Anzeige Mehr als nur Beckenaufsicht

Alexander Anlicker

Ausbildungsberuf: Fachangestellter für Bäderbetriebe

Fachangestellte für Bäderbetriebe sind heiß begehrt. Schon in den vergangenen Jahren konnten manche Bäder nicht öffnen, weil Personal fehlte. Simon Luhr aus Müllheim hat sich für den abwechslungsreichen Beruf entschieden und räumt im Gespräch mit unserer Zeitung mit gängigen Vorurteilen auf.

Ertrinken ist ein stiller Tod

Von wegen entspannt und braungebrannt am Beckenrand stehen: „Die klassische Beckenaufsicht ist eine anstrengende und konzentrierte Arbeit“, sagt der 25-Jährige. „Ertrinken ist ein stiller Tod“, weiß der junge Mann, der sich bereits vor seiner Berufsausbildung als Rettungsschwimmer bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft engagiert hat. „Man muss erkennen, ob eine Situation lebensbedrohlich ist und jemand Hilfe braucht“, sagt Luhr. Während seiner Ausbildung habe er aber nur einmal ins Nichtschwimmerbecken springen müssen, um einem Kind aus einer gefährlichen Situation zu helfen, berichtet er. Das Kind habe dabei nicht um Hilfe, sondern den Namen seiner Schwester gerufen, die Notsituaton sei daher gar nicht auf Anhieb erkennbar gewesen.

Auch Erste-Hilfe-Leistungen biespielsweise bei Schürf- und Platzwunden, Insektenstichen, Hitzschlag oder Asthmaanfällen gehören zum Alltag.

Hinzu kommt viel Arbeit, die man nicht unbedingt sieht. Als Beispiel nennt er das Einwintern nach der Freibadsaison im Herbst und das Auswintern im Frühjahr. Natürlich wollen die Grünanlagen auch während der Saison gepflegt und der Rasen auf der Liegewiese gemäht werden. Hinzu kommen Wartungsarbeiten an der Technik, Reparaturen oder auch mal der Dienst an der Kasse.

Zur Ausbilung in den Wintermonaten gehört auch ein Einblick in die Verwaltung auf dem Rathaus sowie in die Arbeit der Wasserversorgung bei den Stadtwerken.

Die Ausbildung zum Fachangestellten schließt die Tätigkeit sowohl im Frei- als auch im Hallenbad ein. Da die Stadt Müllheim mit dem Freizeit- und Familienbad nur über ein Freibad verfügt, absolvierte Simon Luhr vier Wochen seiner Ausbildungszeit im Hallenbad in Hochdorf, da die Stadt Müllheim einen Kooperationsvertrag mit den Regio-Bädern der Stadt Freiburg geschlossen hat. Das ermöglichte ihm, in den Wintermonaten dort auch regelmäßig zu trainieren.

Zur Ausbildung im Betrieb kommt die Berufschule hinzu. Diese findet als Blockunterricht in Mannheim statt. Im ersten und zweiten Lehrjahr sind es drei Blöcke à vier bis sechs Wochen, im dritten Lehrjahr zwei Blöcke.

Unterrichtsinhalte sind Badebetrieb, Bädertechnik, Werkstattunterricht, Chemie, Computertechnik, Wirtschaft sowie Retten und Schwimmen. Außerdem kommen Englisch sowie Gemeinschaftskunde und Deutsch hinzu.

Jeden zweiten Tag Training im Becken

Das Thema Retten und Schwimmen hat dabei einen großen Stellenwert, insbesondere auch im praktischen Teil der Zwischen- und Abschlussprüfung. Streckentauchen, Schwimmen mit und ohne Kleider, ein Kopfsprung vom Drei-Meter-Brett, eine kombinierte Rettungsübung und Durchführung der Wiederbelebung sind nur einige der Aufgaben. Nicht nur für die Prüfung, auch für den täglichen Arbeitsalltag sei Fitness gefragt, daher trainiere er auch jeden zweiten Tag und zieht seine Bahnen durchs Schwimmerbecken, berichtet er.

Ausbildung zum Schwimmlehrer inklusive

Darüber hinaus lernen die angehenden Fachangestellten für Bäderbetriebe, wie man Schwimmunterricht gibt. Auch in diesem Bereich steht bei der praktischen Prüfung eine Lehrprobe an. „Da hat mir in die Hände gespielt, dass ich bei der DLRG bereits eine Kindergruppe trainiere und in der Schwimmausbildung tätig bin“, sagt Simon Luhr.

Dadurch sei er auch auf den Schwimmmeisterberuf gekommen, bereits als 16-Jähriger hat er in den Sommerferien als Rettungsschwimmer im Freibad gejobbt. Nach Abitur und Auslandaufenthalt hat ihn der Betriebsleiter gefragt, ob er sich eine Ausbildung als Fachangestellter für Bäderbetriebe vorstellen könne.

Die Ausbildung ist mit etwas mehr als 1000 Euro im Monat im ersten Lehrjahr gut bezahlt, findet Simon Luhr. Knackpunkt sei eher der Schichtbetrieb und der Wochenenddienst. Aber als Auszubildender hat man einen Acht-Stunden-Tag und wenn man am Wochenende arbeitet unter der Woche frei.

Und was kommt danach? An Karrierechancen gibt es ganz klassisch die Meisterschule mit dem Abschluss als Meister für Bäderbetriebe (Schwimmmeister) mit dem Ziel ,selbst die Leitung eines Bades zu übernehmen. Alternativ gibt es mittlerweile duale Studiengänge in den Bereichen Sportwissenschaft und Sportmanagement.

Weiterbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es auch im Bereich der Verwaltung oder im Handwerk im Bereich Sanitär, Heizung, Klima.

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