Seit über einem Jahr drehen sich die Räder der Wittlinger Bärenfelsermühle wieder. Statt Getreide oder Kakao zu mahlen, wird heute Strom aus Wasserkraft erzeugt. Von Silke Hartenstein Wittlingen. Erstmals beteiligte sich die Mühle am Deutschen Mühlentag, und viele Besucher nutzten die Gelegenheit zur Besichtigung der Wasserkraftanlage und des stattlichen Areals mit seinen historischen Gebäuden und der zum Wohnhaus umgebauten denkmalgeschützten Scheune. Den Mühlentag hatten die 23 Bewohner mit Hausflohmarkt, Kuchenbuffet und dem Ausschank von Kaffee und kalten Getränken einladend gestaltet. Eine kleine Ausstellung mit Fotos von Klaus Kämpf aus Lörrach erinnerte daran, wie sich die Jahrhunderte alte Scheune vor deren Umbau präsentierte, für die kleinen Besucher gab es im Stall am Rand des Areals Ziegen und Hühner zu sehen. „Es ist der Wahnsinn“, sagte Eigentümer Sebastian Kaltenbach über den unerwartet guten Zuspruch, mit maximal 70 Besuchern habe er gerechnet. Es wurden deutlich mehr. Sie hatten Glück, denn bei der Führung zur Wehranlage stellte Kaltenbach fest: „Am Sonntag ging wegen des hohen Wasserstands gar nichts“. Auch am Pfingstmontag brauste das Wasser mit Macht durch das Flussbett der Kander und den abzweigenden Mühlenkanal. An dieser Stelle wurde die aus dem Jahr 1916 stammende Wehranlage ertüchtigt und seit Beginn des vergangenen Jahres treibt ein großes Wasserrad die Turbine zur Stromerzeugung an. Die Höchstleistung, so Kaltenbach, seien sieben Kilowatt pro Stunde, das zweite Wasserrad direkt bei der Mühle liefere zwölf Kilowatt maximale Leistung, beide zusammen deckten etwa 70 Prozent des Strombedarfs der sieben Haushalte auf dem Anwesen, die Wärmepumpenheizung in der vormaligen Scheune mit gerechnet. Das Recht auf Nutzung der Wasserkraft der seit 1506 bestehenden Bärenfelsermühle stammt noch aus großherzoglichen Zeiten. Es sei ein langwieriger Weg zur Verwirklichung des Wasserkraftprojekts gewesen, meinte Sebastian Kaltenbach. Unter anderem galt es, den Weg am Mühlenkanal zum Wehr wieder herzustellen: „Hier war Urwald“. Nun werde die ins Stromnetz eingespeiste regenerative Energie gemäß Erneuerbare Energien Gesetz mit 12,6 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Auch die Fische in der Kander haben etwas davon, denn die Anlage eines Fischpasses war an den Bau der Wasserkraftanlage beim alten Stauwehr gekoppelt.