Weil am Rhein Sich klimafreundlich fortbewegen

Weiler Zeitung
Mit Beispiel voran: Wann immer es geht, benutzt Erster Bürgermeister Christoph Huber das Fahrrad. Foto: Siegfried Feuchter Foto: Weiler Zeitung

Mobilitätskonzept: Auftaktveranstaltung für die Bürger am Mittwoch / Was die Stadt erreichen will

Von Siegfried Feuchter

„Weil am Rhein macht’s – Die mobile Stadt der Zukunft“ heißt das Motto des neuen Bürgerbeteiligungsprozesses, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Die Auftaktveranstaltung ist am kommenden Mittwoch um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses.Im ersten Teil der Veranstaltungsreihe geht es um ein klimafreundliches Mobilitätskonzept. Was es mit dem Konzept auf sich hat und was es bewirken soll, wollte unsere Zeitung vom Ersten Bürgermeister Christoph Huber wissen.

Weil am Rhein will eine mobile Stadt der Zukunft werden. Was heißt das konkret?

Wir sind alle mobil, das heißt in Bewegung. Jeder bewegt sich dabei anders, und wir nutzen unterschiedliche Arten der Fortbewegung. Einmal sind wir Fußgänger, dann wieder Radfahrer, ein anderes Mal nutzen wir das Auto, dann wieder die Bahn, die Tram oder den Bus. Und wir erwarten in der jeweiligen Fortbewegungsart optimale Nutzungsbedingungen.

Welche?

Barrierefreie Gehwege, gut ausgebaute und vorfahrtsberechtigte Radwege, breite Straßen mit genügend Parkplätzen, Carsharing, Ladestationen für die Elektromobilität, pünktliche Bahnen, Trame und Busse mit einem guten Angebot. Seit dem Wirtschaftswunder in den frühen 1960er Jahren hielt der motorisierte Individualverkehr Einzug in unser Leben. Und dieser wurde überwiegender Teil der Stadtplanung. Aus der damaligen Sicht zu Recht. Mit der Veränderung der Rahmenbedingungen muss der Ansatz jedoch neu gedacht werden.

Wie zum Beispiel?

Wie oft fuhr 1965 zwischen Weil am Rhein und Lörrach ein Zug? Wie viele sind es heute? Wie oft zwischen Haltingen und Kandern? Welchen Fahrkomfort bot damals ein Fahrrad, welchen bietet es heute? Wer dachte an Menschen mit einer eingeschränkten Mobilität? Wie viele Menschen passierten damals die Zollübergänge in Weil am Rhein zur Schweiz? Wie viele sind es heute?

Und jetzt will sich die Stadt mit dem klimafreundlichen Mobilitätskonzept für die mobile Zukunft rüsten.

Wir wollen von den Menschen in unserer Stadt wissen, wie sie sich vorstellen, sich künftig in der Stadt fortbewegen zu wollen und welche Rahmenbedingungen sie dabei für erforderlich erachten. Es geht auch um die Sensibilisierung des Einzelnen, im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beizutragen, eine klimafreundlichere Fortbewegungsart zu wählen. Letzten Endes hat das auch mit Lebensqualität zu tun.

Was kann der Einzelne leisten, was die Stadt?

Um einem möglichen Irrtum von vorneherein entgegenzu- treten: Das klimafreundliche Mobilitätskonzept hat nicht zum Ziel, dass ab sofort jeder nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein soll. Natürlich wäre es sehr zu begrüßen, wenn möglichst viele auf klimafreundliche Fortbewegungsarten umsteigen würden. Die Stadt macht ihrerseits mit den Infrastrukturen, die sie schafft, entsprechende Angebote. Etwa durch die barrierefreie Erschließung der Bahnsteige im Bahnhof über den Dreizack. Oder mit dem Bahnhofsteg in Haltingen, wo sich die Stadt stark für den Bau von Aufzuganlagen eingesetzt hat. Oder nehmen Sie die Dreiländerbrücke, eine der regional wohl größten Einzelmaßnahmen für Fußgänger und Radfahrer. Das öffentliche Parkhaus bei Endress+Hauser ist für Autofahrer, die in die Schweiz wollen. Es könnte allerdings noch besser frequentiert werden.

Die beste Infrastruktur nützt aber nichts, wenn sie nicht genutzt wird.

Genau. Eine Infrastruktur ist nur dann erfolgreich, wenn sie auch angenommen wird. Nicht selten stelle ich fest, dass viele Einwohner gar nicht wissen, wie viele Alternativen es gibt, um nicht mit dem Auto unterwegs sein zu müssen. So gibt es täglich zwischen Haltingen und Weil am Rhein an die 100 Verbindungen mit Bus und Bahn.

Ein verändertes Mobilitätsverhalten kann nur gelingen, wenn die Bürger mitgenommen werden. Was erwarten Sie von der Bürgerbeteiligung?

Ich sehe den Beteiligungsprozess unter drei wesentlichen Aspekten: Information über vorhandene Alternativen der Fortbewegungsmöglichkeiten in der Stadt, aber auch in das Umland, Sensibilisierung für ein verändertes Mobilitätsverhalten und Aufschluss darüber, wie die Stadt, also Gemeinderat und Verwaltung, dazu beitragen kann, dass sich mehr Menschen dazu entschließen, klimafreundlicher unterwegs zu sein.Um ein möglichst breites Ergebnis zu erhalten und um vielen die aktive Teilnahme zu ermöglich, haben wir auch den Online-Fragebogen entwickelt (www.soscisurvey.de/weilamrhein). Als großer Arbeitgeber werden wir auch ein betriebliches Mobilitätsmanagement entwickeln, um die klimafreundliche Mobilität zu fördern.

Was erwartet die Bürger bei der Auftaktveranstaltung am Mittwoch? Können sie sich auch einbringen?

Die Auftaktveranstaltung ist ganz klar eine Mitwirkungsveranstaltung. Jeder darf sich gerne aktiv beteiligen. Es wird nicht den erhobenen Zeigefinger geben und es wird nicht über die „bösen Autofahrer“ gesprochen werden. Ich kann nur herzlich einladen, dieses von Gemeinderat und Verwaltung gemachte Angebot anzunehmen – und sich auch ein wenig überraschen zu lassen.

Was soll am Ende des Bürgerbeteiligungsprozesses stehen? Ein geändertes Mobilitätsverhalten und damit weniger Individualverkehr in der Stadt?

Wir haben bewusst auf eine Befragung im Vorfeld verzichtet, um den so genannten Modal-Split, also die Aufteilung des Mobilitätsverhaltens in die Art und Weise der Fortbewegung, abzufragen. Natürlich würden wir es sehr begrüßen, wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt feststellen können, dass mehr Menschen sich klimafreundlicher fortbewegen. Das ist auch unser Ziel und, ich sage das sehr bewusst, auch unser Anspruch.

Spielt die Elektromobilität auch eine Rolle?

Natürlich. Man kann und darf das Ganze nicht auf eine mögliche Verringerung des Individualverkehrs reduzieren. Auch der Individualverkehr kann klimafreundlich unterwegs sein, wie die Elektromobilität zeigt. Die ist klimafreundlicher als der Benziner oder der Diesel und auch deutlich leiser als herkömmliches Autofahren. Häufig wird nämlich der Autoverkehr deshalb als störend empfunden, weil er laut ist.

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