„Alemannische Obend“ in Minseln Mit Herz, Poesie und Dialekt

Jürgen Scharf
Die Autorin Sandhya Hasswani und der Liedermacher Jürgen Hack beim Auftritt Foto: Jürgen Scharf

Eine Reise vom Breisgau bis in den Hotzenwald, das war der „Alemannische Obend“. Zahlreiche Zuhörer erfreuten sich an der Veranstaltung der AWO Minseln mit der Autorin Sandhya Hasswani und dem Liedermacher Jürgen Hack.

Mehr als 50 Gäste begrüßte Klaus Weber im „Café mit Herz“, dem Bürgersaal im Rathaus. Unschwer zu hören: Der Liedermacher Jürgen Hack ist ein Freiburger Original, mit „Dreisam-Wasser getauft“; die in Herrischried lebende Autorin und Journalistin Sandhya Hasswani ist „verliebt in den Hotzenwald“.

Urwüchsig und schlagfertig

Es wurde ein Abend mit Herz, poetisch, humorvoll, auch mal herzhaft-deftig. Hack war gut drauf, hatte die Gitarre im Griff. Der Humor des geschäftsführenden Vorstands der Muettersprochgsellschaft Freiburg liebt das leicht Anzügliche und Frivole. Er ist ein Gute-Laune-Sänger, urwüchsig und schlagfertig. Mit einigen urigen Liedtexten präsentierte sich die Frohnatur, so wie in dem Lied „Ich bin Freiburger“ („früher Hosenscheißer, heute Womanizer“).

Frisch von der Leber weg

Hack singt und redet frisch von der Leber weg, gerade heraus, und hat gleich einen Draht zum Publikum. Am Vormittag war er in Eichsel in der Schule, wo er das Alemannische an die Jugend weitergab unter dem Motto „Mundart in der Schule“. Nur noch vier Prozent der Kinder würden Dialekt reden, bedauert der Muettersprochler. Genauso gern singt Hack darüber, wie die Badener am Stammtisch diskutieren: „Alemannisch ist nicht so schwer“.

Perfekt eingespielt

Sandhya Hasswani, zweifache Preisträgerin des Gerhard-Jung-Wettbewerbs, ist schon oft mit Hack aufgetreten, was man an der perfekt eingespielten Kommunikation und Reaktion zwischen ihnen merkt. Die Autorin brachte Geschichten aus dem inzwischen schon fast vergriffenen Band „Sagenhafter Hotzenwald“ mit. Sie beginnt mit „Doktor Vicarius und ’s Pfiifle“. Darin geht es um einen kränkelnden „Hotz“ und Tabakpflanzen, die im 17. Jahrhundert aus der Neuen Welt kamen.

„Es hilft gege fascht alles“, erklärt der Doktor aus Laufenburg, Physikus zu Waldshut, über das Wunderkraut. Der schelmische „Hotz“ will etwas davon verschrieben haben: „Hier tuts ma weh, un do tuts ma weh“. Statt die „gueti Luft“ zu inhalieren, raucht er sein Pfeifchen.

Aus dem Leben gegriffen

Selbst Erlebtes aus dem Elternalltag spielt in das Buch „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“ hinein, aus dem Hasswani nach der Pause las. Es sind amüsante Geschichten aus dem Leben gegriffen, zum Schmunzeln und zum Lachen, „kein Kinderbuch, sondern ein Buch für Erwachsene, die Kinder lieb haben“ (Markus Manfred Jung).

Die humorvollen, warmherzigen Szenen und Episoden aus „Chind“ schlossen sich passend an Hacks Lied von Erlebnissen auf einer Tramfahrt in Basel an, denn auch Hasswani hat etwas über das Trämli geschrieben. Nicht ganz so leichte Kost war ihr noch unveröffentlichter Text „No ne Uffgab“ über eine arbeitende Mutter.

Schmackhafte Kost waren Hacks Lieder über das Essen („Badens Küche macht was her“) und über die Merkwürdigkeiten bei Büfetts. Lustig war Hacks alemannisches Suchspiel, ein Mundart-Quiz über alemannische Begriffe: Wer oder was ist...?, das für zusätzliche Stimmung sorgte.

Also ein bunter literarisch-musikalischer Abend, bei dem sich die beiden Künstler gegenseitig die (unsichtbaren) Bälle zuwarfen und es eine schöne Abwechslung zwischen Text und Musik gab – ganz nach dem Geschmack des Publikums.

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