Wittlingen Wittlingen verlegt seine Glasfaserkabel ohne die Telekom

Weiler Zeitung

Gemeinde muss mit 750 000 Euro für modernes Internet rechnen / Zusammenarbeit mit dem Zweckverband des Landkreises

Wittlingen (jut). Wittlingens Bürgermeister, Gemeinderat und Bürger sind mittlerweile bekannt für ihre „Geht-nicht- gibts-nicht“-Mentalität. Das wird nun auch für den Endausbau eines eigenen Glasfasernetzes gelten, der die Gemeinde rund 750 000 Euro kosten könnte.

„Die Summe schockt mich nicht, wir haben die Sanierung der Eichholenstraße gestemmt, weil wir dafür viel Geld angespart hatten, jetzt stemmen wir die Kirchstraßensanierung, und in zwei, drei Jahren haben wir, wenn es finanziell weiter gut läuft, auch die Summe für den Endausbau eines Glasfasernetzes zusammen“, zeigte sich Bürgermeister Michael Herr zuversichtlich.

Bisher Funkverbindung

Die Summe von 750 000 Euro war von Paul Kempf vom Landratsamt Lörrach genannt worden, der im Gemeinderat für den Beitritt der Gemeinde zum Zweckverband Breitbandversorgung Landkreis Lörrach warb, der sich im September 2015 endgültig als juristische Person konstituieren wird. Die Gemeinderäte entschieden einstimmig, dem Zweckverband beizutreten und den Auftrag für die Planung eines Ortsnetzes zu vergeben.

Eine bessere Versorgung mit schnellem Internet brennt den Wittlingern – und hier besonders denen, die ein Gewerbe im Ort angemeldet haben oder von zu Hause aus arbeiten – unter den Nägeln. Das war bei den Zuhörern zu spüren, die in den Schulungsraum des Feuerwehrgerätehauses gekommen waren. Insbesondere die Uploadraten seien „unterirdisch“, die Funkverbindung störanfällig, lauteten die Rückmeldungen der Bürger. In Wittlingen und in Schallbach bietet derzeit die Firma Stiegeler aus Schönau per Funksignal schnelle Internetverbindungen an. Offenbar aber kommt es immer wieder zu Ausfällen und auch Schwankungen im Netz. Und: „Die angebotenen 16 oder 50 Megabits pro Sekunde werden oftmals nicht erreicht“, beschwerte sich eine Zuhörerin.

Zwar hat die Gemeinde keinen Vertrag mit der Firma Stiegeler, aber viele Bürger. Und: Die Firma Stiegeler hat mehrere der sechs Wittlinger Kabelverzweiger-Kästen (KVZ), die für den Breitbandausbau benötigt werden, reserviert. Stiegelers Verdienst sei, dass erst über diese Firma überhaupt ein etwas schnelleres Internet im Ort möglich geworden sei, meinte Kempf.

Sauer auf die Telekom

Allerdings stehe die Firma nun auch in der Pflicht, denn sie habe nur noch bis Ende 2016 Zeit, die Verbindungen leistungsfähig auszubauen. Passiere das nicht, müsse sie auch die KVZ freigeben. Getan habe sich hier noch nichts, meinte Herr.

Gemeinderäte und Bürger fanden es „extrem ärgerlich“, dass sie durch die Umwandlung des ehemaligen Staatskonzerns Telekom in eine auf Gewinn angelegte Aktiengesellschaft „nun ein eigentlich komplett abgeschriebenes und dem Bürger gehörendes Netz nochmal finanzieren, um es auf dem Land leistungsfähig zu machen“.

Ohne schnelles Internet habe das Wohnen und Arbeiten auf dem Land und damit auch in Wittlingen keine Zukunft, war man sich in der Runde einig. (Wir berichten noch ausführlicher.)

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