Bad Bellingen Bürger sorgen sich um Sicherheit

Jutta Schütz
Auch in Efringen-Kirchen sind am Bahnhof abgestellte Gefahrgutzüge ein Problem. Foto: Archiv

Gemeinderat: Abgestellte Gefahrgutzüge sorgen für Aufregung. Gespräche mit der Bahn geplant.

Bad Bellingen - Die Bürger in Rheinweiler, die direkt an der Bahnstrecke wohnen, machen sich Sorgen, dass vermehrt Kesselwagen mit Gefahrgut abgestellt werden könnten. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats deutlich.

Eine Bürgerin, die in den Reihen der Zuhörer saß, gab unter dem Punkt „Fragen der Zuhörer“ den Anstoß zu einer Diskussion im Rat. Wie mit der Tatsache umgegangen werden könne, dass die Bahn konstant Vorstöße ignoriert, die das Abstellen von Gefahrgut auf Gleisen vermeiden, die durch Wohnbereiche führen, wollte sie wissen.

Seit 30 Jahren lebe sie in Rheinweiler, bereits zwei Mal sei sie wegen eines Einsatzes in Sachen Gefahrgut in Kesselwagen, die Leckagen hatten, evakuiert worden. Zuletzt, im Jahr 2018, habe sie mit ihren Kindern das Haus nicht verlassen können, berichtete die Bürgerin. Sie wollte wissen, was die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat unternehmen können, damit „wir alle sicherer leben“.

Nicht nur in Bad Bellingen werden Gefahrgutzüge abgestellt – der Gemeinde Efringen-Kirchen geht es ähnlich. Dort wurde gerade im vergangenen April wieder ein Gefahrgutzug, dessen Wagen explosive und gesundheitsgefährdende Stoffe enthalten haben sollen, abgestellt.

Der „Rückstau“ von Gefahrgutzügen, die in Weil am Rhein, Efringen-Kirchen, Bad Bellingen und Müllheim abgestellt werden, hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass rund 40 Prozent der Güterzüge in Deutschland nicht von der Bahn, sondern von privaten Unternehmen betrieben werden. Genau diese Züge dürfen nicht ohne weitere Vorkehrungen in die Schweiz einfahren. Die Zugführer müssen für die Einfahrt in die Schweiz eine entsprechende Ausbildung nachweisen. Laut Bahn werden die abgestellten Wagen von Technikern geprüft, zudem vom Eisenbahnbundesamt überwacht.

Genau diese Information wird aber von Bürgern und Gemeinderäten sowie auch von Feuerwehrleuten bezweifelt. Bei den Einsätzen in Bad Bellingen etwa war nicht auf die Schnelle zu sehen und in Erfahrung zu bringen, welche Gefahrstoffe in den leckenden Kesselwagen transportiert wurden.

Gemeinderäte zeigen sich empört

Gemeinderat Frank Fuchs (CDU) platzte denn auch der Kragen. „Die Bahn verarscht uns doch nach Strich und Faden“, wählte er drastische Worte. „Kaum wird das Abstellen von Gefahrgutwagen in Efringen-Kirchen in der Presse gemeldet, was natürlich eine negative Meldung für die Bahn ist, werden die Wagen dann nach Rheinweiler verschoben, oder nach Weil, so geht das nicht – Gefahrguttransporte in Wohngebieten abstellen, ist einfach ein No-Go“, wetterte er. Seit Jahren sei man an der Bahn dran, „es geht einfach nichts“, machte er weiter seinem Ärger Luft.

Dass die Wagen zudem analog beschriftet werden, sei vorsintflutlich in Zeiten der digitalen Produktverfolgung, fand auch Bürgermeister Carsten Vogelpohl. Emil Schilling (CDU) votierte dafür, der Bahn noch einmal „harsch“ zu schreiben.

Doris Heitz (CDU) warnte, dass an den unbewachten Kesselwagen, eigentlich „jeder, der will, zündeln könnte“. Sie schlug vor, alle Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis einzuladen, dazu Bahnvertreter und Bürgermeister, um das Thema anzugehen. Vogelpohl versprach, diese Idee umzusetzen, stellte aber auch fest: „Die Situation ist für Bürger und Gemeinden extrem unbefriedigend – wir werden bei der Bahn ein extrem dickes Brett bohren müssen.“

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