Von Jasmin Soltani Weil am Rhein. In den 20 Hotel- und Gasthöfen der Stadt ist im vorigen Jahr so manches Zimmer leergestanden: 10 000 Übernachtungen weniger als 2013 meldete das statistische Landesamt. Gleichwohl steigt die Bettenkapazität durch Um- und Neubauten. Und im Haltinger „Grieloch“ gibt es Interesse an einem weiteren Hotel-Neubau. Wie passt das zusammen und was sagen die Hoteliers dazu" Insgesamt 1018 Betten haben die konzessionierten Beherbergungsbetriebe in der Stadt voriges Jahr angeboten. Nicht in die Statistik eingeflossen sind Betriebe mit weniger als zehn Betten und Anbieter von Ferienwohnungen. Um 35 Prozent wird die Bettenzahl steigen, wenn der Ausbau im Rheinhotel Dreiländerbrücke im Rhein-Center und der Bau der Hotelkette B&B am Friedlinger Zoll vollendet sind. Im Rheinhotel entstehen bis September 80 neue Zimmer. Der Betrieb wird dann 130 Zimmer anbieten. Geschäftsführer Hans-Jürgen Sellent hat 2014 keinen bedeutenden Rückgang gespürt und sieht die Hotelbetriebe durch weitere Neubauten nicht gefährdet. „Mit gestiegenem Potenzial können auch größere Gästekreise bedient werden“, ist er überzeugt. Er setzt auch auf den starken Franken, der den Hoteliers mehr Geschäftskunden aus Deutschland bescheren dürfte, die in Basel zu tun haben und das hohe Schweizer Preisniveau scheuen. Skeptischer ist der Altweiler „Schwanen“-Wirt Hansi Ritter: „Der Verdrängungswettbewerb schmerzt.“ Sein Betrieb sei zwar zu Messezeiten ausgelastet, übers Jahr hinweg bemerke er aber einen Rückgang. „Die Leute schauen mehr aufs Geld.“ Vor allem Wochenendtouristen würden seltener. „Woher sollen die Gäste für all die zusätzlichen Zimmer kommen"“, fragt er. Angesichts einer Bettenauslastung von 33 Prozent im Landkreis bezweifelt er, dass neue Betriebe wirtschaftlich über die Runden kommen. Auch Peter Biechele vom „Rebstock“ in Haltingen würde „nicht in ein Hotel investieren“. Er muss selbst in Messezeiten nicht mehr so viele Kunden wegschicken , wie früher. Die 16 Zimmer im Landgasthof seien unter der Woche mit 70 Prozent ausgelastet, aber an Wochenenden sei die Belegung deutlich schwächer. Zu bedenken sei, dass nicht nur in Weil neue Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden, sondern auch im Umland und „sehr viele in Basel“. „Mehr Konkurrenz können wir nicht brauchen“, findet auch Andreas Ott vom Hotel Leopoldshöhe mit 35 Zimmern. Die Kapazitäten seien ausreichend, sogar bei den Basler Messen gebe es neuerdings in vielen Hotels freie Zimmer. Man merke deutlich, „dass die Leute sparen“, sagt Ott, der eine Zimmerauslastung von 60 Prozent im Jahr angibt. Firmen aus dem weiteren Umland forderten von ihren Mitarbeitern, zum Messeaufbau anzureisen und nicht vor Ort zu übernachten. Keine Bedenken wegen neuer Hotels hat Hansjörg Wöhrle. Der Altweiler „Adler“-Chef ist mit der Auslastung seiner 26 Zimmer „sehr zufrieden“. Allerdings spürt auch er, dass Durchreisende „zunehmend wegfallen“ und dass Firmen, vor allem deutsche, immer mehr sparen. So sei er dankbar um den 70-prozentigen Anteil an Schweizer Kunden. „Jeder Neue, nimmt einen Stück vom Kuchen weg“, findet Dieter Moser von der „Krone“ in Haltingen. Dessen Gästehaus mit 22 Zimmern bleibt nach dem Abriss des Gasthauses bestehen. Moser setzt auf den Stammkundenkreis, den er in 15 Jahren aufgebaut hat. Gelassen sehen dafür Fritz Poysel vom Hotel Fritz mit 22 Zimmern in Friedlingen und Thomas Bayer vom Hotel Central mit 50 Zimmern auf der Leopoldshöhe die Ausbaupläne. Sie geben die Zimmerauslastung mit 70 bis 80 Prozent übers Jahr an – vor allem Dank der guten Kontakte zu Firmen, die zumeist langfristig buchen. Für Bayer steht denn auch fest: „Der Bedarf ist da.“