Auftakt zu „Kultur.Punkt.Kirche“ Jenseits der „Stillen Nacht“

Jürgen Scharf
Seelenvoll und herzerwärmend war der Liederabend in der Christuskirche mit der Sängerin Christine Müller und ihrer Klavierbegleiterin Kerstin Mörk. Foto: Jürgen Scharf

Romantische Lieder und Klaviermusik zur Weihnachtszeit erklangen beim ersten Konzert der Reihe „Kultur.Punkt.Kirche“ im neuen Jahr in der Christuskirche in Rheinfelden.

Die Mezzosopranistin Christine Müller sang, einfühlsam begleitet von Kerstin Mörk am historischen Blüthner-Flügel, eine wunderbare Zusammenstellung von heutzutage selten zu hörenden Weihnachtsliedern von Peter Cornelius, dem großen Balladenmeister Carl Loewe und Engelbert Humperdinck. Nicht nur die Auswahl war bezwingend, auch die Wiedergaben sehr kultiviert und das Programm sorgfältig realisiert.

Das begann schon mit „Wie schön geschmückt der festliche Raum“ von Cornelius, ein Lied, das den Christbaum besingt. In diesen schönen Liedern wachen die Hirten im Feld, wandern die Drei Könige, wird das Knäblein besungen. Da wurde es einem warm ums Herz.

Dass Müller eine kompetente, erfahrene Liedsängerin mit warmem, einschmeichelndem Timbre ist, zeigt sie auch bei Humperdinck, etwa in dem sanft wiegenden Rhythmus des „Christkindleins Wiegenlied“, ebenso wertvollem Liedgut wie das von Cornelius. Die Mezzosopranistin besteht gleichermaßen auf dem heiklen Gebiet des „Spanischen Liederbuchs“ eines Hugo Wolf, dessen Liedschöpfungen zu den herrlichsten in der deutschen Tonkunst zählen.

Wolfs Tonpoem „Die ihr schwebet um die Palmen“ singt sie mit viel Einfühlungsvermögen, dramatischem Gestus und klarer Wortverständlichkeit, in makelloser Diktion und gänzlich ohne Manierismen – ein sehr sympathischer Vortrag voller gestalterischer Intelligenz und vokalem Wohllaut.

Diese Qualitäten des Gesangsstils lässt Müller auch dem „Noel“ von Gabriel Fauré und dem harmonisch raffinierten „Cradle Song“ nach Worten von William Blake von Benjamin Britten aus dessen „Lullabies“ angedeihen. Hier strahlt ihre Stimme in schönster Intensität.

Es war also ein beglückendes Liederprogramm in beseelter weihnachtlicher Stimmung, und es fehlte nur noch einer unter diesen Nachromantikern: Max Reger. Er kam als Zugabe mit dem engelhaft entrückten „Mariä Wiegenlied“, ganz dolcissime von beiden Interpretinnen dargeboten, auch von der Pianistin mit feinem Anschlag im Pianissimo.

Kerstin Mörk ist nicht nur eine gleichberechtigte Liedbegleiterin, sondern eine Poetin am Flügel, wie sie in ihrer subtilen und ansprechenden Wiedergabe von Robert Schumanns „Kinderszenen“ zeigt: über die berühmte „Träumerei“ bis hin zum „Kind im Einschlummern“ und dem abschließenden „Der Dichter spricht“.

Das war ein bezaubernder Liederabend mit tröstlichen Momenten, der durchaus mehr Publikum verdient gehabt hätte.

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