Auggen Generationswechsel im Winzerkeller

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Julia Schwarz übernimmt das Rechnungswesen von Enrico Ebner. Foto: Alexander Anlicker

Jonas Lorscheid präsentierte erstmals den Geschäftsbericht bei der Mitgliederversammlung des Winzerkellers Auggener Schäf.

Gute Stimmung herrschte bei der Mitgliederversammlung des Winzerkellers Auggener Schäf in der Sonnberghalle. Die Zahlen des Geschäftsjahrs 2022/2023 – noch unter der Ägide von Thomas Basler – können sich sehen lassen, obwohl die Inflation auch bei den Winzern aus Auggen und Laufen zu spüren ist.

Bilanz

„Wir stehen sehr gut da“, stellte Kassenchef Enrico Ebner bei der Vorstellung von Jahresbilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung fest, der nach 16 Jahren beim Winzerkeller demnächst in den Ruhestand gehen wird. Seine Nachfolgerin ist Julia Schwarz aus Obereggenen, die neun Jahre in einem Konzern in der Finanzbuchhaltung gearbeitet hat, zuletzt drei Jahre als Abteilungsleiterin. „Es waren 16 tolle Jahre“, betonte Ebner.

Das Bilanzvolumen beträgt knapp 15,6 Millionen Euro. Darunter befindet sich Eigenkapital von knapp 7,8 Millionen Euro. Auch gebe es keinen Investitonsstau, stellte er fest. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist Umsatzerlöse von rund 12,5 Millionen Euro aus. Bedingt durch den guten Herbst 2022 sind die Tanks gut gefüllt, was eine Bestandsveränderung von rund 824 000 Euro zur Folge hat. Dies ergibt insgesamt Erträge von knapp 13 488 462 Euro, demgegenüber stehen Aufwendungen von 13 431 331 Euro, was einen Gewinn von 1579 Euro entspricht.

Lagebericht

Der Markt sei nicht einfach, betonte der neue Geschäftsführer Jonas Lorscheid in seinem Geschäftsbericht. Für die Verbraucher seien Kraftstoff, Strom, Heizung und Grundnahrungsmittel teurer geworden. Das habe zur Folge, dass beim Wein der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland um einen Liter gesunken sei. Dies sei auch beim Betriebsergebnis spürbar, so sank der Umsatz von 12,6 Millionen auf 12,5 Millionen Euro, gleichzeitig ging der Absatz von 5,1 Millionen auf knapp 4,9 Millionen Liter zurück. Gestiegene Kosten für Verpackung konnten teilweise durch höhere Preise wieder wettgemacht werden. Der Durchschnittserlös pro Flasche stieg von 2,43 Euro auf 2,52 Euro.

„Wir müssen damit rechnen, dass die Preise nicht florieren“, warnte Lorscheid. Er berichtete, dass Einzelhandelskonzerne auf Preisdumping setzten. „Wir steigen schon früh aus den Verhandlungen aus, weil wir den Wein nicht verschenken wollen“, sagte er.

Ausblick

Ab Februar gehe eine neue Internetseite an den Start, berichtete Lorscheid. Hintergrund sei die Umstellung auf ein neues Shopsystem, das eine automatische Anbindung an das Warenwirtschaftssystem ermöglicht. Die Bestellungen müssten dann nicht nochmals von Hand eingegeben werden. Neuigkeiten gibt es auch bei den Weinlinien. So gibt es eine Exklusiv-Linie und zur Messe ProWein kommt eine Piwi-Linie mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten auf den Markt. Dafür wurde eigens die Marke „Pivé“ aus Piwi und Cuvée geschaffen.

Herausforderungen

Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Gugelmeier berichtete zu Beginn der Versammlung von einem aufregenden Geschäftsjahr mit vielen Herausforderungen. An erster Stelle nannte er die personellen Veränderungen durch den Ruhestand von Thomas Basler und demnächst Enrico Ebner. Hauptaufgabe für Vorstand und Aufsichtsrat war es, die richtige Person zu finden. Darüber hinaus gingen und gehen noch weitere langjährige Mitarbeiter in Rente.

„Wir haben den Schritt mit einem jungen Geschäftsführer gemacht und sind mit der Wahl gut gefahren“, sagte der Vorsitzende und ergänzte, dass Lorscheid neue Ideen mitbringe und Führungsqualitäten zeige.

Was den Winzern zugesetzt habe, seien auch politische Entscheidungen wie das Biodiversitätsgesetz, die Reduzierung von Planzenschutzmitteln oder das drohende Glyphosat-Verbot in der EU. Dies sei laut Gugelmeier „Gottseidank nicht gekommen“, weil es bedeutet hätte, dass auf der Hälfte der Flächen kein Weinbau mehr möglich gewesen wäre. Er verweist unter anderen auf die veränderte Mitgliederstruktur. Kleinere Winzer würden aufhören und ihre Flächen an größere Weinbaubetriebe verkaufen oder verpachten. Diese wiederum hätten es immer schwerer, Saisonkräfte zu finden.

Eine weitere Herausforderung sei der Klimawandel. „Wir spüren die Trockenheit schon länger“, betonte Gugelmeier und verweist unter anderem auf das Gewann Letten, wo die Trockenheit deutlich sichtbar sei. Ein Punkt sei die Umstellung auf neue Rebsorten. Begonnen wurde ein Projekt mit der Sorte Souvignier gris.

Wahlen

Einen Generationswechsel wurde auch bei der Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat vollzogen. Christian Zehr aus Laufen wurde für weitere sechs Jahre in den Vorstand gewählt. Neu im Vorstand ist Michael Rüdlin, Sprecher der Auggener Jungwinzer.

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert scheidet der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Egbert Studer aus Neuenburg aus. Für ihn wurde der 36-jährige Neuenburger Landwirt und Winzer Florian Rueb in den Aufsichtrat gewählt. Ebenfalls aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden ist der Müllheimer Winzer Christian Gehmann. Als Nachfolger wurde der 27-jährige Winzermeister David Gehmann gewählt.

Winzerkeller Auggener Schäf

Mitglieder:
 360 mit 6297 Geschäftsanteilen

Rebfläche:
 540 Herktar Gesamtfläche (minus vier Hektar im Vergleich zum Vorjahr), 533 Hektar Ertragsfläche (minus vier Hektar) 

Mitarbeiter:
 31 Vollzeit- zwölf Teilzeitkräfte und eine Auszubildende

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