Etwa 1000 islamische Gotteshäuser im Land hatten am Montag anlässlich des bundesweiten Tages der offenen Moschee ihre Pforten geöffnet. In Friedlingen ergriffen gut 30 Besucher die Gelegenheit, auf Einladung des Türkisch-Islamischen Vereins die Moschee in der Tullastraße 48 zu besuchen und sich über den Islam zu informieren. Von Adrian Steineck Weil am Rhein. „Unsere Türen stehen allen Menschen unabhängig von Religion oder Hautfarbe offen“, sagte Necati Coskun, der Vorsitzende des etwa 300 Mitglieder zählenden Türkisch-Islamischen Vereins. Das gebiete schon der Koran, denn ansonsten sei das Gebetshaus keine Moschee mehr. Ebenso sage der Prophet Mohammed, es sei derjenige kein guter Moslem, der vor dem zu Bett gehen nicht geschaut habe, ob sein Nachbar auch genug zu essen habe. Necati Coskun verstand es, die Zuhörer sachlich und doch mit sichtbarer Herzlichkeit über seine Religion zu informieren. Unterstützt wurde er vom Imam oder Vorbeter der Friedlinger Moschee, Erdal Sentürk, und seinem Vorstandskollegen Ahmet Türkmen. Getreu dem Motto des diesjährigen Tags der offenen Moschee, das „Hidschra – Migration als Herausforderung oder Chance“ lautet, ging Necati Coskun auf die derzeitigen Flüchtlingsströme ein. So erhalten in der Moscheegemeinde, die zum Dachverband Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) gehört, auch Jungen und Mädchen sowohl gemeinsam als auch getrennt Koranunterricht. „Wenn wir die Flüchtlinge nicht mit offenen Armen empfangen und den Kindern nicht die menschlichen Werte nahebringen, dann tun das andere mit deren Werten“, sagte Necati Coskun mit Blick auf islamische Extremisten. Zugleich gab sich der Geschäftsmann, der seit 1979 in Weil am Rhein lebt, zuversichtlich, was die Vereinbarkeit und das Miteinander der verschiedenen Religionen angeht. „Die Menschheit hat vieles geschafft, und auch das werden wir schaffen.“ Aktuelle Diskussionen wie die Debatte um die Verhüllung des weiblichen Körpers spiegelten sich in den Fragen der Besucher. So wurde gefragt, wie denn die Regelung hierfür im Koran laute. Ahmet Türkmen las die entsprechende Sure in der deutschen Übersetzung vor, und Necati Coskun brachte sie so auf den Punkt: „Eine Frau muss laut Koran ihre Haare bedecken, aber alles weitere ist dann ihrer Entscheidung überlassen.“ Überhaupt kenne der Islam keinen Zwang. So wolle etwa seine 24-jährige Tochter kein Kopftuch tragen, und auch er halte sich bei aller Gläubigkeit aus Zeitgründen nicht immer an die fünf täglich vorgeschriebenen Gebete. „Aber wir Menschen versuchen, das Beste daraus zu machen.“ Im Anschluss an die Fragerunde tauschten sich die Besucher bei türkischem Gebäck und Schwarztee aus. „Wir haben mehr Gemeinsames als Trennendes“, sagte Necati Coskun da zum Vergleich der einzelnen Religionen, was eine Besucherin zu den Worten verleitete: „Wenn das nur mehr Menschen wüssten.“