150 Jahre Hohe Flum Jubiläumsfest steht auf der Kippe

Gudrun Gehr und Anja Bertsch
Wahrzeichen oberhalb von Wiechs: Der Hohe Flum-Turm. Foto: MT-Archiv

Der Hohe Flum-Turm wird 150 Jahre alt – und das soll vor Ort gefeiert werden. Dem kommt nun der Naturschutz in die Quere.

Tatsächlich verweigert das Landratsamt bislang die Genehmigung für das am 20. Juli auf der Hohen Flum geplante Fest. Hintergrund ist, dass die Hohe Flum sich mitten im FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet) „Dinkelberg und Röttler Wald“ befindet. In dem Gebiet oberhalb von Wiechs befinden sich artenreiche, unter Naturschutz stehende FFH-Mähwiesen; die Lindenbäume direkt am Hohe Flum-Turm sind als Naturdenkmal deklariert.

Wiesen und Fledermäuse

Diese müssten geschützt werden – vor Beanspruchungen, wie ein Fest mit vielen Besucher sie mit sich bringen würden. Wie das Landratsamt in einem Schreiben außerdem darlegt, könnten sich durch lauten Festbetrieb in den Nachtstunden auch Fledermäuse im Turm gestört fühlen. In Zusammenhang mit dem geschützten Lebensraum rund um die Hohe Flum macht das Landratsamt auch den Termin des Fests mitten im Sommer als Problem aus: Jenseits der Vegetationsphase – konkret: ab dem 1. Oktober – wäre ein Fest eher drin, so die Aussage. Das freilich geht an der Idee eines schönen Sommerfests an schönem Ort völlig vorbei.

„Weltfremde Entscheidung“

Das Landratsamt habe vorgeschlagen, ein artenschutzrechtliches Gutachten in Auftrag zu geben, das rund 2000 Euro kosten würde, berichtete Ortsvorsteher Ino Hodapp in der Ortschaftsratssitzung am Mittwoch. Schon in der Gemeinderatssitzung am Montag hatte Hodapp aus seinem Unverständnis über die Aussagen des Landratsamts keinen Hehl gemacht; in der Ortschaftsratssitzung am Mittwoch legte er nach: „Wie weltfremd sind diese Leute?“

Hodapp verwies darauf, dass es bei dem Fest um eine einmalige Aktion gehe, nicht darum, hier dauerhaft eine Partymeile einzurichten. „Vielleicht können die Fledermäuse ja Mal zwei Stunden aufs Essen verzichten und ein paar Meter nebendran fliegen“, so sein bissiger Lösungsvorschlag.

Früher, so führte er weiter aus, habe es oberhalb des Turmes eine Gastwirtschaft samt Kegelbahn gegeben. Heute werde ein einmaliges Fest zum Problemfall gemacht. Das Fest soll um 13 Uhr beginnen und bis in den Abend hinein dauern. Neben einem gastronomischen Angebot ist ein musikalisches Programm von Gesang- und Musikverein, Kindergarten- und Schulchor sowie Gesangsduo vorgesehen. Für Gastro und Gäste sind Bierbrunnen, eine kleinen Hütte sowie fünfzig Biergarnituren geplant. Das Fest sei ein Projekt der gesamten Dorfgemeinschaft, machte Hodapp deutlich.

„Fingerspitzengefühl fehlt“

„Durch solche Entscheidungen werden Teile der Bevölkerung der Politik und dem Staat entfremdet“, hatte Hodapp in der Gemeinderatssitzung gewarnt. Unterstützung bekam er in seiner Kritik von einigen Gemeinderäten. Thomas Kuri (CDU) etwa attestierte der Behörde „mangelndes Fingerspitzengefühl“. Peter Ulrich verwies auf den Eichener See: Dieser liege im selben FFH-Gebiet wie die Hohe Flum – „für das Eierspringen wurde trotzdem eine Lösung gefunden.“ Bürgermeister Harscher zeigte einerseits Verständnis für die Entscheidungszwänge der Behörde – „die Rahmenbedingungen sind da“ –, versprach aber gleichzeitig, „zu schauen, dass man das hinkriegt.“

Hoffen auf eine Lösung

Die Hoffnung liegt nun auf einem Vor-Ort-Termin von Ortsvorsteher und Bürgermeister mit Mitarbeitern der Naturschutzbehörde und des Ordnungsamts. Ortsvorsteher Hodapp will hier einen Kompromissvorschlag mit einem reduzierten Programm vorlegen, kündigte er im Ortschaftsrat an. Als weiteren Kompromiss schlug ein Bürger außerdem vor, die Abendveranstaltung ins Hotel-Berghaus Hohe Flum zu verlegen. Dies wurde vom Ortschaftsrat aufgrund des zu großen Aufwands abgelehnt.

Ortsvorsteher Hodapp fasste zusammen: „Eine Zustimmung des Landratsamts wäre echte, gelebte Bürgernähe.“ Zugleich bereitete er seine Zuhörer auf ein mögliches endgültiges Aus der Pläne vor: Sollten die Restriktionen zu groß sein, würden die Festpläne nicht weiter verfolgt.

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