Zell im Wiesental „Die Erfinder von Irisette“

Markgräfler Tagblatt
Andreas Müller hielt im Textilmuseum einen farbigen Vortrag über Dore und Georg Färber, die Erfinder der Marke Irisette. Foto: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Vortrag von Andreas Müller über Dore und Georg Färber / Name geht auf griechische Göttin zurück

Zell (hjh). Manche habe es geahnt, nur wenige wussten es. Aber die überwiegende Mehrheit der Gäste saß am Mittwoch ohne jeden blassen Schimmer im Saal des Textilmuseums und ließ sich von dem überraschen, was Andreas Müller im Auftrag des Katholischen Bildungswerkes zum Thema „Dore und Georg Färber - die Erfinder von Irisette“ ausgegraben hatte.

Die zahlreichen Zuhörer interessierten sich natürlich für das Leben des Färber-Paares, das sich 1954 dazu entschloss, Farbe in die von bis dahin schlichtem „Uni“ geprägten Schlafzimmer der Kunden zu bringen. Mit durchschlagendem Erfolg. Bettwäsche aus der Schwanenstadt eroberte die Welt. „Bunt“ sollte es zugehen in deutschen und europäischen Betten. Der Name „Irisette“ wurde zum Mythos. Und „in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts“, so Andreas Müller, „war 92 Prozent der deutschen Frauen der Name Irisette ein Begriff“, der bis heute nicht viel von seinem einstigen Klang eingebüßt zu haben scheint.

Dore und Georg Färber nahmen ihre Arbeit in Zell 1936 in schwieriger Wirtschaftslage auf. „Georg Färber kam, probierte Webstühle, hatte viel auszusetzen und griff mit außerordentlicher Energie ein“, beurteilte ein damaliger Vorstandskollege die Tatkraft des 32-jährigen Färber, der während seiner Tätigkeit nicht nur „einschneidende technische Verbesserungen und Veränderungen in die Wege leitete“, sondern wegen des Zweiten Weltkrieges auch mit „der Umstellung eines Teils seines Betriebes auf eine textilfremde Fertigung“ - es wurden Flakgranaten und später Steuerkästen für V2-Raketen in der „Webi“ gewebt - umzugehen hatte.

Die Kriegswirren endeten mit der Besetzung Südbadens durch die Franzosen. Und die beschlagnahmten ganze Fabrikationsanlagen, um sie nach Frankreich zu bringen. Für Georg Färber eine Art Initialzündung. Denn er fackelte nicht lange und blies zur Attacke: „Für jeden demontierten Webstuhl werde ich in eigener Werkstätte neue Automaten bauen!“

Gesagt, getan. Die Maschinenfabrik in Schönau-Brand, die Färber bauen ließ, stellte 2500 moderne Webmaschinen, von denen die Hälfte nach Zell geliefert und die andere Hälfte verkauft wurde. Im Textilmuseum findet sich heute der letzte Webstuhl dieser Art.

Das Unternehmen blühte. 1949 waren 1600 Menschen, sieben Jahre später bereits 2600 Menschen beschäftigt. „Der Zuzug vieler neuer Einwohner führte zu schnellem Wachsen des Handwerks, des Handels, der Gastronomie und der Zulieferbetriebe und sorgte für rasanten Wohnungsbau in Zell und im Oberen Wiesental“, sagte Müller, der die Meinung vertritt, dass die Stadt Zell nichts oder nur ganz wenig getan habe, um die Verdienste von Georg Färber um die Stadt und die Region gebührend zu würdigen.

1957 verstarb Georg Färber im Alter von 53 Jahren. Die Zeitschrift „Textil-Wirtschaft“ bescheinigte ihm einen „Marketing-Geniestreich“ erster Güte mit der Etablierung von Irisette am Markt, an der auch Dore Liesel Färber ihren gewichtigen Anteil hatte. Sie erfand die gestreifte bunte Bettwäsche, die damals mehr als unüblich war. „Irisette und der damit verbundene große wirtschaftliche Erfolg ist allein den Färbers zu verdanken. Sie waren das Erfolgsduo“, betonte der Referent, der von Dore Färbers Tochter Ursel erfahren hat: „Die ursprüngliche Idee entstand bei einem Glas Wein nach einem Abendessen . Mutti meinte, man müsse den Versuch mit etwas Bunterem starten, in hellen irisfarbenen Tönen.“

Und zum Schluss seines Vortrags lüftete Andreas Müller auch das „Geheimnis“ der Bedeutung des Namens: „Iris ist in der griechischen Mythologie die Göttin des Regenbogens.“ Und dessen vier Grundtöne sind nicht nur in der Regenbogenhaut des Auges, der Iris, sondern auch in den Farben der Bettwäsche zu finden. Da es nicht möglich war, die „Iris“ allein als Markennamen zu schützen, fügten die Zeller ein „ette“ hinzu und bescherten der Marke „den weichen und wohlklingenden Namen“.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading