Weil am Rhein Politik will Sorgen aufgreifen

Weiler Zeitung

Bundestagswahl: Parteivorsitzende bewerten hohen AfD-Stimmenanteil in Friedlingen als besorgniserregend

Von Marco Fraune

Die Wahlergebnisse in Friedlingen treiben den Weiler Parteivorsitzenden die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Zahlen würden offenbar die Stimmung in dem Stadtteil spiegeln. Als besorgniserregend wird es zugleich bewertet.

Weil am Rhein. In Friedlingen hat die AfD 21,3 Prozent der Stimmen geholt, womit die Partei nur gering hinter der CDU (22 Prozent) und der SPD (21,5 Prozent) lag. In zwei Wahlbezirken, für die in der Rheinschule die Stimme abgegeben werden musste, landete die „Alternative“ mit 24,2 und 25,5 Prozent sogar auf dem ersten Platz.

Bewertung für Friedlingen

In der absoluten Hochburg musste ausgerechnet der Weiler CDU-Stadtverbandsvorsitzende Günther Dußmann als Wahlhelfer mit ansehen, wie selbst seine Partei von den Rechtsaußen überholt wurde. „Da muss man sich schon überlegen, wie man dies ändern kann.“ Der Stadtteil biete ein tolles Wohnumfeld, doch er weise seine Herausforderungen auf. „Man braucht einfach einen langen Atem“, setzt er auch darauf, dass die finanziellen Investitionen sich auszahlen.

„Es gibt keine einfachen Antworten“, betont der stellvertretende Weiler SPD-Vorsitzende Stefan Reinelt bei der Bewertung der Friedlinger Zahlen. „Viele Menschen fühlen sich allein gelassen von den etablierten Parteien“, glaubt er in einer ersten Einschätzung. Klar sei: „Friedlingen ist kein Hort der Rechtsradikalen.“ Vielmehr handele es sich um einen Stadtteil mit vielen Herausforderungen. Dem Gefühl von Abgehängtsein müsse begegnet werden.

Schon bei den Kommunalwahlen hätten die Friedlinger dafür gesorgt, dass mit Andreas Boltze ein NPD-Vertreter im Gemeinderat sitzt, erinnert der Weiler Grünen-Chef Thomas Bayer. Friedlingen weise eine andere Struktur auf. Hinzu komme, dass in den Schweizer Medien auch ein schlechtes Bild von Friedlingen gezeichnet worden sei. „Die Leute lesen das und denken, die werden vernachlässigt.“ Scheinbar spiegele das Wahlergebnis die Stimmung im Stadtteil. Auch die Investitionen und das Engagement des Friedlinger Stadtteilvereins hätten nicht alle überzeugen können. „Da kämpft man bei der Bundestagswahl gegen Windmühlen.“

Das AfD-Ergebnis sei in einigen Bereichen „besorgniserregend“, findet auch der Weiler FDP-Vorsitzende Simon Basler. Er rechnet damit, dass die Rechtsaußen in Weil nun ihre Strukturen festigen werden. Daher steht für ihn fest: „Die AfD dürfen wir nicht ignorieren, sondern müssen uns inhaltlich damit auseinandersetzen.“

CDU: Angesichts von minus neun Prozent für die CDU und minus 10,6 Prozent für den Direktkandidaten Armin Schuster sei man mit zwei blauen Augen davon gekommen, meint Dußmann. Nun gelte es, die Dinge beim Namen zu nennen und das zu ändern. Schuster habe die Bundespolitik auch in seinem Wohnort getroffen. „Er ist der Beste, den wir haben“, stärkt Dußmann dem Haltinger Bundestagsabgeordneten den Rücken. „Entsetzt“ ist er über das dürftige SPD-Ergebnis und „irritiert“ über deren Absage an eine Große Koalition.

SPD: Reinelt sieht diese hingegen ein Stück weit als konsequent an. 20 Prozent würden nicht reichen, in die Regierung zu gehen. Dies entspreche nicht dem Wählerwillen. Und: „Die SPD will nicht um jeden Preis regieren.“ Das SPD-Ergebnis sei „enttäuschend“, der Direktkandidat Jonas Hofmann habe aber einen guten Wahlkampf gemacht. „Als Ortsverein ist es schwer, gegen den Trend anzukämpfen. Viel mehr war für uns in Weil nicht drin.“ Um Wähler zu gewinnen, wollen die Weiler Sozialdemokraten verstärkt auch Basisarbeit leisten und sich nach außen stärker Nichtmitgliedern öffnen.

Grüne: Kein Verständnis hat der Weiler Grünen-Chef dafür, dass die SPD in die Opposition gehen will. „Mit 20 Prozent geht man in die Regierung.“ Dass seine Partei nun Teil eines Jamaika-Bündnisses werden könnte, betrachtet Bayer noch mit einer gewissen Distanz. „Auf Teufel komm raus, wollen wir nicht mitregieren.“ Vielmehr müsse man nun sehen, wo es Schnittpunkte gibt.

Dass die Grünen um 8,2 Prozent in Weil kräftig zugelegt haben, freut den Vorsitzenden. „Wir können uns mit auf die Fahne schreiben, dass wir gute Arbeit machen.“ Von den Wahlständen nimmt er außerdem mit, dass es viele Leute gibt, die mitdiskutieren wollen. Überrascht hat Bayer der starke Stimmenverlust für Schuster. „Er war omnipräsent.“

FDP: Die Weiler FDP sieht sich angesichts des konstanten Wahlergebnisses vor Ort gestärkt. „Mit neuer Kraft und neuem Schwung“, gehe es in Richtung der nächsten Wahlen, nachdem das Totenglöckchen nun nicht mehr läute. Außerdem sei es schön, mit Christoph Hoffmann nun einen FDP-Bundestagskandidaten aus dem heimischen Wahlkreis zu haben. „Für Weil bringt das was. Nun gibt es eine zweite Stimme, die Anliegen nach Berlin zu bringen.“ Mit maximalem Einsatz und den richtigen Themen habe dies erreicht werden können. Die Jamaika-Koalition sei möglich, doch in Themenfeldern wie der Innenpolitik und der Umweltpolitik gebe es große Unterschiede zwischen Grünen und Gelben.

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