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Weil am Rhein Pures Hörvergnügen erzeugt

Weiler Zeitung
Bildtext: Stephanie Winkler (v.l.), Christian Wetzel , Sibylle Mahni, Volker Tessmann und Ulf-Guido Schäfer mit brillantem und traumhaft koordiniertem Spiel. Foto: Willi Vogl Foto: Weiler Zeitung

Das Ma’alot Quintett eröffnet den Markgräfler Musikherbst in der Evangelischen Kirche Alt-Weil

Von Willi Vogl

Weil am Rhein. Musik mit herausragenden Musikern verspricht der Markgräfler Musikherbst auch in diesem Jahr. Eröffnet wurde das Festival vom Ma’alot Quintett mit Stephanie Winkler (Flöte), Christian Wetzel (Oboe) Ulf-Guido Schäfer (Klarinette), Volker Tessmann (Fagott) und Sibylle Mahni (Horn) in der Evangelischen Kirche Alt-Weil. Auf dem Programm standen ein Originalwerk und zwei Bearbeitungen aus der Feder Ulf-Guido Schäfers.

In der Reihe hochrangiger Bläserquintette dürfte das Ma’alot Quintett dasjenige sein, das am deutlichsten jene gestalterischen Tugenden verkörpert, für die viele osteuropäische und asiatische Studenten ein Studium in Deutschland anstreben: Stilistische Differenzierung, die gleichermaßen etwa Klang, Artikulation oder Tempi im Blick hat. Die Lust, sich interpretatorisch an Spitzenkompositionen des musikalischen Erbes zu messen, führte Ulf-Guido Schäfer zu einer Reihe wirkungsvoller Bearbeitungen für „sein“ Quintett.

Ganz in der Tradition klassischer Harmoniemusiken erklang aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Cosi fan tutte“ die Ouvertüre und fünf Arien. Der Wechsel von flotten und akkuraten Artikulationen im Presto, bis zu traumhafter Kantabilität eines Andantes war bis in die Fingerspitzen beherrscht und erzeugte pures Hörvergnügen.

Zu den kompositorischen Schwergewichten nicht nur im Bereich Bläserquintett zählt Carl Nielsen. In seinem 1922 komponierten Quintett sind klassische und romantische Traditionslinien zu hören. bei den zerklüftetsten Stellen seiner Musik verlor man als Zuhörer den roten Faden. Die differenzierte Klanggebung aller Instrumente stand allzeit im Dienst des jeweiligen Charakters. Jedes noch so skurrile Motiv und jeder Ton fand hier seinen Platz und fügte sich wie selbstverständlich in weite frei schwingende Phrasen ein. Damit entstanden wahrhaft kapriziöse Marschcharaktere im Allegro ben moderato oder eine schrullig archaische Wirkung im Menuett. Im ausladenden Variationssatz schließlich zeigten sich die vorzüglichen Kammermusiker auch mit souveräner solistischer Attitude.

Schnelle Streicherfiguren erfordern auch bei Streichern große Konzentration zur deutlichen Darstellung. In der Regel sind viele dieser Figuren von Holzbläsern nicht angemessen darzustellen. Dem Ma’alot Quintett schienen solche Figuren nicht die geringste Mühe zu machen. Vielmehr zeigte sich durch das exzellente Spiel des Quintetts das ursprüngliche Streichquartett op. 44, Nr.3 von Felix Mendelssohn Bartholdy gleichsam unvermeidlich stärker atmend als im Original. Begleitfiguren legten scheinbar unabhängig von der Klangcharakteristik des jeweiligen Instruments einen dezenten harmonischen Teppich hinter den thematischen Vordergrund. Nach wildesten Ausbrüchen gelangten die vier Musiker innerhalb kürzester Zeit gemeinsam in intimste Klangregionen zurück. Im Scherzo bildeten knackige Artikulationen und vornehme Lieblichkeit einen Kontrast und im Molto allegro con fuoco wurde lustvolle Wildheit des Ausdrucks mit hellwachem Sinn für die thematische Hauptlinie inszeniert. Das alles war bewundernswert brillant.

Erwähnenswert waren die äußerst elegante Gestaltung der Hornistin und der bewusst inszenierte voluminöse Klang der Flötistin, die beide damit im besonderen Maße zu einer rundum überzeugenden Balance beitrugen.

Weitere Informationen: zu den Konzerten des Musikherbstes: www.markgraefler-musikherbst.de/

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