Zell im Wiesental Der Wolf kann nicht Fahrstuhl fahren

Markgräfler Tagblatt
Die „Bure zum Alange“ kamen im Schwyzer Schopf gut an. Fotos: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Kabarett: „Bure zum Alange“ begeistern im Schwyzer Schopf / Hürus Didi löst sein Versprechen ein

Von Hans-Jürgen Hege

„Full house“ meldete die Vogtei Schwyz, lange bevor Nikolaus König und Wolfgang Winterhalder als „Bure zum Alange“ im Schopf in der Schwarznau mit schrägem, fast schon schwarzem Humor Schwanks aus ihrem gestressten Dasein als Landwirt und Kurgast in den Höhenlagen des Schwarzwalds erzählten.

Zell. Es war der dritte ausverkaufte Auftritt der „Bure zum Alange“ bei der Vogtei Schwyz. Geboten wurde wiederum ein humoristisch-kabarettistischer und auch kritischer Blick durch die Klarsichtbrillen echter Landwirte hinter die Kulissen der von Vorschriften und Gesetzen gegängelten Zunft der Bauern. Der etwas derbe, aber überaus bauernschlaue Hinterwäldler Nikolaus König und sein Gast Wolfgang Winterhalder, der seit 40 Jahren im Hochschwarzwald Güllenduft und Heidelbeeren genießt, machten keinen Bogen um die große Politik oder das Tagesgeschehen, das die Menschen rund um ihre Heimat Breitnau umtreibt.

Da war etwa der Wolf, den die Städter gerne im Schwarzwald sähen, den man dort aber gar nicht haben will, wie das Beispiel des berühmt-berüchtigten Tiers zeigt, das im Schluchsee sein Leben aushauchte – erschossen, wie die einen sagen, am Bauch aufgeschlitzt und mit Backsteinen gefüllt, wie die Kabarettisten behaupteten, ehe sie auf die gravierenden Unterschiede zwischen Stadt und Land hinwiesen: „Von den oberen Etagen der Hochhäuser herab wäre ich auch viel eher für einen Wolf. Schließlich kann der nicht Fahrstuhl fahren“, sagte König und wollte wissen, warum man die Städte so vehement gegen Ratten verteidigt.

Städter Winterhalder alias „Hermann Schwaderlappen“ musste für seine Ansichten büßen, kapierte aber wegen seiner nicht ganz so ausgeprägten Kenntnisse der alemannischen Sprache nicht, was gemeint war, als ihm auf Königs Hof angedroht wurde: „Sie kriege bald emol der Ranze voll.“ Im Gegenteil. Der Rheinländer schürte den Vorsatz der Bauern mit einem strahlenden: „Da freu ich mich drauf.“ Seiner Meinung nach war die Ankündigung deftiger Prügel ein Hinweis auf ein Abendessen à la „all you can eat auf alemannisch“.

Schließlich lag er auch mit seiner Meinung falsch, dass „geteerte Flächen die Erde vor den Bauern schützen“, dass „Betonieren und Teeren praktizierter Bodenschutz“ sei und dass es den Bauern nicht an Ausgleichsflächen mangle: „Die Mittelstreifen auf Autobahnen könnten zum Anbau von Obstplantagen genutzt, die Flächen in Kreiseln beackert werden“, riet er dem „überzeugten Güllefahrer“ Nikolaus König, der aus Erfahrung zu wissen glaubte: „Wenn jemand die Gülle, die ich diskret getarnt verteile, nicht sieht, dann stinkt sie auch nicht.“

Die Gäste der Schwyz erlebten einen beschwingten Abend, der mit der Teileinlösung einer Wette von Hürus „Dieter us de Kirchstroß“ und seines Begleiter Christoph Köpfer schnell in Schwung gekommen war. Die beiden Barden brachten ihre Zuhörer schnell auf die nötige Betriebstemperatur. Der kostenlose Auftritt resultierte aus dem Kappenabend der Schwyzer im Februar, bei dem es Hürus Didi nicht gelungen war, die ihm zugeteilten Aufgaben zu erfüllen.

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