Weil am Rhein Whitehorse und die Kunst in Weiß

Weiler Zeitung

Kunst: Schneeskulpturenkünstler aus Weil am Rhein holen dritten Platz bei Wettbewerb in Kanada

Als „Team Germany Black Forest“ haben die Ötlinger Lothar Luboschik und Andreas Enderlin mit Mike Schneider aus Märkt beim Schneeskulpturenwettbewerb in Kanada den dritten Platz eingefahren. Lothar Luboschik lässt die Ereignisse Revue passieren und gibt dabei Einblicke in die Arbeit mit diesem besonderen Material.

Wie kommt es zur Teilnahme an einem Schneeskulpturenwettbewerb?

Bei den meisten Wettbewerben muss man sich vorher bewerben. Schon im Sommer entwirft man ein Modell aus Ton, das man beim Veranstalter einschickt. Das Motiv der Schneeskulptur muss etwas noch nie Dagewesenes sein, etwas, das noch kein anderer Künstler umgesetzt hat. Wird man angenommen, plant man die Teilnahme und bereitet die Reise vor – je nach Zahl der Wettbewerbe, denn während der Saison reiht sich einer an den anderen, Woche für Woche, auf der ganzen Welt.

Sie waren schon bei mehreren Schneeskulpturenwettbewerben in Amerika, Japan oder China. Was ist in Kanada besonders?

Normalerweise gelten strenge Regeln, Teamstärke und Werkzeug sind vorgeschrieben. Meist nehmen zehn bis 16 Teams teil. In Kanada hingegen gibt es keine Vorgaben. Der Organisator Donald Watt lässt den Teilnehmern völlig freie Hand – er vertraut darauf, dass sie etwas gutes hervorbringen. Wer überhaupt teilnimmt, entscheidet Watt. Er ist selbst Schneekünstler und jede Menge unterwegs. Bei anderen Wettbewerben sieht er, was die Teilnehmer machen und lädt diejenigen, deren Arbeit ihm gefällt, zu seinem eigenen Wettbewerb ein. Mich hatte er vor drei Jahren angesprochen und nach Whitehorse eingeladen. Diesmal habe ich es geschafft (lacht).

Das Reisen von Wettbewerb zu Wettbewerb ist sicher kostspielig. Im Fall des Organisators in Kanada handelt es sich aber um eine Einladung.

Richtig. Donald Watt übernimmt die Flugtickets für bis zu drei Teammitglieder. Theoretisch kann man aber mit mehr Leuten anreisen – dann eben auf eigene Kosten.

Kommen die Teilnehmer immer aus typischen Schneeregionen?

Kanadier, Koreaner und Japaner sowie Teilnehmer aus den USA sind regelmäßig da. Aber auch Mexiko und Argentinien sind vertreten und es hat schon Wettbewerbe mit australischen und hawaiianischen Teams gegeben.

Wie läuft die Teilnahme am Wettbewerb genau ab?

Insgesamt ist man eine Woche vor Ort, in Kanada waren es sogar nur drei Tage. Montag ist üblicherweise Anreise, Sonntag geht es zurück. Die reine Arbeitszeit an der Skulptur beträgt 68 Stunden.

Was macht das Arbeiten mit Schnee aus?

Ich würde sagen, es ist ähnlich wie beim Bildhauen, nur muss man mit Schnee schneller arbeiten als mit Stein. Man geht von oben nach unten vor, und jeder weiß was er zu tun hat. Absprachen sind dabei sehr wichtig.

Gibt es auch Pannen?

Es kann passieren, dass die Skulptur bricht, je nachdem was man macht oder wie die Bedingungen sind. Die Temperatur spielt eine entscheidende Rolle. Es wird immer wärmer auf der Welt. Wir sind von Zürich nach Vancouver geflogen und von dort weiter nach Whitehorse. Stundenlang sieht man nur Eis und denkt, dass es wahnsinnig kalt sein muss. Minus 20 bis minus 25 Grad wären zu dieser Jahreszeit normal, wir hatten acht bis neun Grad plus.

Ist es schwierig, ohne Vorgaben künstlerisch tätig zu sein, oder kommt Ihnen das gerade recht?

Für uns Deutsche ist es schwierig, ohne Regeln klarzukommen und völlig frei zu arbeiten. Denn es gibt endlos viele Möglichkeiten, was Formen und Zusatz-Materialien angeht, man kann beispielsweise Metall einbauen.

Sie haben sich für ein Motiv entschieden, in dem Licht eine große Rolle spielt.

Ich wollte etwas außergewöhnliches machen und habe mich mit der Frage beschäftigt, wie man es hinkriegt, eine Skulptur zu schaffen, mit der der Betrachter interagieren kann. So haben wir die ganze Installation mit Leuchtkörpern bestückt und ein Touchpad installiert, auf der man seine Hand auflegen kann. Der Handabdruck und die jeweilige Temperatur sorgen dann dafür, dass die Skulptur illuminiert wird und ein bestimmtes Programm mit Licht und Musik abläuft.

Diese Kombination aus Licht und Musik hat keinen Selbstzweck, sondern eine besondere Bedeutung. Ihre Skulptur hat den Namen „Be One – Werde eins“: Können Sie erklären, was dahinter steckt?

Es wird die Geburt der Skulptur inszeniert. Wir Schneekünstler sagen, die Skulptur steckt schon im Schneeblock – man muss sie nur herausarbeiten. Durch das Zusammenwirken von Skulptur, Beleuchtung und musikalischer Begleitung, die durch die Interaktion mit dem Betrachter entsteht und jedes mal anders ist, wird sie erst zum Leben erweckt. Kunst und Betrachter werden eins.

Das klingt auch nach einer technischen Herausforderung – gerade in dieser kalten und nassen Umgebung.

Man braucht jemanden, der was von Software versteht. Mike Schneider hat das Programm geschrieben und auch praktische Vorkehrungen getroffen – etwa die LEDs mit wasserdichten Hüllen versehen. Und er war auch in Kanada vor Ort. Mike war bei der Installation dabei und für die Umprogrammierungen zuständig: 2 400 Lämpchen können einzeln angesteuert, Farben ausgewählt und gemischt und auch die Lichtstärke angepasst werden.

Ihr Team hat den dritten Platz gemacht. Sind Sie mit ihrem Werk zufrieden?

Die Kombination aus Skulptur und Illuminierung war sehr aufwändig, weil wir die fertige Skulptur für das Anbringen der Beleuchtung wieder aufschneiden und zumachen mussten. Zweieinhalb Tage haben wir für die Skulptur gebraucht, einen halben für das Licht. Dadurch hat die Feinarbeit gelitten und das haben die Fachleute gesehen. Dennoch haben wir viel Lob von der Jury erhalten.

Die Saison 2016 ist rum, haben Sie schon Pläne?

Nächstes Jahr möchte ich nach Japan. Dort habe ich vor elf Jahren meinen ersten Schneeskulpturenwettbewerb bestritten. Und ich möchte bei einem europäischen Wettbewerb mitmachen. Das habe ich noch nie gemacht, denn bislang war das Ziel immer, so weit weg wie nur möglich zu kommen. Es ist spannend, andere Ecken der Welt zu erkunden, denn man erlebt immer was Neues. Und man lernt viel über andere Kulturkreise, weil man auf sehr persönliche Weise mit Einheimischen in Kontakt kommt.

  Die Fragen stellte Carina Stefak

 www.impossible-solution.de,

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