Weil am Rhein Zahl der Obdachlosen steigt

Weiler Zeitung
Mitgliederversammlung des Vereins „Hilfe für Wohnsitzlose“: (von links) Stefan Heinz (Leiter des Erich-Reisch-Hauses Lörrach, Caritas Fachverband AGJ), Vorsitzende Christel Stauß, Kassiererin Barbara Huber und Oliver Killmann, Ansprechpartner in der Wärmestube. Foto: Daniela Buch Foto: Weiler Zeitung

Wärmestube: Pro Monat kontaktieren 741 Menschen die Einrichtung / Auf Spenden angewiesen

Die Zahl der Obdachlosen und der Haushalte, die von Wohnungsverlust bedroht sind, steigt. Um den Betrieb der Einrichtung „Wärmestube“ zu sichern, muss der Verein „Hilfe für Wohnsitzlose“ auf Erspartes zurückgreifen.

Weil am Rhein. Einen Antrag auf Zuschuss bei der Stadt zu stellen, schließt der Vorstand bislang jedoch aus. 20 bis 25 Mittagessen werden derzeit im Schnitt von Montag bis Freitag zum Preis von jeweils 1,50 Euro ausgegeben – leisten kann sich selbst das nicht mehr jeder, wie ein Hinweis am Eingang schließen lässt: „Man kann nicht beim Küchenpersonal anschreiben lassen.“ Die Zahl der regelmäßigen Besucher in der Wärmestube ist binnen drei Jahren von 37 auf 55 Personen angestiegen, wie die Bilanz der Mitgliederversammlung am Dienstagabend zeigte. An Besucherkontakten wurden 2013 im monatlichen Durchschnitt noch 475 gezählt, zwischenzeitlich sind es bereits 741, darunter nicht nur Obdachlose, sondern auch von Armut betroffene Menschen. Umso wichtiger seien die angebotenen Überlebenshilfen mit Kleiderkammer, Mittagessen, sanitären Anlagen und Waschküche, betonte Oliver Killmann, Leiter der Wärmestube.

Medizinische Versorgung

Zur medizinischen Versorgung kommt zweimal im Monat eine Ambulanz, die ausschließlich über Spenden finanziert wird. Die ambulante Fachberatung wird über den Landkreis finanziert. Ziel sei es eigentlich, die Wärmestube täglich zu öffnen, doch mussten die Öffnungszeiten im Vergleich zu früheren Jahren mangels Betreuer sogar verkürzt werden. Unter der Woche ist die Wärmestube von 8 bis 16 Uhr geöffnet, donnerstags nur bis 14 Uhr. Sonntags ist die Wärmestube ganztags geschlossen. Die Vermittlung von Notschlafplätzen im Erich-Reisch-Haus in Lörrach wurde von 22 Personen wahrgenommen.

Zehn Helfer

Aus dem Kreis der Obdachlosen leisteten zehn Helfer 3861 Stunden unentgeltliche Mithilfe zur Aufrechterhaltung des Betriebs. Um erweiterte Öffnungszeiten anbieten zu können, würden schon zwei bis drei ehrenamtliche Helfer ausreichen, schätzt Stefan Heinz vom Caritas Fachverband AGJ. Rund 17 000 Euro Spenden sind im letzten Berichtsjahr eingenommen worden. Zusammen mit den von den Nutzern geleisteten Beiträgen für Mittagessen, Wäschewaschen oder Duschen beliefen sich die Einnahmen auf 25 000 Euro. Für den Betrieb der Wärmestube inklusive Nebenkosten sind jährlich jedoch 27 000 Euro notwendig. Die Differenz wird den Rücklagen entnommen.

Neben dem Einbau einer neuen Eingangstür und von 24 Spinden wurden zwei Hundeboxen, ein neuer Trockner und einige Rucksäcke angeschafft, ein Fenster und die Spülmaschine instandgesetzt sowie eine Reparatur an den Duschen und Abwasserleitungen durchgeführt.

Höhere Kosten

Für die gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutzmaßnahmen, die 2017 umgesetzt werden sollen, muss von Kosten in Höhe zwischen 7000 und 9000 Euro ausgegangen werden. Zusätzlich steht eine Elektroanlagenprüfung an. Die Stadt Weil am Rhein beteiligt sich nicht an den Betriebskosten der Wärmestube.

Ohne Zuschuss der Stadt

Vorsitzende Christel Stauß beharrte in der Versammlung auf der seit der Gründung des Vereins im Jahr 1994 verfolgten Linie, keinen Zuschuss bei der Stadt zu beantragen, solange es noch gehe. Auf die Anmerkung aus der Versammlung hin, dass Spenden allein keine kalkulierbare Finanzierungsgrundlage und nicht absehbar seien, räumte Stauß ein, dass der Verein eben deswegen kein Personal beschäftigen und bezahlen könne.

Finanziert wird aus dem städtischen Haushalt die 2014 eingerichtete Fachstelle für Wohnungssicherung, um Beratung bei Mietschulden und Räumungsklagen zu bieten und weitere Obdachlosigkeit zu verhindern. Die Sprechstunde von Sylvia Ziegler ist einmal wöchentlich mittwochs von 13 bis 15 Uhr. Der Bedarf ist hoch.

Wohnungssicherung

Bis Oktober 2016 wurden allein in diesem Jahr 49 Haushalte gezählt, in sechs Fällen konnten die Betroffenen in der Wohnung bleiben, in zehn Fällen konnte ein Umzug vermittelt werden. „In Weil am Rhein ist der Wohnungsmarkt hart umkämpft. Angesichts der Lage werten wir das Ergebnis als Erfolg“, stellte Stefan Heinz fest.

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