Bad Bellinger hängen an ihren Thermen

Ein klares Bekenntnis zu den Balinea-Thermen gab es seitens des baden-württembergischen Heilbäderverbands, der Heilbäder und Kurorte Marketing-Gesellschaft sowie seitens der anwesenden örtlichen Akteure kürzlich beim Besuch des CDU-Landtagsabgeordneten und Tourismus-Staatssekretärs Patrick Rapp. Das Thema war beim Pressegespräch zunächst ausgeklammert worden und kam erst auf Nachfrage unserer Zeitung auf den Tisch. Die Balinea-Thermen leiden – wie viele andere Thermen auch – noch unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und sind finanziell angeschlagen.

Gemeinde sowie Bade- und Kurverwaltung (BuK) sind seit dem Weggang von Dennis Schneider, der bis Anfang des Jahres BuK-Geschäftführer war, dabei, sich neu aufzustellen. Bürgermeister Carsten Vogelpohl übt derzeit zusätzlich die Funktion des BuK-Geschäftsführers aus. Tourismusmarketing und Kurhaus sind künftig bei der Gemeinde angesiedelt, die BuK soll sich nach aktuellem Stand nur noch auf die Thermen fokussieren.

„Wir greifen den örtlichen Gremien nicht vor“, erklärt Patrick Rapp. Diese müssten die Zielrichtung vorgeben. Wenn diese klar sei, dann sei das Land auch die erste Adresse, ergänzte der Staatssekretär. Er verwies darauf, dass das Land während der Pandemie die Thermen mit mehr als 800 000 Euro an Stabilisierungshilfe unterstützt habe. Darüber hinaus seien in den vergangenen 24 Jahren fast 5,7 Millionen Euro im Rahmen des Tourismusinfrastrukturprogramms nach Bad Bellingen geflossen.

„Die Zeit, in der die Bäder heruntergefahren wurden, war existenziell“, sagt Fritz Link, Präsident des Heilbäderverbands Baden-Württemberg. „Wir sind dem Land dankbar“, sagt er mit Blick auf die 45 Millionen Euro, die während Corona in die Heilbäder geflossen sind. Dennoch haben die Bäder immer noch Schwierigkeiten, an die Zeit vor Corona anzuknüpfen. Größtes Problem für alle Heilbäder seien derzeit die hohen Energiekosten. „Wir haben einen enormen Investitionsbedarf mit Blick auf energetische Sanierung und Energie sparen“, betont Link.

„Die Balinea-Thermen haben für mich nach wie vor ein tolles Potenzial“, unterstreicht Arne Mellert, Geschäftsführer der Heilbäder und Kurorte Marketing-Gesellschaft. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Thermen wieder einen hohen Zuspruch seitens der schweizerischen, französischen und deutschen Gäste erfahren. Alle Thermen hätten derzeit mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Mellert nennt den Fachkräftemangel, angefangen von der Badeaufsicht über Physiotherapeuten bis hin zum Kassenpersonal, aber auch die hohen Energiepreise.

„Alle können ein qualitativ hochwertiges Produkt anbieten“, sagt Mellert insbesondere mit Blick auf die Balinea-Thermen. Das Schlimmste ,was passieren kann, wäre, wenn eine Therme schließen müsste. Er erinnert daran, dass Einrichtungen wie die Thermen einen ganzer Rattenschwanz hinter sich herziehen. Mellert nannte unter anderem Gastronomie und Handel.

Wenn Einrichtungen wegbrechen, müsste man mit einem Umsatzeinbruch von bis zu 35 Prozent rechnen, ergänzte Rapp und verwies auch auf die Handwerkerleistungen, die von Ort erbracht werden.

Rund 50 Millionen Euro Umsatz hängen in Bad Bellingen an den Thermen dran, zitiert der Dehoga-Kreisvorsitzende Marcus Ciesiolka aus einer Studie.

„Wir sind froh über die Fördergelder, die wir bekommen haben. Ohne diese würden wir heute ganz schlecht dastehen“, sagt Bürgermeister-Stellvertreterin Monika Morath. „Die Bad Bellinger hängen an ihrer Therme“, betont sie. „Den typischen Kur- und Badegast gibt es nicht mehr“, stellt sie fest.