Zell im Wiesental Überragend: Erster Narrenbaum in Zell

Markgräfler Tagblatt
Bei klirrender Kälte hievten die Schönauer Narrenbaumsteller den ersten Narrenbaum, den die Stadt Zell je gesehen hat, in die Höhe. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Fasnacht: Schönauer Narrenbaumsteller lassen nichts anbrennen

Novum für die Zeller Fasnacht: Am Samstag wurde erstmals in der 390-jährigen Geschichte der Narretei in der Schwanenstadt ein Narrenbaum gestellt. Verantwortlich dafür waren die Fasnächtler aus der Nachbarstadt Schönau, die oft und gern von den traditionsbewussten Zeller Narren geneckt und gepiesackt werden. Am Ende der gut einstündigen Prozedur mussten die Zeller allerdings ihren Hut ziehen, denn bei klirrender Kälte meisterten die Schönauer Baumsteller ihre Aufgabe bravourös.

Zell. Passend dazu das versöhnliche Fazit von Christoph Rudiger, Vizepräsident der Fastnachtsgesellschaft Zell (FGZ), nachdem das exakt 25,80 Meter lange Holzsymbol gut verankert beim Füürige-Marcher-Brunnen stand: „Mir Zeller sind froh, dass es so viele Schönauer gibt.“

Bereits zu Beginn, als die Schönauer Baumsteller, knapp 30 an der Zahl, angeführt vom Fanfarenzug und einigen Maskenträgern, auf dem Platz vor dem Pfarrheim eingelaufen waren, hatte sich FGZ-Präsident Peter Mauthe bei „unserer Göttizunft“ für das „wunderbare Geschenk“ zum 390-jährigen Bestehen bedankt.

Dann ergriff Schönaus Oberzunftmeisterin Johanna Tröndle das Mikrofon und erklärte der erwartungsfrohen, aber im schwindenden Tageslicht immer mehr vor Kälte bibbernden Menge, dass man gern nach Zell gekommen sei – auch, wenn man, wie in der Schwanenstadt neuerdings behauptet werde, aus einem „arme Ghetto“ stamme. Kulturell sei man den Zellern jedenfalls mindestens in einer Kunst überlegen, nämlich eben der des Narrenbaumstellens, werde diese doch bereits seit mehr als 25 Jahren in Schönau ausgeführt. Insofern helfe man den Zellern in diesem Jahr gern, ihren Traum vom eigenen Narrenbaum zu erfüllen.

Bevor die Narrenbaumsteller sich an die schweißtreibende und kraftfordernde Arbeit machten, oblag es Bammert Matthias Markanic, die Zeller Narrenbaum-Novizen über Details des zu vollbringenden Werks in Kenntnis zu setzen. Der als Quick bekannte Chef der Narrenbaumsteller ließ zuallererst mit der Nachricht aufhorchen, dass das „Prachtexemplar“ nicht den ganzen Weg von Schönau nach Zell zurücklegen musste, hätten doch die Schönauer, schlau wie sie sind, das Objekt der Begierde der Einfachheit halber im Zeller Wald geschlagen.

Sodann kritisierte Quick die Naivität der Zeller Fasnachtsoberen, die in ihrer Unwissenheit davon ausgegangen seien, man könne einen solch riesigen Narrenbaum einfach mit ein paar Handgriffen in jedes kleine Loch stecken. Es habe viel Überzeugungsarbeit erfordert, bis die FGZ endlich ein ordentliches Fundament in der Stadt geschaffen habe. Und der letztlich gewählte Platz sei absolut stimmig: „Weil de Hürus diesjohr us de Kirchstroß isch, sihd au desell de Baum vo sim Chucchidisch.“

Die Warnung des Schönauer Bammerts kam ganz zum Schluss: Die Zeller sollten gefälligst in Zukunft ihre Späßle über die Todtnauer machen, sonst sei der erste Narrenbaum gleichzeitig auch der letzte gewesen, mit dem man die Schwanenstadt verschönere.

Sprach`s und schritt mit seiner Truppe zur Tat. Und das Zeller Publikum staunte nicht schlecht, welches Zusammenspiel und welche Konzentration notwendig ist, um ein so stattliches Narrenbaumexemplar in die Senkrechte zu hieven.

Wie es in dieser Angelegenheit weitergeht, ob die Zeller planen, das Narrenbaumstellen zum festen Fasnachtsbestandteil zu machen und ob die Schönauer bereit sind, die Nachbarn in einem Baumsteller-Seminar für die anspruchsvolle Aktivität auszubilden, ist derzeit noch nicht bekannt.

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