Weil am Rhein „Wir wollten das Fest schon absagen“

Weiler Zeitung
Erfahren und souverän: Festchef Reinhard Schmid organisiert zum 45. Mal das Altweiler Straßenfest. Foto: Weiler Zeitung

InterviewReinhard Schmid organisiert das Straßenfest zum 45. Mal mit viel Engagement und Herzblut

Weil am Rhein (sif). Das 47. Straßenfest in der Altweiler Hinterdorfstraße wird Oberbürgermeister Wolfgang Dietz am kommenden Freitag mit dem offiziellen Fassanstich eröffnen. Für Reinhard Schmid wird es das 45. Fest sein, das er federführend mit viel Herzblut und Engagement organisiert. Aber für den Festchef steht fest: In drei Jahren, wenn das 50. Straßenfest stattfindet, wird Schluss sein, wie er im Gespräch mit Siegfried Feuchter sagt.

Hatten Sie jemals gedacht, dass Sie so lange das Straßenfest organisieren werden? 

Natürlich nicht, ich wollte das auch gar nicht. Doch immer wieder haben mich Vereine gebeten weiterzumachen. Und plötzlich sind 45 Jahre daraus geworden. Ich weiß gar nicht, wo die Zeit geblieben ist.

Das 50. Altweiler Volksfest in drei Jahren wird noch unter Ihrer Regie laufen. Oder?

Als die Stadtmusk überraschend ihr Ausscheiden vom Straßenfest angekündigt hat, war ich drauf und dran aufzuhören. Dieser Rückzug hat mich getroffen, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war schon frustriert. Wir vom Organisationsteam wollten das Straßenfest absagen, doch die Vereine haben uns ermuntert weiterzumachen. Sie seien schließlich auf die Einnahmen angewiesen. Doch ich habe deutlich gemacht, dass mit dem 50. Straßenfest in drei Jahren für mich endgültig Schluss ist. Bis dahin müssen die Vereine einen Nachfolger gefunden haben.

Wie kam es damals zum Straßenfest?

Die Hinterdorfstraße war mehr als ein Jahr wegen Bauarbeiten gesperrt. Nach Abschluss der Arbeiten haben die Geschäftsleute Walter Meier, Joachim Lindow und Manfred Harr die Initiative für ein Fest ergriffen, um zeigen, dass die Hinterdorfstraße wieder geöffnet ist und die Geschäfte angefahren werden können. Vereine und Cliquen haben das mitbekommen und sich angeschlossen. Daraus wurde das erste Straßenfest. Nach dem zweiten Fest gab es in der „Chläbi“ eine Sitzung zur Optimierung der Veranstaltung. Dabei habe ich ein paar Vorschläge gemacht – und schon war ich mit 19 Jahren der Organisator. Die ersten zehn Jahre dauerte das Fest vom Samstagnachmittag bis Sonntagabend, danach wurde es auf drei Tage ausgedehnt. Der Aufwand ist mehr oder weniger derselbe, ob das Fest zwei oder drei Tage dauert.

Ist Ihnen ein Fest in besonderer Erinnerung geblieben?

Das 20. Straßenfest, denn es gab damals einen Festumzug mit zwei Sechsspännern. Gustav Walter hatte die Pferde von Brauereien organisiert. Stadtmusk und Feuerwehr liefen in Uniformen mit, während Fasnachtscliquen ihre Kostüme trugen. Ein besonderer Hingucker beim Umzug war der Klientierzuchtverein, deren Mitglieder in Hasenlarven mitliefen. Das Straßenfest hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Natürlich, das ist doch ganz normal. Man muss sich stets aktuellen Gegebenheiten anpassen. Allein schon wegen der zunehmenden Bebauung entlang der Hinterdorfstraße waren wir zu Änderungen gezwungen. Freie Plätze sind weggefallen, statt Buden gibt es mehr Zelte und Verpflegungstände – bedingt auch durch die wachsenden Vorschriften. Hinzu kommt, dass die Vereine nicht mehr auf so viele freiwillige Arbeitskräfte zurückgreifen können.

Für eine Belebung und Aufwertung haben die kulturellen Beiträge gesorgt, die das Kulturamt seit einigen Jahren beisteuert. Das stimmt. Dafür bin ich Tonio Paßlick auch dankbar, denn diese Beiträge sind eine Bereicherung. Überhaupt unterstützt uns die Stadt stark. Im Rathaus hat man immer ein offenes Ohr, wenn wir mit einem Anliegen kommen. Hätten wir diese Unterstützung nicht, dann wäre ich heute nicht mehr im Organisationsteam. In der Vergangenheit sind immer wieder Vereine abgespungen, sei es aus Personalmangel, sei es, dass geklagt wurde, Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis mehr. Wir waren mal 19 Vereine, heute sind es noch zwölf, die das Straßenfest bestreiten, sowie noch ein paar andere Teilnehmer. Wenn jemand sagt, es würden nur noch 800 Euro hängen bleiben, dann macht er etwas falsch. Wir hatten im vergangenen Jahr rund 20 000 Besucher an den drei Festtagen. Das zeigt doch, dass die Leute gerne hierher kommen.

Ist der Organisationsaufwand in all den Jahren größer geworden?

Er ist nicht größer geworden, aber einfacher – dank E-Mail. Außerdem habe ich mit René Winzer und Gabi Eberhardt sehr gute Unterstützung, wir sind ein eingespieltes Team. Jeder weiß, was zu tun ist, jeder kann sich auf den anderen verlassen. Dann ist organisatorisch für das kommende Wochenende alles in trockenen Tüchern" Im Prinzip schon. Ich muss nur noch den einen oder anderen Sponsor kontaktieren. Dank dieser Sponsoren und dank der Unterstützung durch Stadt kommen wir finanziell über die Runden.

Also kann das Fest starten.

Ja, ich freue mich, wenn es so weit ist und der OB am Freitag das erste Fass Bier ansticht.

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