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Wohnungsnot Stadt Lörrach will Wohnungen über Parkplätzen bauen

Bernhard Konrad
Ein potenzielles Wohnquartier: der Raum über dem Parkplatz neben der Wintersbuckhalle Foto: Berrnhard Konrad

Not macht erfinderisch: Die Stadt Lörrach will der anhaltenden Wohnraumknappheit auch mit der Überbauung geeigneter städtischer Parkplätze entgegenwirken. Die Stellplätze für Autos werden weitgehend erhalten. Das Pilotprojekt ist in der Wintersbuckstraße vorgesehen.

Wohnraum bleibt nachgefragt in Lörrach – insbesondere zu bezahlbaren Konditionen, so Alexander Nöltner, Fachbereichsleiter „Stadtplanung“ in der Vorlage für den Ausschuss für Umwelt und Technik am Donnerstag.

Die Rahmenbedingungen

Ziel der 2016 gestarteten Wohnraumoffensive ist die Bereitstellung von 2500 Wohnungen bis zum Jahr 2025, also durchschnittlich 250 im Jahr. Das ohnehin schon ambitionierte Unterfangen wurde zuletzt durch hohe Baupreise, gestiegene Zinsen und anspruchsvolle Umsetzungsvorgaben noch schwieriger: Die Anzahl der Bauanträge geht zurück.

Nun beschreitet die Verwaltung gemeinsam mit der Städtischen Wohnbau Lörrach neue Wege: In der ohnehin von Flächenknappheit geprägten Lerchenstadt soll die Innenverdichtung durch die Überbauung von Parkplätzen vorangetrieben werden. Damit würde Wohnraum geschaffen und die meist eher tristen Areale aufgewertet. Zudem sei auf den neuen Gebäuden verpflichtend eine Fotovoltaikanlage vorgesehen. Und: Darüber hinaus seien Dachbegrünungen denkbar. Gelungene Beispiele für diese Form der Bebauung gebe es bereits in München.

Die Rechtsgrundlage

Das Baulandmobilisierungsgesetz hat die Rechtsgrundlage zur zügigen Umsetzung solcher Vorhaben geschaffen.

Mit diesem besteht für Kommunen die Möglichkeit, „für in Bebauungsplänen festgesetzten Parkplätzen ohne komplexe und aufwendige Planungsverfahren neuen Wohnraum zu schaffen“ erläutert der Fachbereichsleiter.

Das Pilotprojekt

In einer Analyse hat die Stadt in Frage kommende Flächen erfasst. Als erstes Projekt ist das Areal an der Wintersbuckstraße neben der Wintersbuckhalle vorgesehen. Durch die Gebietsstruktur und das Bauvorhaben „Neue Mitte Nordstadt“ der Wohnbau sei ein urbanes Umfeld vorhanden, in dem eine städtebauliche Nachverdichtung verträglich sei. Angedacht sei ein Gebäude in Holzbauweise. Auf dem Platz selbst und seinem Umfeld müssten keine Bäume gefällt werden, betont Nöltner.

Die Städtische Wohnbau fungiere als „Gewährträger für eine hohe bauliche und soziale Qualität“ in der Umsetzung der Planungen. Maßnahmen wie modulares Bauen mit der Nutzung vorgefertigter Elemente könnten zudem helfen, Bauzeiten zu verkürzen und die wirtschaftliche Tragfähigkeit besser zu erreichen.

Der Parkplatz soll den jetzigen Nutzern – insbesondere Schulen und Sportvereinen – weiter zur Verfügung stehen. Dem durch die Wohnungen entstehenden Parkdruck könne die Stadt durch einen möglichst niedrigen Stellplatzschlüssel und die Vergabe von Parkplätzen begegnen, die von der Wohnbau bislang nicht vermietet werden konnten, so Nöltner auf Nachfrage.

Die Neue Mitte Nordstadt

Unterdessen erläuterte Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Wohnbau Lörrach, im Gespräch mit unserer Zeitung, dass unter den aktuellen Rahmenbedingungen keine günstigen Mietwohnungen gebaut werden könnten. Für eine Kostendeckung seien Mieten in der Größenordnung von 15 (gefördert) bis 20 Euro (frei finanziert) pro Quadratmeter Wohnfläche im Monat erforderlich.

Diese Bedingungen wirkten sich auch auf das Projekt „Neue Mitte Nordstadt“ aus. Indes wurde das Vorhaben in stabileren Zeiten unter günstigeren Rahmenbedingungen aufgegleist. Angesichts der bereits erbrachten Arbeitsleistungen und der im Vorfeld investierten Beträge in dieses wichtige Projekt der Wohnraumschaffung war ein Abbruch keine Option.

Obwohl nochmals Fördermittel gesichert werden konnten und sich die meisten Grundstücksflächen im Eigentum der Wohnbau Lörrach befanden, werde mit den angestrebten moderaten Mieten keine auskömmliche Wirtschaftlichkeit erreicht, so Nostadt. Dies, obwohl sich die Dinge in der Baubranche zuletzt wieder etwas positiver entwickelt hätten.

Die Wohnbau werde die Mieten zunächst über etliche Jahre quer subventionieren müssen, sagte er. Ziel bleibe die Bereitstellung von gefördertem Wohnraum (139 von 224 Wohnungen) von unter zehn Euro Miete pro Quadratmeter und zwischen 12 und 13 Euro für nicht geförderten Wohnraum (85 Wohnungen).

Weitere Parkplätze

Weitere Überdachungen von Parkplätzen sind unter anderem an folgenden Orten vorgesehen: Parkschwimmbad, Hauptfriedhof, Meisematt und Hugenmatt.

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