40 Jahr Regionalgruppe Wiesental Ein Fest für den Dialekt

Christoph Schennen
Die Mundartkünstler feierten den Dialekt und trugen ihre Werke vor. Foto: Christoph Schennen

Der „Alemannische Obe“ der Muettersproch-Gsellschaft in „Huuse“ versammelte fünf Wortkünstler aus Deutschland und der Schweiz. Sie stellten mit und ohne Musik ihren heimischen Dialekt vor. Gefeiert wurde auch das 40-Jährige der Regionalgruppe.

Eigentlich gibt es die Ortsgruppe Wiesental der Muettersproch-Gsellschaft schon seit 43 Jahren. Aber wegen Corona wurde erst jetzt gefeiert, erklärte Vorsitzende Heidi Zöllner am Anfang. Zur Feier in der Festhalle waren 90 Besucher gekommen.

Beim „Alemannische Obe“ traten „D’Knaschtbrüeder“, Hanspeter Wieland, Hansjörg Hänggi, Catharina Müller und Nick Spalinger auf. Zöllner stellte sie vor ihren Auftritten kurz vor. Die musikalischen Liebeserklärungen von Jeannot und Christian Weißenberger an die Heimat (unter anderem „Dreiländereck“, „S’isch immer no mi Heimet“, „Alemannisch“) bildeten den schwungvollen Auftakt für die Veranstaltung.

Es folgte ein Auftritt von Hanspeter Wieland aus Überlingen, der zum ersten Mal im Wiesental las. Er schreibt – auf Bodenseealemannisch – Gedichte, die zum Nachdenken anregen.

Hänggi ist „blödiert“

Für Hansjörg Hänggi war es der 400. Auftritt in seiner Karriere. Seine Lyrik, zu der er Gitarre spielt, brachte die Zuhörer häufig zum Lachen. Es sind kleine Dinge, die ihn zum Nachdenken anregen.

Auf einer Verpackung hat er zum Beispiel das Wort „schokoliert“ gelesen und fragt sich nun, ob es auch Begriffe gibt wie „haseliert“ (mit Haselnuss überzogen), „apfeliert“ (mit Apfel überzogen) oder „benziniert“ (Wagen wurde mit Benzin getankt), ehe er die Befürchtung äußert, dass er „blödiert“ sei.

In einem anderen Gedicht ging es um Gedächtnistraining und das Wiedererkennen von Personen. Trotz richtiger Technik gelingt ihm dies nicht immer. Er stellt sich ein Bild von einem Raubtier vor, weiß dann aber nicht, ob ihm ein Herr Wolf oder ein Herr Fuchs gegenübersteht.

Große Sympathien wurde dem Schweizer entgegengebracht, weil er eines seiner Lieder in einer Hausener Version vortrug. In „Huuse“, heißt es darin, sei man nie allein. Mit „Das Hebelhaus ist aus bestem Holz“ und der „große Sohn vom Dorf“ ist der Beste, geht es weiter. Der Sänger kommt schließlich zum Fazit: „Bei uns isch eifach guet.“

Müller plagen Selbstzweifel

Die jüngste Wortkünstlerin war Catharina Müller aus Freiburg. Sie trug eine Auswahl ihrer Gedichte vor. In „Guet, nit guet gnueg?“ äußert sie ihre Selbstzweifel und fragt sich, ob es andere besser können als sie. In „Mi Härz“ schildert sie ihre Verzweiflung aufgrund der vielen Krisen in der Welt.

Sie ärgert sich, dass sich reiche Menschen über ihre Situation beklagen, während andere Menschen noch nicht einmal genug zu essen haben. Nick Spaldinger, manchen schon bekannt vom diesjährigen Auftritt bei der Mundart-Literatur-Werkstatt, begeisterte das Publikum mit seinen im Schweizer Dialekt vorgetragenen Liedern („all Vögel sind scho da“, „Fründlich“ und andere), in denen er seine Mundarttüfteleien entfaltet.

Fazit: Heidi Zöllner und ihrem Team ist es gelungen ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Es diente wie alle Veranstaltungen der Muettersproch-Gsellschaft dazu, dem heimischen Dialekt zu frönen. Bürgermeister Philipp Lotter sagte in seinem Grußwort, er bedauere es, dass „das Alemannische auf der Straße und im öffentlichen Leben nicht mehr gepflegt wird.“ Noch mehr ärgere er sich aber über die unwahre Aussage „Wer Dialekt schwätzt, kommt nicht aufs Gymnasium.“

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