Heilig Abend, 19 Uhr. Die Familien sitzen daheim vor dem festlich geschmückten Baum, essen zusammen oder packen Geschenke aus. Viele Menschen erleben Geborgenheit. Ganz anders in der Notunterkunft für Flüchtlinge beim Haltinger Sägischopf. Weil am Rhein-Haltingen (sc). Martin und Andreas, die beiden Wachmänner, machen ihre Streife durch die beiden hell erleuchteten Wohnzelte. An den Tischen sitzen die Menschen, die Heimat und Verwandte zurückgelassen haben, die sich in Deutschland eine Zukunft, sicher vor Krieg, Vertreibung und Armut erhoffen. In kleinen Gruppen finden sich Männer, manche wirken müde und traurig. Familien mit kleinen Kindern blicken scheu, ein Lächeln, ein Kopfnicken, ein Gruß. Es ist still in den Zelten. Von den vier Küchencontainern her weht ein Duft nach köstlichem Essen, in den Spülküchen wird Geschirr gewaschen. Daneben zwei Container mit abschließbaren Schränken, in denen die Lebensmittel sicher verwahrt werden können. „Die Mitbewohner sind sehr angenehm“, sagt Martin. Er ist Meister im Beruf Schutz und Sicherheit und arbeitet bereits seit 35 Jahren in diesem Beruf. Andreas hat die Sachkundeprüfungen im Bereich Schutz und Sicherheit abgelegt, er ist seit zwölf Jahren Sicherheitsmann. Um 19 Uhr ist nach zwölf Stunden Arbeitszeit Dienstschluss, dann fahren die Männer heim, um mit ihren Familien Weihnachten zu feiern. Am nächsten Morgen um 7 Uhr geht die Schicht, die jeweils in Zweier-Gruppen durchgeführt wird, weiter. Für Schutz und Sicherheit Tatjana kommt. Sie übernimmt für die nächsten zwölf Stunden Aufsicht mit einem weiteren Kollegen. Seit 2006 arbeitet die ehemalige Soldatin der Bundeswehr in diesem Beruf. Die Aufgabe der Sicherheitsleute beinhaltet: den Schutz von außen zu gewährleisten und bei einem Konfliktfall schlichtend einzugreifen. Die Anwesenheit soll der Heimleitung den Rücken stärken, und sie gibt sowohl den Bewohnern als auch den Anwohnern ein Sicherheitsgefühl. Flüchtlinge sind dankbar Die Flüchtlingsunterkunft wurde bereits von den Sicherheitsleuten betreut, als sich diese noch im Bau befunden hat. In dieser Phase hätten sich Anwohner zum Gespräch eingefunden, um ihre Ängste zu artikulieren und nach den Erfahrungen der Wachleute zu fragen, berichtet Martin. „Mir macht meine Arbeit Freude“, sagt er. Die Menschen zeigten sich dankbar für jede Form der Unterstützung. Oft käme es zu Gesprächen, auch Fotos von den daheim gelassenen Familien werden gezeigt. Das Heimweh und die Sorge um die Familienangehörigen in der Heimat wiege schwer. Dann holt Martin seine Familienfotos heraus und es wird offensichtlich: Hier begegnen sich Menschen, die die gleichen Sehnsüchte und Wünsche an das Leben haben. „Den Menschen im Gegenüber sehen ist das Wichtigste“, sagt Martin. Verständigen kann er sich in englischer Sprache, seine Frau sei aus Marokko, spreche arabisch und unterstütze ihn sehr, wenn es darum ginge, mit den Menschen in den Zelten zu kommunizieren. Andreas spricht ebenfalls englisch, und Tatjana beherrscht die türkische und kroatische Sprache. Die Arbeit sei nicht mit dem üblichen Sicherheitsdienst zu vergleichen, da sind sich die zwei Sicherheitsmänner einig. Gerade an diesem Abend war die Fähigkeit der Diplomatie und Umsicht gefragt. Sunnitische Flüchtlinge hatten aus Anlass von Mohamends Geburtstag einen festlichen Tisch gerichtet. Plötzlich fehlten einige Dinge auf diesem Tisch. Hier waren die Wachmänner zur Stelle, um für Ruhe und Frieden zu sorgen, was ihnen auch gelang. Vertrauen aufbauen und Ansprechpartner sein, wenn die Ehrenamtlichen und Sozialarbeiter nicht da sind, ist vordringliche Aufgabe. Hilfe beispielsweise beim Umgang mit dem Handy geben oder Hilfe zu leisten, das mache Freude. „Unser Beruf ist sehr abwechslungsreich“, sagen die Sicherheitsleute. Gemeinsames Essen Die Flüchtlinge werden beispielsweise für die kommende Silvesterknallerei sensibilisiert. Im Übrigen mache „der Ton die Musik“, sagt Martin und zitiert das Sprichwort: „Wie man in den Wald hineinruft, so tönt es zurück“. Sehr gut ist auch am Nachmittag des Heiligabends um 16 Uhr das gemeinsame Essen der Flüchtlinge zusammen mit Heimleiter Bernhard Heyl und dessen Familie sowie mit einigen ehrenamtlichen Helfern aus dem Willkommenskreis angekommen. Es gab ein schmackhaftes Linsengericht.