Zell im Wiesental Gute Bleibeperspektive

Markgräfler Tagblatt
Die Umbauarbeiten für die geplante Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Kik- beziehungsweise Treff-Markt sind angelaufen. Die 85 Flüchtlinge sollen Ende Juni/Anfang Juli einziehen. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Flüchtlinge: Landrätin Marion Dammann erläutert Details zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft in Zell

Von Peter Schwendele

Vor rund 50 interessierten Bürgern erläuterten Landrätin Marion Dammann und ihre Mitarbeiter am Donnerstag im katholischen Pfarrsaal Einzelheiten zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft (GU) in der Schönauer Straße in Zell.

Zell. Wer an dem Gebäude in der Schönauer Straße 68 vorbeikommt, kann erkennen, dass die notwendigen Umbauarbeiten an dem ehemaligen Einkaufsmarkt bereits begonnen haben. Aktuell wurde die Fassade mit Fenstern versehen.

Das Gebäude

Die Gemeinschaftsunterkunft in Zell soll 85 asylsuchende Menschen aufnehmen. Dammann legte dar, dass der Landkreis, der für die Errichtung von Gemeinschaftsunterkünften zuständig ist, das Gelände von einem privaten Anbieter angemietet hat. Die voraussichtliche Nutzung des Gebäudes als Gemeinschaftsunterkunft soll sieben Jahre betragen. Bezogen werden soll die Unterkunft Ende Juni oder Anfang Juli.

Die Asylsuchenden

Woher die Menschen kommen, die in Zell einziehen werden, ist noch offen. Überwiegend bekomme der Landkreis mittlerweile Menschen aus Syrien, dem Iran und dem Irak zugewiesen, so Dammann, mithin Asylsuchende mit einer „guten Bleibeperspektive“. „Wir werden versuchen, eine gute Mischung hinzubekommen aus Familien und jungen Leuten“, sagte die Landrätin. Entsprechend ist die Zimmeraufteilung in dem Gebäude so vorgesehen, dass sowohl Einzelpersonen als auch Familien gut aufgehoben sind. Jedem Asylsuchenden werden 4,5 Quadratmeter Wohnfläche zugerechnet.

Die Organisation der GU

Weiter vorgesehen sind in der Gemeinschaftsunterkunft Räume für die Heimleitung und die Sozialbetreuung. Wer die Heimleitung übernehmen wird, ist noch offen, man könne sich später aber in allen Fragen vertrauensvoll an die zuständige Person wenden, betonte die Landrätin. Zumindest am Anfang der Belegung soll ein Sicherheitsdienst eingesetzt werden, um „die Sicherheit nach innen und nach außen zu gewährleisten“, wie Michael Laßmann, Dezernent für Recht, Ordnung und Gesundheit im Landratsamt, sagte. Das Gebäude wird einen Aufenthaltsraum und eine Küche erhalten, denn es sei sehr wichtig, dass die Menschen sich selbst versorgen könnten, betonte die Landrätin. Zäune werde es nicht geben, „die Menschen dürfen sich natürlich frei bewegen“, sagte Marion Dammann.

Die Integration

Der Kreis legt nach den Worten der Landrätin großen Wert auf die Integration der Flüchtlinge. Wichtigstes Handlungsfeld sei die Sprachbildung, wobei man in den Kursen versuche, neben der reinen Sprachvermittlung auch deutsche Werte und die deutsche Kultur verständlich zu machen. Kinder hätten nach einem halben Jahr das Anrecht auf einen Schulbesuch, in der Regel zunächst in Form einer Vorbereitungsklasse. Bürgermeister Rudolf Rümmele sagte, die Zeller Schulen hätten signalisiert, das Thema engagiert angehen zu wollen. Auch in Sachen Kindergartenplätze für Flüchtlingskinder „können wir reagieren, wenn Bedarf aufkommen sollte“.

Die Landrätin räumte ein, dass in Sachen Integration bei der Flüchtlingswelle in den 90er Jahren Fehler gemacht worden seien. Aktuell agiere man deutlich stringenter. Es gehe darum, den Flüchtlingen bewusst zu machen, dass sie sich mit dem Leben hier vertraut machen müssen. „Wir brauchen die Leute auch, wir haben freie Ausbildungs- und Arbeitsplätze“, sagte Dammann, „aber wir müssen die Menschen erst einmal qualifizieren.“

Das Ehrenamt

Sehr wichtig sei es, so die Landrätin, dass die von Hauptamtlichen geleistete Grundversorgung der Flüchtlinge durch den Einsatz von Ehrenamtlichen unterstützt wird. Insofern freute sich Dammann, dass es mittlerweile auch in Zell einen Helferkreis gibt. Helfen könnten die Bürger unter anderem bei der Erstorientierung der Flüchtlinge vor Ort, in der Alltagsbegleitung, bei Freizeitaktivitäten, bei Sprachkursen oder durch die Übernahme von Patenschaften. Die Landrätin warnte aber auch vor übertriebener Vereinnahmung: „Wir tun den Leuten keinen Gefallen, wenn wir ihnen alles abnehmen.“

Anschlussunterbringung

In der Regel bleiben Asylsuchende zwei Jahre in einer GU. Für die Anschlussunterbringung sind dann die Kommunen zuständig. Bürgermeister Rümmele teilte mit, dass in Zell derzeit 31 Personen in Wohnungen untergebracht sind. Nach wie vor sei die Stadt auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten. Offenbar klemmt es in diesem Bereich bisweilen bei der Sozialbetreuung, wie in der anschließenden Diskussion deutlich wurde. Eine Bürgerin beklagte, dass ihre Unterstützung für eine Familie des Öfteren mit der Bewältigung von Formularmaterial aufgesaugt werde, weil eine professionelle Betreuung fehle. Der Bürgermeister regte eine feste Anlaufzeit etwa im Büro der Caritasstelle in Zell an. Thomas Vollbrecht, Fachbereichsleiter Aufnahme und Migration im Landratsamt, räumte hier Defizite ein. Insbesondere stoße man auf Personalprobleme. Auch Marion Dammann sprach von einer „Schwachstelle“. Der Aufbau der Sozialdienststruktur gehe nicht auf die Schnelle; man sei aber auf einem guten Weg.

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