Zell im Wiesental Zeller Kultur auf der Reeperbahn

Markgräfler Tagblatt
Auf der Bühne von Schmidts Tivoli am Spielbudenplatz an der Reeperbahn: Die Zeller Hürusse. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Dreizehn Zeller Hürusse besuchen Hamburg, wo sie diverse Wunsch-Konzerte geben

Von Uli Merkle

Zell/Hamburg. Auf der Reeperbahn nachts um halb eins. Jedes Lokal, jede Kaschemme und alle Etablissements sind gut besucht. In den Laufhäusern hat’s genügend Laufkundschaft. Es riecht nach Zigarettenqualm, ausgeschüttetem Bier und anderen unangenehmen Dingen. Auch die Davidsquelle, schräg gegenüber der Davidswache, ist bumsvoll. Nur an diesem Abend ist etwas anders als sonst: Um die Theke sitzen feine Herren in dunklen Anzügen und aus dieser Kneipe klingen den Zellern wohlbekannte Lieder hinaus in die Davidstraße.

An den Hürusorden, die vor den mehr oder weniger ausgeprägten Bäuchen der Herren baumeln, erkennt der Eingeweihte: Die Zeller Hürusse sind unterwegs und unterhalten singend die Gäste. So ist das Hüruslied mitten auf dem Hamburger Kiez zu hören, und vor der Davidsquelle drängen sich die Neugierigen und der eine oder die andere möchte nicht ohne Selfie mit einem echten Hürus weiter gehen. Die Kneipe Davidsquelle zeichnet sich übrigens dadurch aus, dass an der Decke seit ein paar Jahren ein grünweißer Fan-Schal vom Fußballclub Zell hängt, gleich zwischen denen von Borussia Dortmund und Schalke.

Dreizehn Zeller Hürusse sind nach Hamburg aufgebrochen, um ein paar schöne Tage zu erleben. Sie selbst sprechen von einer Kulturreise, was allerdings nicht überprüfbar ist. Jedenfalls sind sie vor ihrem Zwischenstopp in der Davidsquelle in Schmidts Tivoli am Spielbudenplatz, um sich dort ein Musical anzusehen, bevor sie selbst für ein Ständchen auf der Bühne im Scheinwerferlicht dieses Theaters stehen.

Kultur gibt’s dann auch nach dem frühmorgendlichen Besuchs des Fischmarkts im Schellfischposten, der ältesten Seemannskneipe in Hamburg-Altona. Bekannt ist diese Gaststätte durch die regelmäßigen Aufzeichnungen von „Inas Nacht“ des NDR-Fernsehens. Die Zeller Hürusse gruppieren sich um den kleinen Tisch, an dem ansonsten die Moderatorin Ina Müller in der Sendung mit ihren Gästen sitzt, und schon beginnen sie ein Wunsch-Konzert zusammen mit zwei Hamburger Musikern und den Bekanntschaften der letzten Nacht. Auch hier bildet sich vor den Fenstern eine Ansammlung von Neugierigen, die einen Blick auf die Hürusse erhaschen wollen. Auch hier bahnt sich der eine oder andere den Weg in die Kneipe, die nur 14 Sitzplätze hat, um ein Foto zu schießen, von denen, die „so etwas Ähnliches sind wie Karnevalsprinzen, aber doch ganz anders“ und die immer wieder beteuern: „Nei, mir sin keini Profis, mir sin Zeller“.

Aber das versteht keiner so Recht. Ob das nun Kultur ist, sei dahingestellt. Jedenfalls haben die Zeller und die Anwesenden einen Riesenspaß. Das ist doch auch was. Und als sich die Hürusse mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ mit Tenor Rudolf Philipp als Solist verabschieden, gibt es doch auch die eine oder andere Träne, bei denen, die an der Elbe bleiben müssen.

Aber in einer solch alten Seemannskneipe ist man Abschiedstränen sicher gewohnt.

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