Die Haltinger Winzergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 80-jähriges Bestehen. Die Stadtführer Susanne Engler und Erik Wade nahmen dieses Jubiläum zum Anlass, im VHS-Programm einen historischen Rückblick anzubieten. Von Antje Gessner Weil am Rhein-Haltingen. Was hat sich seit damals in Sachen Weinbau verändert" Wie wirkte sich die Kriegszeit aus" Und wo stehen die Haltinger Winzer heute" Bei einem kurzweiligen Rundgang durch Haltingen und die Weinberge bis zum Winzerkeller bekamen die 60 Teilnehmer von der gelernten Winzerin Susanne Engler, die auch aus einer Winzerfamilie stammt, Antworten nicht nur auf diese Fragen. Eine Besonderheit: Eine halbe Stunde später bot Erik Wade einen Führung zum gleichen Thema auf Englisch an, an der 14 Personen teilnahmen. Die Haltinger Winzergenossenschaft wurde 1936 von den ortsansässigen Winzern gegründet. Vor allem sollte sie dem einzelnen Winzer Arbeitserleichterung durch das gemeinsame Wirtschaften bringen. Doch ehe die Winzergenossenschaft an Fahrt aufnehmen konnte, kam der Krieg ins Land. 1940 wurde die Haltinger Bevölkerung evakuiert, das Dorf lag bei der Rückkehr der Dorfbewohner im Juni 1940 in Trümmern und auch der Weinberg war schwer zerstört. Die Stadtführer zeigten Fotos der zerstörten Reblandschaft oberhalb der Kirche St. Georg. Noch während des Kriegs begannen die Haltinger mit dem Wiederaufbau des Rebbergs. Ein Gespann von sechs Pferden pflügte den Boden und ebnete ihn wieder ein, es wurden Wege gebaut, Drainagen gelegt, Rohre verlegt und gepfropfte Reben gesetzt – alles von Hand. Auch Kriegsgefangene halfen beim Wiederaufbau des Rebbergs, wo damals auch Gemüse angebaut wurde. 1943 wurde eine „Rebaufbaugenossenschaft“ gegründet, doch gegen Ende des Krieges, als immer mehr Männer eingezogen wurden, gingen die Arbeitskräfte aus. Als die Haltinger ein drittes Mal evakuiert werden mussten, stellte man die Rebaufbauarbeiten ein. So wurde während des Zweiten Weltkriegs kaum Wein produziert und das Wenige, das man hatte, wurde meist selbst getrunken. Erst nach 1947 kam der Haltinger Weinanbau wieder in Gang. 1950 war dann ein Jahr mit kräftigem Ertrag. Die Winzer bekamen Aufwind. 1955 begannen sie mit dem Bau des heutigen Winzerkellers, der damals noch einen Gemeinschaftskühlraum beherbergte. Viele Haushalte hatten keine Kühlschränke oder Kühltruhen und lagerten verderbliche Lebensmittel dort ein. Immer sonntags konnten die Leute ihre Lebensmittel bei Bedarf abholen. Häufig habe es sich wohl um den Sonntagsbraten gehandelt, meinte Engler. 1958 stellten die Haltinger erstmals einen Rotwein her. Im Jahr 1970 traten die Tüllinger Winzer in die Haltinger Winzergenossenschaft ein, während die Ötlinger mit der Bezirkskellerei Markgräflerland kooperierten. In den vergangenen Jahren hat sich so manches verändert. Statt des Fassweins wird überwiegend Flaschenwein verkauft, und der ist nicht mehr verkorkt, sondern mit Schraubverschlüssen versehen. Beim Herbsten haben viereckige Plastikcontainer die alten, runden Holzbottiche abgelöst. Weinsorten wie Grauburgunder, Rivaner und der rote Gutedel sind neu aufgetaucht ebenso wie der Winzersekt. Der direkte Verkauf an den Endkunden sei heute die Überlebensstrategie der kleineren Winzergenossenschaften, erklärte Engler. Im Anschluss an die Führungen gab es eine Kostprobe vom Haltinger Wein.