Weil am Rhein Romantik pur in Sang und Klang

Weiler Zeitung

Serenadenkonzert: Ötlinger Männerchor mit Traditions-Liederreigen im idyllischen Innenhof des „Café Inka“

Von Walter Bronner

Männerchorgesang überzeugt meist dann am stärksten, wenn das gesungen wird, was eigens für diese Besetzung komponiert wurde. Die aktuelle Chorliteratur ist da zwar nicht sehr ergiebig, umso mehr aber die Klangwelt der Romantik. Deren breit gefächertes Liederschaffen zählt seit eh und je auch zum Standardrepertoire des Ötlinger Männerchors, der am Samstag zum zweiten Mal zu einem sommerlichen Serenaden-Konzert eingeladen hatte.

Weil am Rhein-Ötlingen. Der Anlass sei als Ersatz für die früheren Familienabende gedacht, gab Vorsitzender Dr. Joachim Buck eingangs zu verstehen. Zugleich verwies er auf das 175-jährige Bestehen des Traditionsvereins, das nächstes Jahr festlich begangen wird und als dessen wichtigste Feiern ein Festgottesdienst im Januar, ein Frühjahrskonzert in der Kirche, das regionale „Festival der Chöre“ im Juli und ein Herbstkonzert mit dem befreundeten Chor aus Bartenheim (Elsass) bereits feststehen.

Ein Weinpräsent hatte Vorsitzender Buck für Mitsänger Hans-Dieter Stern mitgebracht, der seit 50 Jahren dem Chor angehört.

Als idealer Platz für ihre jetzige Serenade stand den Sängern der historische Innenhof des Café Inka mit seinem architektonisch pittoresken Ambiente, der großen Linde mittendrin und dem riesigen Haselnussstrauch an der Westmauer zur Verfügung. Schon allein diese Szenerie erinnerte an jene Idyllen, wie sie einst Moritz von Schwind virtuos illustriert und Joseph von Eichendorff poetisch verherrlicht haben. Das passende Liedgut dazu mit seinen eingängigen, immer wieder zum Mitsummen animierenden Melodien ist den Sängern wohlvertraut und wurde unter der aufmunternden Leitung von Markus Bertelsmann ebenso beschwingt wie klangschön dargeboten.

Anders als bei den „wichtigen“ Konzerten waltete bei diesen in drei Liedblöcke gegliederten Vorträgen gelöste Stimmung, die sich spontan auf das Publikum übertrug. Mit Hebels „Ne Gsang in Ehre…“, dem von Freiheitsdrang durchdrungenen „Flieg junger Adler“, dem hymnischen „Band der Freundschaft“ und dem Trinklied „Ergreift das Glas“ gaben die Sänger gleich zu Beginn die inhaltlichen Richtungen ihrer Serenade vor.

Der zweite Teil galt vor allem dem Lob des Rheinweins, unter anderem mit „Am herrlichen Strome…“ und „Im Weinparadies“. Dass es nicht in gleicher Weise dem Ötlinger Gutedel zugute kam, lag lediglich an der problematischen Reimfindung dazu. Doch wie auch immer: das Getränke- und Vesperangebot zum klangsinnlichen Vergnügen war von ebenso gediegener Qualität.

Desgleichen die instrumentalen Einlagen von Joel Waldvogel, dem Elsässer Organisten, Pianisten und Alleinunterhalter, der die Liedblöcke zwischendurch auf seinem diatonischen Akkordeon mit Schlagern der fünfziger und sechziger Jahre („Caprifischer“, „Tulpen aus Amsterdam“), beschwingten Musette-Walzern, Evergreens wie „La Paloma“ und auch etlichen karnevalesken Gassenhauern auflockerte.

Die Freuden und Leiden der Liebe („Die Rose“), melancholische Heimweh-Gefühle („Die alten Straßen noch“), Lebensbejahung allen Widerwärtigkeiten zum Trotz („Weg mit den Grillen und Sorgen…“) und Abstecher zu alten Hitparaden („Der wilde, wilde Westen…“) sowie in die Gefilde der Gospelsongs („Rock my Soul“) – und als Zugabe der „Bajazzo“ rundeten das zwanglose musikalische Beisammensein ab.

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