Zell im Wiesental Ein Silberstreif am Horizont

Markgräfler Tagblatt
Schriftführerin Maria Steiger (rechts) dankte der scheidenden Gewerbevereins-Vorsitzenden Barbara Ebi im Namen der Mitglieder für ihr Engagement. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Der Zeller Gewerbeverein will wegen der Besetzung des Vorstandsamts in vier Wochen nochmal tagen

Zell (jab). „Entweder wir finden heute einen neuen Vorsitzenden, oder wir müssen den Verein auflösen.“ Mit einer klaren Ansage trat die Vorsitzende des Zeller Gewerbevereins, Barbara Ebi, bei der Hauptversammlung am Donnerstag an die Mitglieder heran.

Wenngleich in letzter Auflösungs-Konsequenz bislang so deutlich noch nicht formuliert: Das Problem bei der Besetzung des Vorstandsamtes treibt den Verein schon lange um - und wurde auch in der Sitzung nicht gelöst. Aufgelöst allerdings wurde auch nicht. Statt dessen gibt es Aufschub, verbunden mit der Hoffnung auf einen neuen Aufbruch.

Die Vorsitzende wollte ihr Amt eigentlich bereits vor zwei Jahren weiterreichen, hatte sich mangels Nachfolger damals aber bereit erklärt, eine weitere Amtsperiode zu absolvieren. „Jetzt ist es wirklich so, dass ich nicht mehr weiter mache“, stellte Barbara Ebi klar. Die intensive Suche nach einem neuen Vorsitzenden über Versammlungen und persönliche Gespräche verlief ergebnislos: „Wir haben soviel probiert – vergeblich“.

Auf der Versammlung zeigte sich dann doch ein Hoffnungsstreif am Horizont: Hannelore Vollmer berichtete von einem eben am Tag der Sitzung geführten Gespräch, mit einer Person, die sich eventuell für den Vorsitz zur Verfügung stellt. „Sie war nicht abgeneigt, und sie wäre super“, so Vollmer - „aber sie braucht Bedenkzeit.“ Die Mitglieder griffen die Chance auf Aufschub dankbar auf und einigten sich auf eine erneute Versammlung in vier Wochen, auf der es zur Entscheidung kommen soll.

Immerhin: Findet sich ein neuer Vorsitzender, kann dieser auf ein vollzähliges Vorstandsteam zählen: „Die übrigen Posten wären besetzt“, versicherte Barbara Ebi.

„Ich bin sicher, dass sich der Gewerbeverein nicht auflöst“, beschwor Bürgermeister Rudolf Rümmele die Versammlung, und hob die Qualifikationen der im Verein versammelten Gewerbetreibenden und Handwerker hervor, die der Arbeit des Vorstandes entgegenkommen: „Der Gewerbeverein ist ein Konglomerat von Selbständigen, die in Sachen Eigenständigkeit geschult sind und eigentlich wissen, was zu tun ist“. Zuvor hatte Rümmele anlässlich der Entlastung des Vorstandes auf die Bedeutung des Gewerbevereins verwiesen, der „das kulturelle Leben in Zell auf vielfältige Weise bereichert“ und bei der Diskussion um die im Städtchen anstehenden Herausforderungen ein wertvoller Ansprechpartner sei.

Einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten des Vereins gab Schriftführerin Maria Steiger in ihrem Tätigkeitsbericht über die letzten zweieinhalb Jahre. Mit dem verkaufsoffenen Sonntag im Rahmen des Städtlifestes und der Zeller Weihnachtsnacht initiierte der Gewerbeverein in dieser Zeit gleich zwei Aktionen, die beim Publikum auf große Resonanz stießen und daher gleich nochmal aufgelegt wurden. Die Weihnachtsbaumaktion indes verlief aufgrund der negativen Erfahrungen mit Baumklau und Beschädigung der Dekoration im Sande.

Ebenfalls aufs Konto des Gewerbevereins geht die Beflaggung an den Ortseingängen. Wichtig bei den Aktionen ist auch die Kooperation etwa mit dem Touristikverein, etwa beim verkaufsoffenen Sonntag oder im Rahmen des Abendflohmarktes.

Wachsendes Interesse verzeichnet der Gewerbeverein beim Verkauf der Gutscheine, die den Einkauf in Zeller Geschäften ermöglichen: 600 bis 800 Stück werden jährlich unters Volk gebracht; im Jahr 2014 wurden Gutscheine im Wert von 23 00 Euro verkauft. Gutscheine für weitere 2000 Euro wurden im Rahmen der Weihnachtsaktion verschenkt, wie Rechner Manfred Strohm in seinem Kassenbericht ausführte. Allerdings schlummern in den Haushalten derzeit offenbar Gutscheine im Wert von 18 000 Euro und warten auf Einlösung.

Die Sorgen um den Fortbestand des Vereins waren in der Versammlung Anlass für eine offene Diskussion über die Herausforderungen, vor denen nicht allein der Gewerbeverein, sondern auch das Zeller Gewerbe selbst steht. Als Gründe machten die Mitglieder allgemeine Entwicklungen wie das durchs Internet veränderte Kaufverhalten aus, ebenso jedoch Zeller Besonderheiten wie etwa die überschaubare Größe und die Lage: „Den großen Erlebniseinkauf kann eine Stadt mit 8000 Einwohnern einfach nicht bieten“, war man sich einig.

Dafür aber vielleicht einen stressfreien Einkauf ohne Parkplatzsorgen und völlig überlaufene Geschäfte?

Tatsächlich kamen in der Diskussion einige Vorschläge auf den Tisch – die Idee etwa, im Verbund mit Gastronomie und Kultur Schweizer Kundschaft ins obere Wiesental zu locken, und die breite Palette des Zeller Gewerbes - immerhin hat der Gewerbeverein 54 Mitglieder – offensiver bekannt zu machen.

Am Ende der Versammlung war gar ein wenig Aufbruchstimmung zu spüren: „Ideen sind schon da. Nun brauchen wir jemanden, der sie mit motiviert aufgreift und frischen Wind herein bringt“, so die scheidende Vorsitzende Barbara Ebi.

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