„Wir hängen in der Luft, und die Zeit läuft davon.“ Walter Baßler, Pfarrer der Johannesgemeinde, ist alles andere als erfreut, dass es mit dem neuen Gemeindezentrum nicht vorangeht. So lange der Oberkirchenrat in Karlsruhe den Finanzierungsplan nicht absegnet, kann mit dem Zwei-Millionen-Projekt an der Schillerstraße nicht begonnen werden. Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Seit Mitte Mai liege der fertige Bauantrag in der Schublade, betont Pfarrer Baßler. Wegen der deutlich gestiegenen Kosten hat der Oberkirchenrat noch kein grünes Licht gegeben. Hatte Karlsruhe vor drei Jahren 910 000 Euro als oberes Limit für das Projekt festgelegt, so verteuert sich der Um- und Neubau nach der aktuellen Kostenberechnung (wir haben berichtet) um mehr als das Doppelte. Zwei Millionen Euro kostet nun das neue, verkleinerte Gemeindezentrum an der Ecke zwischen Bühl- und Schillerstraße. Die Johannesgemeinde hatte sich vor einigen Jahren, als die Struktureform in der Landeskirche in Gang gekommen ist, freiwillig bereiterklärt, das Gemeindezentrum zurückzubauen. Dies mit der Maßgabe, dass sie dann Landeszuschüsse im normalen Rahmen erhält. Hinzu kommt, dass die Johannesgemeinde einen Teil ihres Areals, nämlich mehr als 4000 Quadratmeter, an einen privaten Investor, die Amann Wohnbau, verkauft hat. 1,4 Millionen Euro flossen dabei als Erlös in die Kasse der Kirche. Insofern bringt die Johannesgemeinde deutlich mehr als die üblicherweise geforderten Eigenmittel in Höhe von 40 Prozent der Bausumme auf. Dass der Neu- und Umbau wesentlich teurer wird als die Kostenschätzung vor drei Jahren besagte, dafür hat Baßler eine einfache Erklärung: „Die Zahlen waren nicht realistisch.“ Auch seien die höheren Baupreise in der Grenzecke gegenüber anderen Gegenden nicht berücksichtigt worden. Außerdem fehlte „das eine oder andere“ wie die verschärften Bestimmungen beim Lärmschutz. Denn ursprünglich war im neuen Gemeindesaal keine Be- und Entlüftung vorgesehen. Dies hätte zur Folge gehabt, dass Veranstaltungen nicht länger als 22 Uhr hätten dauern dürfen, weil danach aus Lärmschutzgründen keine Fenster mehr hätten geöffnet werden können, wie Baßler verdeutlicht. Der Pfarrer hofft nun, dass der Oberkirchenrat baldmöglichst die Finanzierung billigt und die Gemeinde mit dem Bauvorhaben loslegen kann. Demnächst werden Vertreter aus Karlsruhe nach Weil zu einem Gespräch kommen. Dabei soll auch eruiert werden, ob es noch Einsparmöglichkeiten gibt. Sobald der private Investor mit seinem Bauvorhaben beginnt (siehe separaten Bericht), werden das Pfarrhaus und die Hälfte des Gemeindehauses abgerissen. „Dann haben wir kein Wasser mehr und sind lahmgelegt“, sagt Baßler. Die Folge: Die Johanneskirche, die vom gesamten Vorhaben mehr oder weniger unberührt bleibt, wird stillgelegt. Während der Zeit der Baußmaßnahmen werden dann die Gottesdienste für die evangelischen Gemeindeglieder auf der Leopoldshöhe statt in der Johanneskirche abwechselnd in Alt-Weil und in Friedlingen stattfinden.