Bad Bellingen Der Herr der Zahlen

Alexander Anlicker
Der Umzug des Rathauses in die Räume der Kurverwaltung kann kommen. Rechnungsamtsleiter Frank Spiegelhalter sitzt auf gepackten Umzugskartons. Foto: Alexander Anlicker

Rechnungsamtsleiter Frank Spiegelhalter steht seit 30 Jahren im Dienst der Gemeinde Bad Bellingen. Der Arbeitsbereich ist vielfältig und reicht von Abwasserentsorgung über Schulen und Kindergärten, EDV sowie Personalwesen bis hin zum Ratgeber für den Bürgermeister.

Eberhard Stotz, Günter Kurpjuweit, Christoph Hoffmann und jetzt Carsten Vogelpohl: Spiegelhalter hat in den 30 Jahren bei der Gemeinde Bad Bellingen vier Bürgermeister erlebt. Bürgermeister Stotz habe man als junger Amtsleiter noch Fragen stellen können. Heute kämen die Bürgermeister nicht mehr aus der Verwaltung, und er selbst müsse deren Fragen zu Sachthemen beantworten, erklärt Spiegelhalter im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Ich bin Fachkraft für Abwassertechnik“, scherzt Spiegelhalter. Für Großprojekte, wie die Sanierung der Kläranlage, habe er sich einiges angelesen, erklärt er. Zuständig ist er nicht nur für die Gemeindefinanzen, sondern von kaufmännischer Seite auch für Wasser und Abwasser. Zudem ist Spiegelhalter Personalchef für Rathausmitarbeiter aber auch die Erzieherinnen in den Kindergärten sowie die Mitarbeiter des Bauhofs. Diesen hatte er bis zur Schaffung eines eigenständigen Bauamts ebenfalls unter seinen Fittichen.

„Eigentlich entwickelt sich das Ergebnis immer besser als erwartet. Man muss den langjährigen Durchschnitt betrachten. Unterm Strich nimmt das Vermögen laufend zu“, antwortet er auf die Frage nach den Gemeindefinanzen. Einzige Ausnahme seien die Jahre der Finanzkrise gewesen. Als Rechnungsamtsleiter plane man immer vorsichtig, sagt er. Vorsicht gelte auch bei der Geldanlage. Nicht nachvollziehbar ist für ihn, dass Gemeinden durch spekulative Geldanlagen – wie vor einigen Jahren bei der Greensill Bank – Geld verloren haben. „Ich bin Treuhänder für das Geld der Bürger“, betont er.

Das Jahr 2024 werde jedoch finanziell etwas eng. Die Gemeinde habe nicht mehr den Einwohnerzuwachs, und die Steuereinnahmen seien gedämpft. Gleichzeitig sei der Preisdruck enorm.

Viele Projekte wurden in den vergangenen 30 Jahren umgesetzt, berichtet er. Investitionsschwerpunkte seien Schulen und Kindergärten gewesen. Aktuell sei es die Sanierung und Erweiterung des Rathauses. Anschließend müsse man sich wieder dem Thema Wasser und Abwasser widmen. Ein „uncooles“ Thema, da man das unter der Erde verbaute Geld nicht sehe.

„Es wird zunehmend schwieriger, alles gleichermaßen und in angemessener Zeit bedienen zu können“, sagt er und verweist unter anderem auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschule und Kindergärten. Ein Problem dabei seien die begrenzten finanziellen Mittel der Gemeinde. Ein anderes Problem sei die Bürokratie. Man könnte vieles vereinfachen, aber heute müsse man für das gleiche Ergebnis viel mehr leisten. Als Beispiel nennt er den Hochwasserentlastungskanal. Dort musste im Wald für acht Schächte mit zusammen acht Quadratmetern Fläche ein Ausgleich gebracht werden.

„Ich hab von Anfang an gesagt: Kämmerer oder nichts“, antwortet er auf die Frage, warum er sich auf das Rechnungswesen spezialisiert habe. Ein Kollege, mit dem er sich während des Studiums ein Zimmer geteilt habe, und er, seien sich einig gewesen, dass Bau- oder Verwaltungsrecht nicht das Richtige sei. „Die Finanzen müssen stimmen, sonst geht gar nichts“, betont er.

Der Studienkollege ist zwischenzeitlich Bürgermeister. Er selbst habe anfangs auch mit dem Gedanken gespielt. „Heute braucht man ein dickes Fell. Die Bürger sind kritikfreudiger, anspruchsvoller und unzufriedener. Das macht es nicht mehr so attraktiv.“

Geboren 1966
 in Karlsruhe, und aufgewachsen in Müllheim, ist er ein echter Badener und Markgräfler.

Ausbildung
 zum gehobenen Verwaltungsdienst ab September 1986 bei der Stadt Müllheim und dem Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Zuvor Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Müllheim.

Studium
 an der Fachhochschule für Verwaltung in Kehl von 1998 bis 1990.

Erste Stelle
 als Rechnungsamtsleiter im Luftkurort Häusern bei St. Blasien von Dezember 1990 bis 31. Januar 1994. Anschließend war er ab 1. Februar mit 30 Jahren Rechnungsamtsleiter im Kurort und Heilbad Bad Bellingen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading