Zu einer musikalischen Reise nach England, Schottland und Irland hatte die Mandolinengesellschaft am Samstag eingeladen. Gut 100 Besucher kamen in den Gewölbekeller des Alten Rathauses in Alt-Weil, wo das 13-köpfige Orchester beim ersten Saalkonzert unter dem neuen Dirigenten Daniel Frank ein vielfältiges Programm von Renaissanceklängen bis zu den Beatles darbot. Von Adrian Steineck Weil am Rhein. Schon der Einstieg geriet denkbar britisch: Schlagzeuger Hanno Saltenberger imitierte an den metallenen Röhrenglocken den markanten Uhrenschlag des Big Ben. Wie ein Leitmotiv setzte er diese Klänge auch nach der Pause und am Ende wieder ein – einmal, um Besucher wie Musiker wieder zu ihren Plätzen zu rufen, das andere Mal als akustischen Schlusspunkt. Zunächst aber startete das Ensemble mit „La Rejouissance“ des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel in den Abend. Peter Jess entlockte seinem Kontrabass einzelne tiefe Töne, die in ein Stück münden, das auch gut in Stanley Kubricks elegisches Historienepos „Barry Lyndon“ (1975) gepasst hätte. Standen hier noch ganz die Instrumente im Vordergrund, begann der Tenor Gérard Perrotin, der das Mandolinenensemble seit einigen Jahren auf der Bühne begleitet, das Traditional „Loch Lomond“ a cappella, ehe das Orchester einstieg. Perrotins sonore Stimme brachte das Pathos, das diesem wie vielen schottischen Stücken innewohnt, meisterhaft zum Ausdruck und ergänzte sich zugleich gekonnt mit dem Klang der Zupfinstrumente. Immer wieder setzte der Sänger im Verlauf des knapp zweistündigen Konzertabends vokale Akzente, in der ersten Hälfte etwa bei dem Evergreen „Molly Malone“. Orchestermitglieder mit Schottenrock und -mütze Dass Engländer, Schotten und Iren auch zu feiern verstehen, wurde bei schwungvollen Werken wie „Lord of the Dance“ von Roman Hardimann oder dem von Ralph Paulsen-Bahnsen für Mandolinenorchester arrangierten Traditional „Devils Dream“ deutlich. Angetrieben vom Schlagzeug, steigerten sich die Ensemblemitglieder zu einem immer rasanteren Tempo. Der Applaus fiel mitunter frenetisch aus. Zur Stimmung trug auch bei, dass viele der Orchestermitglieder stilgerecht mit Schottenrock und -mütze oder mit entsprechenden Tüchern ausstaffiert waren. Ein Jahr lang hatten sich die Musiker auf diesen Abend vorbereitet, und das zahlte sich in einem auch bei schwierigen Passagen stets vollkommen sicheren Zusammenspiel aus. Die vier Mandolinen, zwei Mandolen, vier Gitarren und drei Bässe auf der Bühne sorgten je nach Bedarf für einen opulenten, dann wieder, wie bei dem kurzen instrumentalen Zwischenspiel „Specknerin“ von Wilhelm Mohr, für einen filigranen Klang. Das durch eine Coverversion der irischen Band Thin Lizzy auch Rockfans bekannte Volkslied „Whiskey in the Jar“ brachte die Besucher zum rhythmischen Mitklatschen und wies vor der Pause voraus auf die zweite Hälfte des Abends. Ein ergreifendes Klangerlebnis Dort ging es mit Ron Goodwins bekanntem Thema der Miss-Marple-Filme mit Margaret Rutherford und mit Hans Zimmers „Discombobulated“ aus dem Film „Sherlock Holmes“ (2009) in die Welt von Agatha Christie und Sir Arthur Conan Doyle. Bei „Someboy to Love“ der britischen Rockband Queen erwies das Ensemble Freddie Mercury seine Referenz. Hier griff Ulrich Senf, Arrangeur vieler an diesem Abend gespielter Stücke, zur E-Gitarre, deren Klang bei aller Expressivität die Mandolinenklänge nicht erdrückte, sondern sich mit diesen sehr gelungen ergänzte. Zum Abschluss wurde ein oft gehörter Song wie Paul McCartneys „Yesterday“ zu einem ergreifenden Klangerlebnis. Mit der Zugabe „Rule Britannia“ verabschiedeten sich die Musiker und Dirigent Daniel Frank von ihrem Publikum. Auszüge aus dem Programm werden am 2. und 3. Dezember jeweils ab 18 Uhr als Dinnermusik im Hebelhof in Herten gespielt.