^ Zell im Wiesental: Himmlisch schöner Umzug - Zell im Wiesental - Verlagshaus Jaumann

Zell im Wiesental Himmlisch schöner Umzug

Markgräfler Tagblatt

Zeller Narren glänzen als Engel, Musiker, Hallenbauer und vieles mehr

Von Peter Schwendele

Zell. Geradezu himmlisch schön war der vielgestaltige Narrenwurm, der sich gestern über zwei Stunden lang durch die Schwanenstadt schlängelte - kein Wunder, denn für die Narren der Schwanenstadt ist der Himmel ziemlich nah (genauer gesagt fängt er seit Neuestem in Gresgen an). Allerdings blieb auch die andere Seite nicht außen vor: Die zunehmende Paragrafenreiterei droht, den Narren das Leben zur Hölle zu machen.

Angeführt wurde der Umzug, für den sich die Fasnächtler wieder mächtig ins Zeug gelegt und allerhand Themen und Ideen zell-typisch närrisch aufbereitet hatten, natürlich von Hürus „Klaus, de Chlampfer vom Alte Bade“. Und kaum einer der vielen Zuschauer am Straßenrand wunderte sich, dass im Umzugsgeschehen auffallend oft Gitarristen aller Art zu sehen waren, die ihre Saitendrescherkünste unters Volk brachten.

Einen XXL-Gitarrero hatten die Paradiesler auf ihrem Wagen platziert, der die musikalische Begleitung auf dem „Weg zum Himmel“ lieferte. Wer dort reingelassen wird, bestimmt allerdings jetzt nicht mehr Petrus, sondern „de Äggi“, Gresgens Ortsvorsteher, und dies bedeutet gleichzeitig auch, das die Adelsberger chancenlos sind und mit dem Fegefeuer vorlieb nehmen müssen.

Natürlich ließen sich auch die Gresger Narren das Thema, das Uli Merkle mit seinem Buch „Zum Himmel geht`s über Gresgen“ geliefert hatte, nicht entgehen. Bei ihnen trafen sich Petrus und „Uloisius“ am Himmelstor, und dazu ließ eine Engelsschar unter überdimensionalen Wolken die Weisheit erschallen: „D` Zeller Chuttle liidet Not, sit`s zum Himmel über Gresge goht“.

Die Mittelstädter hatten dagegen ganz andere Sorgen. „De Guschti“ (Hanspeter Kummerer) hatte sich auf fragwürdige Weise der Tattoo-Frage angenähert - und die Vogtei empfahl ihm, es stattdessen mit dem Basler Tattoo zu probieren, wobei sie tatkräftig von Schotten unterstützt wurde.

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Mit den Schotten hatten es auch die Adelsberger Narren - sie schotteten sich nämlich ab von Zell, mit dem Ziel, das Bergdorf zum Steuerparadies zu machen.

Ziemlich wörtlich hatte die Vogtei Grönland das Fasnachsmotto „Mengmol bruchsch e gueti Chuttle“ genommen. Messerscharf hatten die Grönländer erkannt, dass Chuttle aus nichts anderem als Ringermagen gemacht werden, und damit das Ganze auch wirklich schmeckt, scheuten sie keine Kosten und Mühen und entwickelten ein exklusives Milchbad als Wellnessangebot für Kühe.

Aber nicht immer sind die Ergebnisse der Phantasie so idyllisch, manchmal gebiert sie auch Ungeheuer. So etwa im Falle der Obertäler, die dermaßen genervt sind von Paragrafen, Vorschriften und Verordnungen, dass sie sich bereits in den Fängen einer „Verordnigskrake“ wähnten. Da fehlte nicht mehr viel, und den Fasnächtlern wäre der Kragen geplatzt.

Ähnlich sah`s die Vogtei Sunneland, die einen Paragrafenreiter präsentierte, der mit seinen Helfershelfern den „Behördenwahn“ umsetzte.

Und natürlich warf auch der bevorstehende Hallenbau seine Schatten voraus. Wobei: Wenn man die Atzenbacher Narren fragt, ist das Ganze gar kein Problem. Ihr Vorschlag war simpel, aber effektiv: Das ganze Ding aus Legosteinen hinstellen. Dass dies funktionieren könnte, ließ ihre Umzugschoreografie vermuten.

Skeptischer zeigte sich dagegen die Vogtei Schwyz. Ihre Befürchtung: Geplant wird derzeit nur ein Kartenhaus. Und wenn dann irgendein Simpel eine Karte rauszieht, fällt der Traum von der neuen Halle in sich zusammen - beziehungsweise wird zum Alptraum.

Neben den Wagenbauern hatten sich auch die Fußgruppen wieder einiges einfallen lassen und machten den Umzug vollends zu einem farbenprächtigen Erlebnis. So meinten zum Beispiel die Pfaffenberger, dass es „zur Hölle über Mambach geht“, die Mambacher wiederum fühlten sich als „Biosphärenreservatbewohner vom Stamm der Mambachos“, die Riedicher beklagten die „Schlaglochoase“, die Gruppe Stefan Geiger drehten als „Chlampfes Bruni Sau Combo“ auf, die Gruppe Schatteloch sah Himmel und Hölle ganz nah beieinander und die Fußgruppe Frank Homberger lud zum „Chochduell“ ein.

Dazu kam diesmal etliche Unterstützung von außen: So waren Narren aus Hausen, Häg-Ehrsberg, Todtnau, eine Guggemusik aus Basel und viele mehr dabei und machten den Umzug für die Zuschauer zu einem echten Erlebnis.

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