Schadenfreude ist halt doch die schönste Freude. Und sich daran förmlich weiden durfte das Publikum am Freitagabend bei der Premiere des Lustspiels „Häxxeschüss“ im Theater am Mühlenrain. Von Walter Bronner Weil am Rhein. Den Bühnenspaß des Briten John Graham hatte TAM-Impresario und Regisseur Erwin Sütterlin auf Alemannisch getrimmt. Er ist eines jener frivolen Stücke, die so ziemlich alle Elemente von hintersinniger Komödie, deftigem Schwank, überzeichnender Posse bis zu kabarettistischer Satire unter einem Hut zu vereinen suchen. Das geht dann zwar auf Kosten eines logisch überzeugenden Handlungsverlaufs, macht aber trotzdem Spaß. In diesem Fall ist es die „Zwickmühle“, in die sich eine attraktive Piloten-Gattin und Hobby-Gospelsängerin manövriert, als sie sich (um einen Fernsehauftritt zu ergattern) auf ein Date mit dem TV-Moderator einer Bibelsendung einlässt. Dieser – ein öffentlicher Tugendbold und heimlicher Möchtegern-Casanova – erleidet einen Bandscheibenvorfall, noch bevor das Tête á Tête im trauten Pilotenheim richtig Fahrt aufnehmen kann. Während der vom Hexenschuss geplagte Galan im Bad Linderung sucht und hoffnungslos in der Sitzwanne festklebt, kommt erstens der zwar bestellte, aber jetzt im ungünstigsten Moment auftauchende blinde Klavierstimmer und lässt sich nicht abwimmeln – und zweitens völlig unverhofft auch noch der Ehegatte, dessen Flug wegen eines Streiks storniert wurde. Gesteigert wird die vertrackte Situation noch durch den eilig herbeigerufenen Notarzt, eine auf Liebesabenteuer fixierte Stewardess und eine TV-Assistentin, die nach dem verschwundenen Moderator fahndet. Genug Stoff also für abstruse Verwechslungen, heikle Missverständnisse und auch peinliche Momente. TAM-Ensemble schlägt sich prächtig Zumal die in der Bredouille sitzende Gattin ein Vertuschungsmanöver gigantischen Ausmaßes anzettelt, und alle anderen auch gehörig dazu beitragen, das Pilotendomizil in ein Tollhaus zu verwandeln. Das sich von Szene zu Szene steigernde Chaos wird nach der Pause allmählich wieder entkrampft, entwirrt den Gordischen Knoten am Schluss allerdings nicht vollends. Aber bis dahin hat das Publikum so viel Vergnügen, dass es gar nicht wissen will, wie es noch weiter hätte ausgehen können. Das auf der kleinen Bühne agierende TAM-Ensemble schlägt sich prächtig durch das verworrene Geschehen. Allen voran zieht Sandra Trefzer als beinahe ungetreue Gattin alle komödiantischen Register der fintenreich lavierenden und bis an den Rand des Wahnsinns getriebenen Pilotengattin. Deren hinters Licht geführter und deswegen die Lage total falsch einschätzender Gatte verkörpert Klaus-Peter Klein mit dem wesenstypischen Gehabe eines konsternierten Ahnungslosen. Den verhinderten Lover in der Wanne spielt Peter Huber mit Mitleid erregender Leidensmiene und vom Termindruck geplagter großspuriger Macho. Den sich immer wieder ungefragt einmischenden Klavierstimmer gibt Manfred Scheewe mit der Attitüde eines selbstgefälligen Klugscheißers, der seine Binsenweisheiten auf gut „Lehrerbadisch“ von sich gibt. Als zugedröhnte Stewardess, begriffsstutziger smarter Notarzt und mit Abkürzungs-TV-Slang protzende Assistentin figurieren Emine Akman, Joachim Pinkawa und Christine Krauth höchst typenkonform und bühnenwirksam. Die Premierengäste im ausverkauften TAM hatten jedenfalls viel zu lachen, applaudierten häufig zwischendurch und lang anhaltend am Schluss. n Nächste Vorstellungen: 30. September, 2., 15. und 16. Oktober.