Zell im Wiesental „Gueter Droht“ zum Fasnachtmachen

Markgräfler Tagblatt

Umzug: Zeller Narren trotzen dem strömenden Regen

Von Peter Schwendele

Der „guete Droht“ nach oben ließ zu wünschen übrig - es goss in Strömen, als sich gestern der große Narrenumzug in Atzenbach in Bewegung setzte, und es hörte auch nicht auf, bis alle Wagen, Fußgruppen, Musikanten und Maskenträger den Zeller Latschi passiert hatten. Davon unbeeindruckt, zeigten die Zeller Narren einmal mehr, was sie wie wenige andere haben: Einen „guete Droht“ zum Fasnachtmachen.

Zell. Der echte Zeller Narr lässt sich von ein paar Regentropfen - auch wenn es am gestrigen Sonntag einige mehr waren - die Laune nicht verderben. Und so präsentierten die Fasnächtler aus der Schwanenstadt dem diesmal nicht ganz so zahlreich erschienenen Publikum, was ihnen alles zu dem Motto der diesjährigen Fasnacht, „Ohni guete Droht weisch nit was goht“, eingefallen ist. Durchaus gut kam dabei die neue Idee an, die Prologe direkt während des Umzugs an der „Löwen“-Kreuzung verlauten zu lassen.

Die Vogtei Mittelstadt war - euphorisiert von der Tatsache, dass Hürus Daniel vom Speckzinke aus ihren Reihen kommt - mit einer Speckzinke-Burg zum Umzug erschienen - und rühmte sich eines besonders „gueten Drohts“ zum FGZ-Präsidenten. Schließlich können die Mittelstädter mittlerweile eine stattliche Reihe von Fasnachtsregenten aufweisen.

Die Grönländer sponnen ihre Netze - unterstützt von einer riesigen „Informations-Tarantella“ rund ums Rathaus, wohl in der Hoffnung, so die Info-Politik aus den Verwaltungshallen besser verstehen zu können. Bester Beziehungen zum „Schindler Ralf“ rühmten sich die Adelsberger Narren und setzten damit einen neckischen lila Farbtupfer. Kritisch betrachteten die Gresger Narren die Bäckerei-Politik in der Schwanenstadt. Wie weiland Max und Moritz verhalte sich der Burgi und schrote die alteingesessenen Bäckereien zugunsten von Neuansiedlungen, so ihr Kommentar.

Die Vogtei Schwyz wieder-um tat nicht nur ihr gespaltenes Verhältnis zur „Zittig“ kund, sondern hatte auch gleich ihre eigene, technisch ausgeklügelte Druckerei mit dabei und präsentierte unter anderem die „Bild der Schwyz“. Voller Optimismus zeigten sich dagegen die Atzenbacher Narren, die zwar als Schnecken, aber nicht im Schneckentempo unterwegs waren. Ihr Credo: „Mir hän nit de schnellschdi Droht, aber au ä Schneck weiß, was goht.“

Ein extrem gutes Verhältnis zur Natur legten die Sunneländer als Mecki-Igel an den Tag. Ihr Angebot: Das Zeller Wildgehege auf Vordermann zu bringen, wenn „de Strohmeier Guschti“ sich aufs Altenteil zurückzieht. Wie der Umzug zeigte, muss den Zeller „Wildsäu“ um die Zukunft nicht bange sein.

Die Paradiesler hingegen prophezeiten, dass man sich um die „Vereinsdackel“ immer größere Sorgen machen muss. Aufgrund der zunehmenden Vorschriftenhuberei ist das Vereinsschiff, das sie durch die Straßen zogen, bereits stark in Mitleidenschaft gezogen. Kein Wunder: Sind doch Behörden-Piraten tagein, tagaus damit beschäftigt, mit ihren Kanonen quer zu schießen. Entsprechend groß war das Gejaule der gepeinigten „Vereinsdackel“.

„Was nutzt ä guete Droht, wenn öber uf de Leitig stoht?“. Diese Frage stellten die Obertäler, und beantworteten sie als von der Kommunikation mehr oder weniger abgetrennte Raben gleich selbst: wenig bis nichts. Ihre Empfehlung, nicht zuletzt für die Kommunalpolitik: „Schwätzed eifach mitendander“.

Zum bunten Bild des durchnässten Narrenwurms trugen neben den Hästrägern - zum Teil auch aus den Nachbarstädten - und Musikgruppen wieder einmal die kreativen Zeller Fußgruppen bei, die jeweils ihre eigene Form des „guete Drohts“ präsentierten. So etwa die Fasnachtsfreunde Mambach, die den Kontakt zu Außerirdischen hergestellt hatten, die Gruppe Stefan Geiger, die als Kakerlaken in geheimer Mission unterwegs waren, die Pfaffenberger mit ihrem „Schlüsselerlebnis“, die Gruppe Schatteloch Atzenbach als Ghostbusters, die Gruppe Frank Homberger als FIFA-Fasnächtler oder die Harmlose als flintenbewehrte Großwildjäger.

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