evangelischen Kirche St. Georg in Haltingen gehören genauso zum kulturellen Fundament des Konzertbetriebes von Vereinen und Kirchen wie der Markgräfler Musikherbst als gemeinsames Projekt verschiedener Gemeinden im Markgräflerland, der in diesem Jahr unter dem Titel „Musikstadt Leipzig“ stand.

Wesentliche Akteure des Kulturlebens sind die Vereine. Mit der Burefasnacht und ihrem Umzug erreicht die Narrenzunft mit ihren Cliquen jährlich die höchste überregionale Aufmerksamkeit. Die Orchestergesellschaft unter Leitung von Franck Nilly hat mit ihren erfolgreichen Konzerten im Mai und November auch in Frankreich für hohe Anerkennung gesorgt. Die Musik- und Gesangvereine trugen mit ihren Konzerten zu einem reich gefüllten Kalender der Ereignisse bei.

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