Auggen Durch Auszeichnung bestärkt

Weiler Zeitung

Interview: Johannes Abel erhält den Bundespreis für das Steinmetz- und Steinhauerhandwerk

Ein schöneres Weihnachtsgeschenk kann es für einen erfolgreichen Handwerksbetrieb kaum geben. Der Steinmetz Johannes Abel aus Auggen wurde mit einem Bundespreis im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk für herausragende Leistungen in der Natursteinrestaurierung ausgezeichnet.

Von Beatrice Ehrlich

Auggen. Der Preis wurde vom Zentralverband des Deutschen Handwerks zusammen mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgelobt und wird in jedem deutschen Bundesland jeweils nur einmal alle acht Jahre vergeben.

Frage: Wussten Sie, was auf Sie zukommt, als Sie am 10. Dezember ins Neue Schloss nach Stuttgart eingeladen wurden?

Nein. Ich wusste zwar schon, dass es mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege zu tun hat, für den wir uns mit mehreren Projekten beworben hatten. Die Ausschreibung richtet sich aber in erster Linie an Bauherren. Dass uns dann ein Sonderpreis zugesprochen wurde für besondere Verdienste bei der Natursteinrestaurierung, war in der Tat eine große Überraschung. Wir sind neben vier Bauherren der einzige Handwerksbetrieb, der ausgezeichnet wurde.

Frage: Mit welchem Projekt waren Sie erfolgreich?

Bei dem ausgezeichneten Projekt handelt es sich um Arbeiten an der Alten Probstei des Klosters Tennenbach in Kiechlinsbergen am Kaiserstuhl. Das bildhauerisch gestaltete Portal dort wird gekrönt von einer Figurengruppe mit dem Heiligen Bernhard von Clairvaux im Mittelpunkt, flankiert von Putten. Der Kopf des Heiligen Bernhard war heruntergefallen und in viele Teile zersprungen. Der Bauherr trat an uns heran mit dem Wunsch, die Figurengruppe wieder instand zu setzen. Als wir den Schaden in Augenschein nahmen, bemerkten wir gravierende Schäden am ganzen Portal. Der Auftrag umfasste dann neben der Wiederherstellung der Bernhard-Figur die Ertüchtigung der Bausubstanz bei gleichzeitigem Erhalt des verwendeten Natursteins – Tennenbacher Sandstein.

Frage: Was für Arbeiten haben Sie dort durchgeführt?

Die Arbeiten umfassten unter anderem die Festigung des brüchig gewordenen Steins, die Hinterfüllung von Hohlräumen, die stabile Verankerung mit Edelstahlnadeln, das Kitten, Schlämmen und Ausfugen der Steinoberfläche, dies alles mit dem Ziel die Originalsubstanz weitgehend zu erhalten, sowie die Rekonstruktion und das Wiederaufsetzen des Kopfes. Das hat uns ungefähr ein halbes Jahr beschäftigt.

Frage: Arbeiten Sie öfter an denkmalgeschützten Gebäuden?

Sogar ganz überwiegend. Etwa 80 bis 90 Prozent unserer Aufträge betreffen denkmalgeschützte Objekte. Durch kontinuierliche Weiterbildung habe ich mich mit meinen Mitarbeitern auf solche Arbeiten spezialisiert, bei denen es vor allem um einen sorgsamen und erhaltenden Umgang mit der originalen Bausubstanz – hier Naturstein – geht. Oft handelt es sich dabei um Kirchen. Beispiele für größere Projekte in diesem Bereich sind unter vielen anderen das Münster in Salem, der südliche Hahnenturm am Freiburger Münster, die Johanneskirche, ebenfalls in Freiburg, und in diesem Jahr die evangelische Kirche in Dossenbach und das Alte Schulhaus in Hagen.

Frage: Wie haben Sie die Preisübergabe in Stuttgart erlebt?

Die Preisübergabe im Neuen Schloss in Stuttgart war für mich und meine Frau sehr bewegend, ich habe dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann die Hand drücken dürfen, er ist ein sehr großer Mann, ein Meter 93.

Frage: Beflügelt Sie die Anerkennung dabei, den von Ihnen eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen?

Ja, sehr. Wir fühlen uns dadurch um ein Vielfaches darin bestärkt, unsere Anstrengungen im Bereich der Natursteinrestaurierung konsequent fortzusetzen. Die Anerkennung durch das Landesdenkmalamt bestätigt uns, dass wir uns tief in die Materie eingearbeitet haben und um die Besonderheiten dieses Spezialgebiets wissen. Das bedeutet, dass Auftraggeber sich bei uns darauf verlassen können, bestmöglich und mit großer Fachkenntnis betreut zu werden. Aufgrund unseres speziellen Profils und unserer ausgeprägten Firmenkultur kommen immer wieder junge Menschen zu uns, um sich zum Steinmetz ausbilden zu lassen.

Johannes Abel (58 Jahre alt), geboren in Tschirtschik (Usbekistan) ist Inhaber des gleichnamigen Steinmetz- und Steinbildhauerbetriebs in Auggen. Er hat 20 Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende.

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