Von Walter Bronner Weil am Rhein-Haltingen. An Kosaken-Chören in der Nachfolge des einst legendären Serge-Jaroff-Chors herrscht mittlerweile wahrlich kein Mangel. Und so ist die siebenköpfige Formation der „Maxim Kowalew Don Kosaken“, die in der Haltinger St. Georgs-Kirche gastierte, nur eines von vielen solcher Ensembles, die sich auf die traditionelle Kirchen- und Volksmusik des einstigen Zarenreichs spezialisiert haben. In diesem Fall aber mit dem Vorzug, dass alle sieben Sänger auch tatsächlich russische Wurzeln haben. Ihr Konzert im randvoll besetzten Gotteshaus beeindruckte ein ums andere Mal durch enormes Intonationsvolumen, das einem fünfmal größeren Männerchor hierzulande alle Ehre gemacht hätte. Desgleichen durch eine frappierende stimmliche Bandbreite, die bei einzelnen Sängern vom klanggewaltigen Bass-Sound nahtlos in lichte Kopfstimmen-Höhen zu wechseln vermochte. Und genau diese Vortragskunst ist das Faszinierende an der so zelebrierten Kosaken-Musik. Dass „die Fremdartigkeit der orthodoxen Liturgie und der russischen Musik … vom westlichen Zuhörer vieler Gewöhnung“ bedürfen, wie ein Text im Programmheft weismachen wollte, darf indes als Gerücht abgetan werden. Kirchenlieder wie „Ich bete an die Macht der Liebe“ und „Lobe den Herren“ oder Tschaikowskys Vertonung des 50. Psalms („Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang…“) sind auch in hiesiger Hemisphäre vertraute und vielgeliebte Weisen wie die Folklore-Titel „Stenka Rasin“, „Kalinka“, die „Abendglocken“, das „eintönig klingende Glöcklein“, „Die Legende von den zwölf Räubern“ oder der melancholische georgische Ohrenschmeichler „Suliko“. Und das keineswegs erst seitdem der gebürtige Berliner Hans Rolf Rippert alias Ivan Rebroff damit hausieren ging. All diese wohlvertrauten Melodien und etwa noch ein Dutzend weniger populäre geistliche und weltliche Gesänge von gleichartiger harmonischer und melodischer Eingängigkeit waren auch im Haltinger Konzert zu hören. Neben Wärme und Fülle der Tongebung überzeugte die Wiedergabe durch wohl austarierte Homogenität, Präzision der Einsätze und astreine Intonation. Dass sich dabei fast jeder Sänger zwischendurch auch solistisch profilieren durfte, gehörte ebenso zur Vortragsfolge wie der ausgeklügelte Tempowechsel zwischen gedehnter Melancholie und temperamentvoller Ausgelassenheit. Generöse Zugaben quittierten den anhaltenden Applaus der Konzertbesucher.