„Underground“ und Himmelsnähe

Von Gabriele Hauger

Regio. Eine zusätzliche Galerie – das verträgt die Regio durchaus. Mit Spannung ist daher der neue und besondere Ausstellungsort zu erwarten, den der Fotograf Rolf Frei derzeit in Haltingen konzipiert.

In dem denkmalgeschützten Gebäudeensemble im Eimeldingerweg, wo Freis Großvater einst Villa und Werkstätten der Elektra Markgräflerland bauen ließ, ließ Frei ein lichtdurchflutetes Bürogebäude entstehen. Nun stachen ihm zwei früher als Lager genutzte Räume ins Auge, die in ihrer robusten Schlichtheit und Authentizität geradezu ideal für Kunstausstellungen seien. „Hier lenkt nichts von der Kunst ab“, so Frei. „So beeindruckend viele Museen auch sind: Oft stiehlt die Architektur der Kunst die Show.“ Dies wird in seiner neuen Galerie „Frei Raum Für Kunst“ nicht der Fall sein. An den schmucklosen, groben Steinmauern können die Arbeiten ihre Wirkung voll entfalten: Frei hat schließlich etwas zu zeigen – nicht nur eigene, mit der Kamera festgehaltene Kunstwerke, sondern die Arbeiten von Kunstfreunden und -bekannten.

Unter dem vielschichtigen Titel „Underground“ wird er im April nächsten Jahres die erste Ausstellung eröffnen. Fotografie, Malerei, Grafik und Skulpturen von extrem unterschiedlichen Künstler-Persönlichkeiten sind zu sehen. Neben ihm zeigen 21 Künstler jeweils eine Arbeit. „Alle, die ich angeschrieben habe, sagten sofort zu.“ Darunter sind viele bekannte Namen wie Jürgen Brodwolf, Bernd Göhring, Johannes Beyerle, die Schweizer Fotografen Kurt Wyss und Max Galli, der Israeli Niv Tishbi oder Dominik Labhardt, der anschließend eine Einzelausstellung mit spektakulären Island- und Grönland-Fotografien zeigen wird. Im Herbst nächsten Jahres wird dann Bernd Göhring seine Skulpturen ausstellen, die zwischen dem kargen, zum Teil unverputzten Mauerwerk sicherlich bestens zur Geltung kommen werden, freut sich Frei.

Wer vor der Eröffnung der neuen Galerie schon mal mehr vom Fotografen Rolf Frei sehen möchte, muss sich in luftige Höhen begeben: In der im Hochschwarzwald in Feldberg-Falkau gelegenen Galerie Angela Lenz zeigt er derzeit erstmals Fotoarbeiten unter dem Titel „Wolkenbilder“. Die Wolke als Wolke, nicht als Beiwerk einer Landschaftsfotografie hat ihn dabei fasziniert. Inspiriert wurde er zu diesem Thema auf einem Flug über Afrika. Wolken, sich stets ändernde flüchtige Gebilde, vergänglich und die Fantasie anregend sind vielfach Thema in der Kunst. Rolf Frei beobachtete die luftigen Gebilde genau, und drückte erst dann auf den Auslöser, wenn sie ein von ihm gewünschtes Bild formten, das sein Fotografenherz bewegte.

Entstanden sind beeindruckende Arbeiten, die vom dramatischen, an Tizian erinnernden geballten Wolkenereignis bis zum filigranen Wolkenhauch reichen. Bei seinen Wolkenlandschaften kommen „echte Landschaften“ – wenn überhaupt –nur am Rande vor. Der Entstehungsort der Bilder ist zudem laut Frei unwichtig.

Neben den Wolkenbildern wird in der noch bis 13. Dezember dauernden Ausstellung zudem das Fotoprojekt „Eroticizing“ gezeigt. Mit seinem luxenburgischen Fotografen- und Studien-Freund Lé Sibenaler tauscht sich Rolf Frei seit Jahrzehnten täglich aus. Früher per Brief, heute per E-Mail, entstanden aus diesem intensiven Künstler-Dialog immer wieder anregende Gedanken, die in Fotoausstellungen und Bildbände mündeten. So auch die jetzt in Feldberg-Falkau präsentierte bibliophil gestaltete Bildmappe mit zehn Bildpaaren. Vom Titel „Eroticizing“ könnte man hier auf erotische menschliche Darstellungen schließen. Irrtum. Bäume und Baumformationen, Äste, weiblich anmutende Rundungen, an Körper erinnernde Strukturen werden einander gegenübergestellt. Es sind sozusagen „erotische Baumkompositionen“.

Finissage zu dieser spannenden Ausstellung ist am Sonntag, 13. Dezember, um 16 Uhr mit einem Künstlergespräch mit Rolf Frei. Danach wird er sein künstlerisches Augenmerk ganz auf die Organisation seiner neuen Galerie legen können.