Arztversorgung im Kreis Brandbrief an Karl Lauterbach

Yvonne Rünzi
Um die Zukunft der Arztversorgung im Kreis sorgt sich die Kleinwiesentäler Ortschaftsrätin Brigitte Schwarzwälder. Foto: Pixabay

Die Wieser Ortschaftsrätin Brigitte Schwarzwälder treibt die Sorge um die medizinische Versorgung im Landkreis um. Daher hat sie sich direkt an Bundesgesundheitsminister Lauterbach gewandt.

In einem Schreiben fordert sie den Bundesgesundheitsminister auf, die Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag einzuhalten. Die Schlagzeilen der regionalen Presse beunruhigen Schwarzwälder, wie sie in ihrem Brief beschreibt. Schlagzeilen etwa, dass Hausärzte weniger Honorar erhalten, der Landkreis Lörrach Landärzte sucht und dass es nur noch eine Notfallpraxis im ganzen Landkreis geben wird.

Notfallpraxis geschlossen

Die Schließung der Notfallpraxis in Schopfheim durch die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) beschreibt Ortschaftsrätin Brigitte Schwarzwälder als „Schlag in die Magengrube“. Mit dem Wiedereintreten der Budgetierung der Hausärzte-Honorare sieht sie die Versorgung der Patienten gefährdet, da die Hausärzte befürchten müssten, dass geleistete Untersuchungen im Nachhinein nicht bezahlt werden.

Schwarzwälder weist eindringlich auf die 27 unbesetzten Hausarztsitze im Landkreis Lörrach hin. Die Last trügen die verbliebenen Praxen, die zusätzliche Patienten aufnehmen und betreuen müssten. „Die Konsequenzen dieser Entwicklung tragen neben den Hausärzten wir, die Patienten“, schreibt Schwarzwälder. Sie befürchtet negative Auswirkungen für die Patienten, wenn notwendige Untersuchungen nicht oder verspätet stattfinden. Schwarzwälder wirft Lauterbach als verantwortlichem Gesundheitsminister vor diesem Hintergrund vor, „leichtfertig mit der Gesundheit der Bevölkerung“ umzugehen.

Kritik an Budgetierung

Die Wieser Ortschaftsrätin fordert Lauterbach auf, die Hausärzte-Budgetierung bis zum Inkrafttreten des „Versorgungsstärkungsgesetzes“ aufzuheben. Da die KVBW erst im März 2024 den Hausärzten mitgeteilt hat, dass die Budgetierung rückwirkend auch für das vierte Quartal 2023 gilt, fordert Schwarzwälder auch, „möglichst Abzüge unverzüglich nachzuzahlen“.

Forderungen an Lauterbach

Als „ein Zeichen für unsere Hausärzte“, gerade auch für angehenden Mediziner, fordert Schwarzwälder nachdrücklich die Rücknahme der Budgetierung, die Wiedereröffnung der geschlossenen Notfallpraxen und die Umsetzung des „Versorgungsstärkungsgesetzes“.

Das Schreibens aus dem Kleinen Wiesental in das ferne Berlin ging an Karl Lauterbach, und zugleich an die die Fraktionsvorsitzenden der SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP sowie an die KVBW.

Die Situation vor Ort

Das Kleine Wiesental ist – zumindest derzeit – mit zwei Hausarztpraxen gut aufgestellt; noch im vergangenen Jahr indes herrschte große Unsicherheit mit Blick auf die Zukunft der hausärztlichen Versorgung. In Tegernau praktiziert Dr. Kathrin Mersch bereits seit 2019.

Unsicherheiten gab es im vergangenen Jahr um die Praxis in Wies: Diese war 15 Jahre lang bis 2020 von Gabriele Geier geführt worden. Die Suche nach einem Nachfolger war eine Herausforderung, letztlich waren Geiers intensive Bemühungen erfolgreich: Von 2020 bis 2023 übernahm ein Arzt aus Waldshut-Tiegen die Praxis in Wies; Mitte 2023 jedoch gab es Ungewissheit über den weiteren Betrieb der Praxis. Verwaltung, Ortschaftsrat und vor allem die Seniorenbeauftragte Melanie Mühlhäuser wurden umgehend tätig – und waren dank proaktivem und persönlichem Kontakt beim Hausarztzentrum Schliengen erfolgreich, das sich bereit erklärte, die Wieser Praxis zu führen. Allgemeinmediziner Jürgen Muthmann ist nun dreimal wöchentlich zur Sprechstunde vor Ort; Arzthelferinnen übernehmen an den übrigen Tagen Routinetermine.

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