Aitern „Wir werden uns dagegen wehren“

Die Oberbadische
Von „unserem Belchen“ war in Aitern die Rede. Der Gemeinderat wehrt sich gegen eine Bevormundung durch auswärtige Naturschützer und drohende Wegesperrungen an seinem „Hausberg“.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Foto: Gerald Nill Foto: Die Oberbadische

Gemeinderat: „Managementplan“ Natura 2000 / Bürgermeister planen Protestnote

Das Naturschutz-Papier des Regierungspräsidiums Freiburg sorgt derzeit für Wirbel in allen Ortschafts- und Gemeinderäten rund um den Belchen. Der „Managementplan“ Natura 2000 liegt derzeit aus, und die Gemeinden laufen Sturm dagegen.

Von Gerald Nill

Aitern. Das Kleine Wiesental befürchtet Sperrungen am Naherholungsgebiet Nonnenmattweiher und stellt sich quer. Jetzt ließ auch der Gemeinderat Aitern kein gutes Haar an dem Entwurf und erteilte weiteren Vorschriften in der Landwirtschaft eine klare Absage.

Bürgermeister Manfred Knobel machte klar, dass der „Managementplan“ des Regierungspräsidiums den Menschen „Angst mache“ und Bedenken auslöse. Das Schlimme: Er hält die Sorgen für berechtigt, weil weitere Eingriffe in die Landwirtschaft den „Frust“ bei den Leuten erhöhe. Ein Beispiel: Das Thema „Null-Düngung“. Wer in einem Flora-, Fauna-Habitat am Belchen Land beweide und Landschaftspflegebeträge kassiere, solle künftig überhaupt keinen Dung mehr ausbringen dürfen. Damit werde aber praktisch selbst eine extensive Viehwirtschaft unmöglich gemacht, argumentierte Manfred Knobel und erhielt viel Zuspruch von den Gemeinderäten. Er setzte noch einen drauf: Das sei „praktisch eine Enteignung der Flächen“.

Der Schwarzwald stehe für extensiv genutzte Weideflächen, die meisten Wiesen würden nur einmal im Jahr gedüngt, in den Steillagen überhaupt nicht. Da dürfe Freiburg nicht mit weiteren Verboten kommen, solle sich lieber das intensiv genutzte Markgräfler Land vorknöpfen.

„Diese ständigen Vorschriften von oben“, bemängelte Knobel, „sie erhöhen den Frust der Landwirte“, was diese unverzüglich bestätigten. Von „Fremdbestimmung“ war in Aitern die Rede und von „Verboten, die Leute machen, die nicht hier leben“.

Dabei leisteten die Landwirte mit der Offenhaltung der Landschaft enorm viel für die biologische Vielfalt in der Region. Naturschützer aus Freiburg und Landwirte aus dem Schwarzwald redeten aber aneinander vorbei, wenn es zum Beispiel um die Bewertung einer Fläche gehe. Was der Landwirt als Verbesserung verstehe, sehe der Naturschützer eventuell als Verschlechterung. Unklar ist den Landwirten auch: was ist eine Verpflichtung seitens des RP, was eine Empfehlung? Die Bereitschaft der Landwirte sei extrem hoch, den Beruf an den Nagel zu hängen. Dann sei es mit der viel gepriesenen Offenhaltung der Kulturlandschaft vorbei, hieß es in Aitern. Die Bedeutung der extensiven Landwirtschaft am Belchen wird aber selbst im Natura 2000-Papier gewürdigt.

Bürgermeister Manfred Knobel will jedenfalls die Notbremse bei Natura 2000 am Belchen ziehen: „Wir werden uns dagegen wehren“, kündigte er in der Sitzung an und erhielt dafür Zuspruch. Er will sich mit Gerd Schönbett, Bürgermeister aus dem Kleinen Wiesental, zusammen tun und eine Protestnote aufsetzen. Die Gegenwehr stehe auf breiter Front gegen den „Managementplan“. In Bürchau und Neuenweg habe es bereits einen Aufschrei gegen beabsichtigte Einschränkungen am Nonnenmattweiher und am Belchen gegeben. Wenn Naherholungsziele wie der Belchen und der Nonnenmattweiher in Frage gestellt würden, könne das nicht widerspruchslos hingenommen werden, bestätigte der Gemeinderat in Aitern. „Der Nonnenmattweiher ist unser Naherholungsgebiet. Soll da etwa ein Zaun drum gezogen werden?“ fragte Knobel.

„Der Belchen ist unser Hausberg. Sollen da etwa Wege gesperrt werden?“ Für den Gemeinderat in Aitern kann es nur eine Antwort geben: Nein. Knobel abschließend: „Wir werden uns mit aller Macht wehren und eine entsprechende Stellungnahme abgeben.“

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