Zell im Wiesental Realschulreform: Korrekturen nötig

Markgräfler Tagblatt
Die neuesten Reformpläne des Kultusministeriums tangieren auch das Zeller Vorhaben, einen Schulverbund zu installieren. Befürchtet wird unter anderem das Aus für die Werkrealschulen. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Montfort-Realschule will sich Protestschreiben anschließen / Rektor Leuger nimmt Abstand vom Schulverbund

Von Peter Schwendele

Zell. Das jetzt auf dem Tisch liegende Konzept zur Weiterentwicklung der Realschulen stößt auch an der Zeller Montfort-Realschule (Morz) nicht auf ungeteilte Zustimmung. „Hier sind einige Korrekturen notwendig“, meint Rektor Rolf Leuger. Gleichzeitig hält der Schulleiter den Antrag der Stadt Zell auf Einrichtung eines Schulzentrums nach den neuesten Entwicklungen nicht mehr für zielführend.

Die Pläne von Kultusminister Andreas Stoch (SPD) zur Reformierung der Realschule wurden dieser Tage von einigen Seiten herb kritisiert. Ein Schreiben an den Minister von Rektoren aus dem Schulamtsbezirk Freiburg kursiert jetzt im Bereich des Schulamts Lörrach und flatterte auch auf den Schreibtisch von Rolf Leuger, dem Rektor der Montfort-Realschule in Zell. Man werde sich der kritischen Replik anschließen, sagte der Schulleiter gestern auf Anfrage des Markgräfler Tagblatts.

Rektor hat fünf Hauptkritikpunkte

Im Kern hält Leuger das Reformkonzept aus dem Stuttgarter Ministerium, in das bereits mit dem kommenden Schuljahr eingestiegen werden soll, nicht für schlecht. Im Gegenteil: An der Morz sei man schon vor zwei Jahren an diesem Punkt gewesen, merkt der Rektor süffisant an. Allerdings gehe es jetzt darum, festzuhalten, welche Bedingungen man brauche, um das Ganze umzusetzen - und da hat Leuger einige Knackpunkte ausgemacht.

Zum einen geht es dem Rektor um die Möglichkeiten, auf welchem Niveau künftig an Realschulen unterrichtet wird. Neben dem vom Minister anvisierten Grund- und Mittelniveau hält der Zeller Rektor auch eine Etablierung des so genannten erweiterten Niveaus für sinnvoll. „Schließlich gehen zwei Drittel aller Abgänger an der Morz an weiterführende Schulen, und davon die Hälfte an berufliche Gymnasium“, so seine Begründung.

Einverstanden ist Rolf Leuger damit, dass künftig die Klassen 5 und 6 als gemeinsame Orientierungsstufe geplant sind, nach der entschieden wird, wie es in Sachen Leistungsniveau für den einzelnen Schüler weitergeht. „Länger gemeinsam lernen ist gut“, meint der Zeller Rektor - doch danach, ab Klasse 7, müsse eine stärkere Differenzierung möglich sein, als sie das Ministerium derzeit vorschlägt.

Für unzureichend hält Leuger die vorgesehene Personalausstattung. Für die in der Orientierungsphase laufende Förderung erhalten die Realschulen gerade einmal 2,6 Stunden, die Gemeinschaftsschulen dagegen zwölf Stunden pro Zug.

Des Weiteren seien die Realschulen auch vom finanziellem Aspekt her benachteiligt. „Wir erhalten gerade mal die Hälfte dessen, was die Gemeinschaftsschulen bekommen, dabei machen wir uns ebenfalls teilweise auf einen neuen Weg“, stellt Leuger klar.

Und schließlich geht es dem Rektor auch um die künftige strukturelle Ausgestaltung. Ganztagsschule sei sinnvoll, aber nur in der offenen, nicht in der verbindlichen Form. „Die Kinder und die Eltern sollten hier je nach ihren Bedürfnissen wählen können“, fordert Rolf Leuger.

Dass im Rahmen des von der Landesregierung verfolgten Reformkurses der Realschulen ein Schulverbund, wie er in Zell schon seit Längerem angestrebt wird, noch Sinn macht, glaubt der Schulleiter nicht. Denn ein Kernpunkt der Pläne von Minister Stoch ist es, dass Realschulen künftig nach der Klasse neun in eigener Zuständigkeit auch die Hauptschulprüfung abnehmen können. Damit neige sich die Zeit der Werkrealschulen, von denen eine die benachbarte Gerhard-Jung-Schule ist, zügig dem Ende entgegen, meint Rolf Leuger.

„Der Antrag muss zurückgezogen werden“

Ohnehin sei der Antrag der Stadt Zell auf einen Schulverbund, der derzeit bei den Behörden liegt, bereits in einer Hinsicht gescheitert: Die Aufnahme der Johann-Faller-Förderschule sei nicht genehmigt worden.

Für Leuger steht es deshalb außer Frage, „dass der Antrag schnellstmöglich zurückgezogen werden muss“. Denn erst dann werde man sich beim Schulamt Gedanken über eine Besetzung der derzeit vakanten Stelle des Schulleiters der Gerhard-Jung-Schule machen. Diese werde wohl schleichend zu einer Grundschule werden, meint der Realschul-Rektor, aber gerade auch dann „gehört eine eigenständige Schulleitung dazu“. Im Übrigen habe es die Werkrealschule, die lange Jahre gut gearbeitet habe, verdient, dass sie „in Würde“ zu Ende gebracht werde.

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