Bad Bellingen Die Gemeinde „grüner ausrichten“

Claudia Bötsch
Die Kandidaten der Freien Wähler (v.l.): Wolfgang Müller, Sven Baßler, Daniel Billich, René Schladerer, Lisa Hugenschmidt, André Kammüller, Michaela Vos, Karl Schlager, Fraktionssprecher Thomas Gerspacher und Siegfried Jürgens; es fehlt Arno Giesel. Foto: Claudia Bötsch

Nominierung: Freie Wähler Bad Bellingen bereiten sich auf die Wahl vor / Elf Bewerber

Bad Bellingen - Mit elf Bewerbern gehen die Freien Wähler Bad Bellingen bis dato ins Rennen. Weitere Interessierte sind willkommen. Ziel ist, die Liste noch voll zu bekommen, betonte Fraktionssprecher Thomas Gerspacher bei der Nominierungsversammlung im „Storchen“. Das ist bisher erst beim Kernort geglückt, wo es fünf Kandidaten für die Kommunalwahl am 26. Mai gibt.

Die Kandidatensuche ist allles andere als leicht, wie Gerspacher deutlich machte. In den vergangenen Monaten habe er an die 50 Männer und deren Partnerinnen sowie weitere 20 Frauen auf eine Kandidatur angesprochen. Die meisten winkten jedoch ab, weil sie ohnehin schon zu sehr eingespannt seien in Beruf, Familie oder Vereinen.

Die Freien Wähler konkurrieren mit der CDU als stärkste Fraktion im Bad Bellinger Gemeinderat. Bei der Wahl vor fünf Jahren habe man mit 6940 Stimmen fünf Sitze holen können, die CDU mit 9816 Stimmen und einem Ausgleichsmandat sieben Sitze. Auch damals sei die nicht volle Liste den FW zum Nachteil geworden.

Schwierige Bewerbersuche

Bei der schwierigen Kandidatensuche würde man sich generell mehr Unterstützung durch die Gemeinde wünschen. Auf diesen Punkt hob auch der ehemalige Gemeinderat Armin Held ab, der bei der Versammlung die Wahlleitung übernahm. Die Wahl der Kandidaten und deren Reihenfolge auf der Liste erfolgte in geheimer Abstimmung (siehe Kurzinfo).

Als nächsten Schritt werden die Freien Wähler nun das Wahlprogramm aufsetzen. „Wir müssen uns Gedanken machen, in welche Richtung die Gemeindepolitik in den nächsten fünf Jahren gehen soll“, sagte Gerspacher.

Landschaft und Ortsbild

Anhand der Stellungnahmen der Kandidaten sei jedoch bereits „die starke Tendenz“ auszumachen, „die Gemeinde grüner auszurichten“. Als wichtige Themen stünden Erholung, Landschaft, Umwelt und Ortsbild auf der Agenda.

„Es gibt einen Strauß von Themen. Wichtig ist, Schwerpunkte zu setzen“, meinte Philip Dahm, der als Gemeinderat nicht mehr kandidieren will. Als ein bedeutendes Thema nannte er die Infrastruktur, aber auch den Umgang mit dem anhaltenden Wachstum der Gemeinde. „Wo wollen wir als Gemeinde hin?“ Wichtig ist laut Dahm „ein roter Faden“, dieser fehle seit ein, zwei Jahren.

Von Internet bis Tourismus

Im Diskurs mit den Kandidaten kamen zahlreiche Themen aufs Tapet: vom schnellen Internet für die Ortsteile, das André Kammüller ansprach, bis zum Tourismus. „Das Golfhotel in Bamlach ist schon seit 20 Jahren ein Thema“, so Gerspacher. Seit Jahren im Gespräch sei auch ein Hotel an der Therme.

Bei der Therme selbst könnte man darüber nachdenken, über die Sommermonate ein Kaltwasserbecken zu betreiben, regte Karl Schlager als Idee an. René Schladerer sah das IBA-Projekt „Bad Bellingen geht an den Rhein“ als große Chance. Der Tourismus sei wichtig. „Bad Bellingen und die Ortsteile müssen aber in erster Linie für die Bürger attraktiv sein“, forderte Michaela Vos.

Lisa Hugenschmidt beklagte den „miserablen ÖPNV“. „In Rheinweiler fährt der letzte Zug um 19.30 Uhr.“

Wohnraum zentrales Thema

Zentrales Thema ist indes die Schaffung von Wohnraum. „Eine Gemeinde, die nicht wächst, hat langfristig keine Zukunft“, meinte Gemeinderat Wolfgang Müller. Problem sei, dass die Gemeinde bisher kein Bebauungskonzept habe. Er verwies auch auf durch das Wachstum bedingte Defizite in der Infrastruktur. Als Beispiel nannte er die Verkehrssituation beim Neubaugebiet „Hinterm Hof II“.

Sven Baßler: „Wir wachsen so schnell.“ Er fand es ratsam, erst einmal wieder das Bestehende zu stärken und „zusammen zuwachsen“.

Bebauungskonzept

Wichtig sei beim Thema Wohnen und Neubaugebiete, dass vor allem die Einheimischen zum Zug kommen, forderte Daniel Billich – und sich nicht nur Großverdiener, die in der Schweiz arbeiten, ein Eigenheim leisten können.

Auch vor diesem Hintergrund ist laut Müller ein Bebauungskonzept mit klaren Bauplatz-Vergaberichtlinien von großer Bedeutung. Weil man sonst Gefahr laufe, gegen EU-Recht zu verstoßen (Diskriminierungsgründe). Dabei verwies er auch auf die derzeitigen Diskussionen in Efringen-Kirchen.

Darüber hinaus fehle der Gemeinde auch ein Märktekonzept, meinte Müller außerdem. „Ein Wohngebiet ist die einzige Antwort für die Rheinstraße“ – wo höchstens noch ein paar kleine „Lädele“ eine Zukunft hätten.

Bedarf sieht Siegfried Jürgens beim Thema Ordnung. „Es gammelt vieles vor sich her“ und sei nicht auf dem Stand, beklagte er. Unter anderem verwies er auf den Zustand des Barfußpfads.

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