Markus Gisdol spricht offiziell von Platz acht bis zwölf als Saisonziel. Insgeheim aber erhoffen sie sich mehr bei 1899, nur offen aussprechen will das niemand mehr. Die Zeiten überhöhter Erwartungshaltungen sind vorbei, Gisdol und Alexander Rosen prägen in der Öffentlichkeit den neuen Realismus und die neue Bescheidenheit. Die Großmannssucht der Hoffenheimer Anfangsjahre in der Liga, als mit dem Geld von Mäzen Dietmar Hopp alles möglich schien und am Ende regelmäßig so gut wie nichts erreicht wurde, sie sind vorbei.
Wichtig sind nicht die Ansprüche – wichtig ist erst mal die Spielweise, und da hat Markus Gisdol einen klaren Plan. „Wir wollen am liebsten auch immer den Ball haben“, sagt der Coach, „aber vor allem wollen wir ihn so schnell wie möglich zurück haben, wenn wir ihn verlieren, weil wir dann wiederum schnell zum Abschluss kommen wollen.“ Und um einem Schlendrian in der Defensive vorzubeugen, schiebt Gisdol den entscheidenden Satz hinterher: „Wenn ein Spieler nach einem Ballverlust stehen bleibt und nicht umschaltet, gibt es Ärger.“ Allerdings betont Gisdol auch den Offensivgeist seiner Jungs. „Unsere Spieler haben schon eine unglaubliche Lust entwickelt, um den Gegner zu jagen, zu pressen“, sagt er, „da wollen wir keine Handschellen anlegen.“
Hoffenheim steht ein Drahtseilakt zwischen Risikofußball und der angestrebten neuen Stabilität bevor. Ob er gelingt? Auch der Blick aufs Torverhältnis dürfte am Ende wieder Aufschluss darüber geben.