Zell im Wiesental Ausgeklügelter Verteidigungsgürtel als Schutz gegen Angreifer

Markgräfler Tagblatt
Auf der Wandertafel am Eingang des Alemannenweges in Zell sind zwei Grenzsoldaten abgebildet, ein französischen Grenadier (links ) und ein vorderösterreichischer Grenzwächter, die an die ehemalige Grenze erinnern.                                                                                        Foto: Paul Berger Foto: Markgräfler Tagblatt

Schanzen-Vortrag von Werner Störk / Mehrheit der Bevölkerung erfuhr in der Barockzeit großes Leid und Elend

Zell-Adelsberg (ue). Geschichte lebendig machte Werner Störk bei einem gut besuchten Vortrag in Adelsberg über die teilweise heute noch vorhandenen Schanzanlagen im Zeller Bergland.

Gleichzeitig zeigte er politische Zusammenhänge und die unmittelbaren Auswirkungen auf das Leben der Menschen damals auf. Während die Zeit des Barocks (1575 bis 1770) vielfach als eine Epoche prächtiger Architektur und Kunst, aber auch von Musik, Literatur und Mode, wahrgenommen wird, ging Werner Störk auch die Schattenseiten der Barockzeit und deren Folgen ein.

Dem üppigen Lebensgenuss der Herrschenden standen auf der andern Seite nicht selten unvorstellbares Leid und Elend, die neben Krankheit und Seuchen viele Menschen in der damaligen Zeit heimsuchten, auch kriegerische Auseinandersetzungen gegenüber. Die barocke Wirklichkeit: Neben einer Elite, etwa drei Prozent der Bevölkerung, fristeten 97 Prozent ihr Leben als rechtlose Leibeigene.Die große Mehrheit der Bevölkerung litt nicht nur unter den vielfach grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest. Auch Religionsauseinandersetzungen sowie Erbfolgekriege und der Dreißigjährige Krieg verwandelten Europa immer wieder in ein riesiges Schlachtfeld.

Nicht verschont von solchen Auseinandersetzungen blieb auch der Südwesten, wie von Werner Störk zu erfahren war. So waren es vor allem die französischen Truppen, die aus ihren gut gesicherten Festungen in Hueningen und Neuf-Brisach immer wieder die rechtsrheinischen Reichsgebiete militärisch heimsuchten. Nicht nur zahlenmäßig waren die Soldaten im Breisgau, im Markgräflerland sowie in den vorderösterreichischen Gebieten den Angreifern aus Frankreich hoffnungslos unterlegen. Auch was die jeweilige Bewaffnung der Truppen anging, gab es deutliche Ungleichgewichte.

Um die Verteidigung der rechtsrheinischen Reichsgebiete kümmerte sich in dieser Zeit besonders Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, auch bekannt als „Türkenlouis“. Er organisierte den Widerstand gegen die französischen Truppen von seinem Rastatter Schloss aus. Vor allem mit Schanzanlagen, meist bestehend aus einem ausgeklügelten System aus Erdwällen und Wallgraben, aber auch einfachen Befestigungen wie Bäumen und Hecken, wollte man den Angreifern möglichst hohe Verluste zufügen.

Dass ein solches Verteidigungssystem, für deren Errichten die Bauern vor Ort harte Fronarbeit leisten mussten, vielfach funktionierte, belegen die zahlreichen Schanzen rund um Zell. Während die Orte Schopfheim und Schönau immer wieder Hauptziele für die fremden Angreifer waren, blieb Zell von größeren Angriffen weitgehend verschont. Gefechte in und um Zell gab es in den Jahren 1796 und 1799.

Die Schanzen, die damals den mittleren Abschnitt im Wiesental sicherten, kamen – mit Ausnahme der Sternenschanze am Brühl (heutiger Grendelsportplatz ), auf den Höhen rund um das Wiesentalstädtchen Zell gehäuft vor. Neben dem Adelsberger Hausberg, vielen Zellern heute noch immer als „Schänzle“ bekannt, bildeten die Wüstmatt-Schanze am Zeller Blauen, die Hebelschanze auf der Raitbacher Höhe, die Kühloch- sowie die Gebetsmühlköpfe-Schanze in Adelsberg und die Rümmelisbühl-Schanze in Gresgen einen regelrechten Verteidigungsgürtel rund um die Schwanenstadt.

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