Zu einer Zeitreise durch die Geschichte der Kiesgrube Käppelin, die unter Naturschutz steht und 20 Hektar groß ist, hatte Thomas Schwarze vom Trinationalen Umweltzentrum als Gast-Stadtführer eingeladen. Mehr als 20 Teilnehmer aus Weil am Rhein, Efringen-Kirchen und der Schweiz waren der Einladung gefolgt – eine Resonanz, über die Thomas Schwarze selbst und Sabine Theil von den Stadtführern sich freuten. Von Adrian Steineck Weil am Rhein. Thomas Schwarze begann seine Reise in die Gegenwart der Kiesgrube Käppelin mit einem Sprung in das Jahr 1846, als in dem heutigen Naturschutzgebiet so genannte Wuhrgräben zur Bekämpfung von Schädlingen wie etwa Mäusen ausgehoben wurden. Noch mehr als 150 Jahre später, im Zuge der Landesgartenschau Grün 99, wurden im Mattfeld 97 Stellfallenreste aus dieser Zeit gefunden. Heute gibt es auf dem LGS-Gelände nur noch einen Wuhrgraben, der mit Folie nach unten hin abgedichtet ist, um das Grundwasser zu schützen. Mithilfe von Luftaufnahmen aus den 1940er- und 1950er-Jahren zeigte Thomas Schwarze, wie sich die Kiesgrube Käppelin im Laufe der Zeit verändert hat. „Vor der Landesgartenschau hatten wir hier viele schöne Kies- und Sandflächen, die die entsprechenden Tierarten anlockten“, erinnerte sich der Biologe. Heute hingegen gebe es in der Nähe des Kieswerks hauptsächlich Heckenbewohner, die auch andernorts anzutreffen seien. „Nicht alles, was grün ist, ist biologisch wertvoll“, legte Thomas Schwarze seinen Besuchern dar. Mit seiner souveränen und angenehm unaufgeregten Art ließ er die Geschichte der etwa 20 Hektar großen Kiesgrube Käppelin Revue passieren. In dem damaligen Kiesabbaugebiet der Firma Holcim, die zu jener Zeit noch Hupfer hieß, hatte der Schweizer Vogelkundler Georges Preiswerk bereits 1982 mit der Kartierung der dort vorkommenden, zum Teil seltenen Vogelarten begonnen. Noch heute ist Preiswerk ein- bis zweimal in der Woche auf dem Areal anzutreffen. „Seinem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass wir eine lückenlose Erfassung aller Vogelarten haben, die seit 1982 in der Kiesgrube Käppelin brüteten“, freute sich Thomas Schwarze. Mitunter sorgten diese Vogelarten für Aufregung in der Fachwelt, etwa als in den 1980er-Jahren die Singvögelgattung des Orpheusspötters hier entdeckt wurde, die damals sonst nur noch mit einer Brut im Saarland zu finden war. Wenngleich also spätestens 1984 klar war, dass die Kiesgrube Käppelin ein Refugium für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten darstellt, dauerte es doch fast 30 Jahre, bis das Areal im April 2003 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Bis 1998 baute die Firma Hupfer hier Kies ab, schon zuvor hatte der damalige Weiler Bürgermeister Klaus Eberhardt die Idee gehabt, im Zuge der Vorbereitungen auf die Landesgartenschau die Umweltschutzorganisationen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz unter einem Dach zu vereinen. „Der Streit um die Kiesgrube gab also den Ausschlag für die Gründung des Truz“, sagte Schwarze. In Form eines Quiz brachte der kundige Stadtführer seinen Zuhörern die in der Kiesgrube anzutreffenden Amphibien wie den Teichfrosch und den Fadenmolch nahe. Auch zeigte er die Grenzen des privaten Naturschutzes auf, denn wesentlich in ihrem Bestand gefährdete Amphibien wie die Gelbbauchunke lassen sich nur ansiedeln, wenn ein Teich gelegentlich völlig austrocknen kann. Denn das Wasser lockt Feinde der Kaulquappen wie etwa Libellen an. „Aber welcher Gartenbesitzer will schon einen Teich, der austrocknet"“, fragte Thomas Schwarze. Zugleich brach der passionierte Umweltschützer eine Lanze für Brach- und Ödflächen, die es in der Kiesgrube Käppelin reichlich gibt, denn: „Jeder Lebensraum hat seine Arten.“ Wald- und Ufergebiete gebe es in Weil am Rhein genügend, aber für Arten wie die Ödlandschrecke, die auf Sand- oder Schotterflächen zuhause ist, gebe es oft zu wenig Lebensraum. „Ohne den Kiesabbau gäbe es viele Arten hier nicht“, machte Schwarze deutlich und appellierte an die sichtlich faszinierten Besucher, so genannte Ödflächen nicht als „Leerstellen in der Natur“ zu betrachten. Reger Beifall war dem Biologen nach 90 Minuten für seinen engagierten, kurzweiligen Vortrag sicher. Wer an einer Umweltschutzaktion des Truz in der Kiesgrube Käppelin teilnehmen möchte oder sich für eine Führung interessiert, findet unter www.truz.org weitere Informationen