Von Carina Stefak Weil am Rhein. Deutschland soll bis 2050 klimaneutral werden – ein Ziel, das Bund und Länder nicht allein erreichen können. Auch die Kommunen müssen mitziehen, und Weil am Rhein will mit einem Klimaschutz- und Mobilitätskonzept seinen Beitrag leisten. Die Stadt fasst neben Eigeninvestitionen auch Fördermittel ins Auge; der Weg dorthin wurde im Bau- und Umweltausschuss beleuchtet und von diesem befürwortet. Die Möglichkeiten, auf kommunaler Ebene das Klima zu schützen, sind vielfältig: So kann eine Stadt bei Bauleit- und Verkehrsplanung, eigenen Liegenschaften und eigenem Fuhrpark, Abfall, Abwasser und Straßenbeleuchtung direkt sowie auf Haushalte, Konsum, Gewerbe, Industrie, Landwirtschaft und Verkehr immerhin indirekt Einfluss nehmen. Weil die Lage schnell unübersichtlich wird, müssen Schwerpunkte gesetzt werden. „Strategischer Klimaschutz in Weil am Rhein“ lautete denn auch die Überschrift des Kurzvortrags von Michael Fuder vom Energiemanagement-Büro Merkwatt in Braunschweig – und der Titel ist Programm. Genau dies hat Weil nämlich bisher trotz eines breiten Maßnahmenpakets nicht: eine konzeptgestützte Strategie. Das soll sich künftig ändern. Der Hintergrund: Auf Antrag von SPD und Grünen war die Verwaltung Anfang 2013 aufgefordert worden, die vielen Einzelmaßnahmen der Stadt in einem gesamthaften Klimaschutzkonzept zur Energiewende zu bündeln. Der Fokus sollte dabei auf der Energieeffizienz öffentlicher Gebäude, der energiepolitischen Zielsetzungen in Bebauungsplänen, der Nutzung von Solarenergie für die Wärme- und Stromgewinnung sowie Mobilitätskonzepten liegen. Angestrebter Planungszeitraum waren fünf Jahre. Die Ausgangslage: Weil am Rhein hat hinsichtlich des Klimaschutzes schon einiges getan: Fuder nannte das Energiemanagement in den eigenen Liegenschaften, die Beteiligung an der Energieagentur, die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik und das Fahrradkonzept. Allerdings seien diese Aktivitäten „eher punktuell und durch Einzelinitiativen erfolgt“, so Fuder. Eine auf die ganze Stadt bezogene Betrachtung fehlt laut Bürgermeister Christoph Huber bislang. Das Ziel: Die Stadt strebt eine „strategisch angelegte Klimaschutz- und Energiepolitik“ an und will in einem gemeinsamen Prozess zwischen Verwaltung Gemeinderat ein praxisnahes Konzept aus einem Guss. Dies soll in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Klimaanpassung erarbeitet werden und alle Bereiche der Verwaltung einschließen. Der Weg: In einem Kreislaufmodell stellte Michael Fuder die ersten und weiteren Schritte vor: Erste Phase ist die Orientierung mit einer Einstiegsberatung der Kommune, um den Ist-Zustand des Energieverbrauchs zu dokumentieren, Einsparpotenziale auszuloten und Ziele zu formulieren. Es folgt die Phase der Strategieentwicklung, bei der Datenmaterial ausgewertet, Potenziale erörtert und Maßnahmen geplant werden. In der Umsetzungsphase werden Personal und Finanzen bereitgestellt. Begleitend wird das Prozedere evaluiert. Der Partner: Das Büro Merkwatt berät und begleitet neben Politik und Wirtschaftsunternehmen auch öffentliche Institutionen hinsichtlich Klimaschutz und Mobilität. Bürgermeister Christoph Huber und Merkwatt-Geschäftsführer Michael Fuder waren bei der kommunalen Klimaschutzkonferenz in Berlin ins Gespräch gekommen. Daraufhin wurde Merkwatt beauftragt, die Stadt bei der Beantragung der vom Bund zu 65 Prozent geförderten Einstiegsberatung mit Frist 31. März zu unterstützen. Merkwatt wird nach Bewilligung der Mittel die Erstberatung übernehmen. Die Kosten: Von den Beratungskosten in Höhe von 15 000 Euro bleibt nach Abzug des 65-prozentigen Zuschusses ein Eigenanteil von 5250 Euro für die Stadt. Auch nach der Orientierungphase gibt es Fördermittel von Bund und Ländern, die teils aufeinander aufbauen. Kommt die Stadt in die Strategiephase, gibt es Geld für Klimaschutzkonzepte, in der Umsetzungsphase werden Investitionen wie die Einstellung eines Klimaschutzmanagers bezuschusst. Ein solcher wäre auch für Weil denkbar: „Da ein Klimaschutzkonzept langfristig angelegt ist, sollte ein Klimaschutzmanager Teil der Verwaltung sein“, sagte Fuder. Er unterstützt deren verschiedene Bereiche aus energie- und klimaschutzpolitischer Sicht. Dafür müsste mindestens eine halbe Stelle neu geschaffen werden, so Fuder. Der Fahrplan: Die Einstiegsberatung ist beantragt, Fuder geht davon aus, dass sie im Sommer oder Herbst beginnen kann. Im August 2016 soll sie abgeschlossen sein. „Mit Blick auf die Frist für die weitere Mittelbeantragung sollte die Erstberatung aber schon im März 2016 soweit gediehen sein, dass die Stadt weiß, was sie will.“