Frei nach Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ brachte die Theater-AG des Kant-Gymnasiums am Montagabend im Haus der Volksbildung eine eigene Interpretation des Konflikts um Liebe, die an äußeren Umständen zu scheitern droht, auf die Bühne. Von Daniela Buch Weil am Rhein. „Wir reißen Mauern ein!“ hatten die Schüler als Untertitel für das in weiten Teilen selbstverfasste Theaterstück gewählt. Familienangehörige, Schulkameraden und Lehrer waren zur gelungenen Aufführung gekommen, und spendeten dem Ensemble am Ende einen verdienten, minutenlangen Schlussapplaus. „Sie hat uns durch schwierige, nervige und auch lustige Zeiten geführt“, bedankten sich die Mitglieder der Theater AG bei ihrer Lehrerin Natascha Hahn. Dreht es sich in Shakespeares Original um die zwei verfeindeten mächtigen Familienclans Montague und Capulet, die ihren Streit erst nach dem tragischen Selbstmord ihrer Kinder beenden, so stellte die Theater AG soziale Unterschiede als Hindernis in den Mittelpunkt. Soziale Unterschiede „Es ist die Geschichte einer Theatergruppe, die soziale Unterschiede überwinden kann“, fasste Natascha Hahn die Botschaft zusammen, und zeigte sich stolz auf ihre Theater-AG der Mittel- und Oberstufe, die in jeder freien Minute seit Beginn des Schuljahres geprobt und durchweg motiviert gewesen sei. Als Mauerstücke bemalte Kartonwürfel, die nach jeder Szene um- und neu zusammengesetzt wurden, dienten als Kulisse und symbolischer Ausdruck der Hindernisse, die es zu überwinden galt. Die Handlung spielte auf zwei Ebenen. Im Vordergrund stand die Theatergruppe eines Gymnasiums, die für die Aufführung von „Romeo und Julia“ probt. Die Schlüsselszenen des Klassikers kamen denn auch auf die Bühne, quasi als Spiegelbild für die gegenwärtigen Geschehnisse rund um die Theaterschüler. Das tödliche Degenduell zwischen Mercutio, Tybalt und Romeo zum Beispiel wird dabei zur Schlägerei auf einer Geburtstagsparty. Nur noch wenige Proben bleiben der Theatergruppe bis zur Premiere, die Zeit drängt, aber kein geeigneter Romeo Darsteller ist in Sicht. Konfrontationen An der Hauptschule nebenan ist ein Schüler, der nicht nur passenderweise den Namen Romeo trägt, sondern auch ein Schauspieltalent besitzt. Er übernimmt die Rolle im Stück, doch die Sticheleien und feindseligen Konfrontationen setzen sich fort. „Scheiß Gymnasiasten“ und „Assi Hauptschüler“ werfen sich die Kontrahenten an den Kopf. Die Romanze der beiden Hauptdarsteller sorgt für weiteren Verdruss im Umfeld. Julias Mutter findet die Familie Romeos – Eisverkäufer in vierter Generation - unter ihrem Niveau. Romeos Vater bezeichnet sie im Gegenzug als „reich, arrogant und streitsüchtig“. Gemeinsam eine tolle Aufführung gemeistert zu haben, lässt die rivalisierenden Schüler schließlich Frieden schließen. Romeos Vater und Julias Mutter sitzen in der ersten Reihe nebeneinander, kommen ins Gespräch und helfen gemeinsam, die Mauerstücke der Kulisse wegzuräumen. Lisa-Marie Eichholz war in der Rolle der Julia zu sehen, Chantal Rutkowski als Romeo, Michael Debus als Romeos Vater und Linda Burger als Julias Mutter sowie als Theaterschüler Barbara Mazurkiewicz, Sina Scheil, Sarah Himmelsbach, Tabea Liesert, Annika Christiansen, Lina Wasner, und Kevin Schüle. „Wo Mauern eingerissen werden, können auch wieder Blumen wachsen“, sagte Kant Direktor Dr. Martin Haas nach der Aufführung und überreichte einen Blumenstrauß an Natascha Hahn. Den Stoff von „Romeo und Julia“ neu zu bearbeiten, steht in langer Tradition.