Daniela Rümmele aus Zell füllt derzeit die Rolle der Zweitkandidatin der CDU für die Landtagswahl am 13. März aus. Das Markgräfler Tagblatt wollte wissen, wie sie zu diesem Amt kam, wie sie den Wahlkampf erlebt und wie sie die aktuelle politische Lage empfindet. Viele Wähler wissen womöglich gar nicht, was eine Zweitkandidatin macht. Was sind Ihre Aufgaben" Als Zweitkandidatin für den Landkreis Lörrach unterstütze ich den Landtagsabgeordneten Ulrich Lusche, der erneut für die CDU kandidiert. Ich habe ihn unter anderem auf seiner Sommertour begleitet, wo er Firmen im ländlichen Raum besuchte und sich vor Ort informierte. Ebenso vertrete ich ihn manchmal an Sitzungen und Anlässen. Sollte er gewählt werden und später aus beruflichen oder privaten Gründen von seinem Amt als Landtagskandidat zurücktreten, würde ich bis zum Ende der Wahlperiode dieses Amt übernehmen. Und wie kommt man zu so einem Posten" Nachdem ich mich 2014 für die CDU zur Gemeinderatswahl in Zell habe aufstellen lassen und den Einzug nur knapp verpasst habe, wurden einige Leute aus der CDU auf mich aufmerksam. Die jetzt noch amtierende Zweitkandidatin Christa Bernauer fragte, ob ich mich als Zweitkandidatin aufstellen lassen möchte. Man suchte im Gegensatz zu Lusche, der aus Lörrach kommt, eine Frau aus dem ländlichen Raum und so fiel die Wahl auf mich. Ich habe mich dann beim Nominierungsparteitag in Lörrach im März 2014 vorgestellt und wurde gewählt. Wie wichtig ist es denn, dass die Chemie mit dem Erstkandidaten stimmt" Kann man das vor einem Wahlkampf überhaupt absehen" Ulrich Lusche und ich haben uns vor dem Nominierungsparteitag getroffen und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Meinen Mann kannte er bereits und seine beiden Söhne sind im Alter von meinen Jungs und so beschäftigt uns das Thema Bildung gleichermaßen. Ich denke, die Chemie mit dem Erstkandidaten sollte unbedingt stimmen. Wie empfinden Sie denn das Wahlkampfgeschehen" Welche Erfahrungen machen Sie mit Kollegen, Kontrahenten oder Bürgern" Wir waren vergangene Woche in Weil und Lörrach auf den Wahlständen präsent. Ich finde die Stimmung sehr unterschiedlich. Zum einen kommen Menschen direkt auf einen zu und informieren sich. Ich hatte beispielsweise eine interessante Unterhaltung mit einer jungen Frau aus der Ukraine, die seit elf Jahren hier lebt und unbedingt von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen möchte. Sie informierte sich bei allen Parteien und wägt nun ab. Aber leider gibt es auch viele, die frustriert sind. Gibt es Pläne für ihr politisches Engagement über die Landtagswahl hinaus" Könnten Sie sich eine politische Karriere vorstellen" Wie sieht es im kommunalpolitischen Bereich aus" Ich habe mich bei unserem Kreisparteitag im Januar als Delegierte für den Landesparteitag und als Beisitzerin für den Kreisvorstand beworben und bin für beides gewählt worden. Das heißt, ich möchte mich auch weiterhin engagieren. Eine politische Karriere… das ergibt sich oder auch nicht. Ich werde dieses Jahr 40 Jahre alt, meine Kinder werden größer und ich bin grundsätzlich ein offener Mensch. Kommunalpolitisch bin ich zweite Vorsitzende der CDU Zell, und da ich hier lebe und aufgewachsen bin, liegt mir die weitere Entwicklung von Zell natürlich am Herzen. Wie bewerten Sie die Lage in Ihrem Wohnort Zell" Ich denke, Zell hat Potential. Wir wohnen zwischen Feldberg und Basel in einer wunderschönen Gegend. Wir sind in kürzester Zeit in Freiburg, Lörrach und Basel. Die Zuganbindung an Zell ist für Pendler, aber auch für Reisende von enormen Vorteil. Unser wunderschönes Zeller Bergland nicht zu vergessen. Während die Mieten und Immobilienkaufpreise in den Städten erheblich höher sind, kann man sich hier doch noch eine Wohnung oder Eigenheim leisten und ist dank guter Infrastruktur bestens angebunden. Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass auch der ländliche Raum gut versorgt ist, sei es durch eine gute Breitbandversorgung oder bei verkehrspolitischen Themen. Was hat sie grundsätzlich bewogen, sich politisch zu engagieren" Ich komme aus einer politisch engagierten Familie. Die Diskussionen mit meinem Vater haben mich politisch geprägt, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Aber genau das macht Politik ja auch aus und das schätze ich auch an der CDU. Bei vielen Themen gibt es nicht schwarz oder weiß, sondern einen wohl durchdachten Kompromiss. Genauso bei der Flüchtlingskrise sind es einerseits die christlichen Werte, die uns verpflichten, Menschen in Not zu helfen, und andererseits die Frage, was unsere Gesellschaft aushält. Das muss diskutiert werden, und das macht die CDU. Ebenso motivieren mich auch meine Kinder. Themen wie die aktuelle Bildungspolitik liegen mir am Herzen. Ich wünsche mir wieder eine Differenzierung der Schulen sowie starke Realschulen und Gymnasien im Land. Wenn Sie sich heute das Land und die politisch-gesellschaftliche Lage ansehen: Was macht Ihnen am meisten Bauchschmerzen" Das Desinteresse an der Politik mancher Menschen und die damit verbundene geringe Wahlbeteiligung bei Wahlen, egal ob auf kommunaler, landespolitischer oder bundespolitischer Ebene – das beschäftigt mich. Im Moment erleben wir durch die Flüchtlingskrise, dass viele Menschen ihr Land, ihr Zuhause sogar ihre Familien verlassen, um in Freiheit leben zu dürfen. Die Demokratie in unserem Land ist keine Selbstverständlichkeit. Auch wenn man durch politische Entscheidungen manchmal benachteiligt wurde, kann ich eine gewisse Frustration verstehen, aber dennoch haben wir eine Wahl, und nicht wählen zu gehen ist definitiv die falsche Wahl. Im Hinblick auf die weltweite politisch-wirtschaftliche Lage haben viele Menschen das Gefühl, Krisen und Gefahren nehmen massiv zu. Ist diese Wahrnehmung neuen gesellschaftlichen Entwicklungen wie etwa dem nicht mehr abreißenden Informationsfluss geschuldet oder ist die globale Situation tatsächlich gefährdeter und fragiler als noch im letzten Jahrhundert" Mein Urgroßvater hat im 1. Weltkrieg gekämpft, mein Großvater war als junger Mann im 2. Weltkrieg und mein Vater erlebte die Zeit des Eisernen Vorhangs. Meine Geschwister und ich sind in einer Zeit aufgewachsen, als es in Deutschland zur Wiedervereinigung kam, als europäische Grenzen abgeschafft wurden. Als Jugendliche empfand ich das als etwas ganz Großes, und Krieg und Elend waren weit entfernt. Doch die Griechenlandkrise, Flüchtlingsthematik, Terrorgefahr in Europa, Naturkatastrophen… Ich finde dass die letzten Jahre schon sehr bedenklich waren und auch unsere Generation sich fragen muss, wie es um unsere Sicherheit und Zukunft steht. Ich persönlich bin sehr froh, dass wir eine Kanzlerin wie Angela Merkel haben. Themen wie die Flüchtlingskrise lassen sich nicht in drei Wochen erledigen. Die Fluchtursachen müssen bekämpft werden und das braucht Zeit. Gerade in diesen schwierigeren Zeiten ist eine starke Kanzlerin und eine gute Politik dringend nötig. n Die Fragen stellte Peter Schwendele