Der Hebelschoppen, der 1910 zum 150. Geburtstag des Dichters Johann Peter Hebel in Hertingen begründet wurde, steckte zu Beginn der Jahrtausendwende in einer Krise, blickte Vogelpohl zurück. „Gemeinsam mit Eberhard Stotz haben Sie die Veranstaltung gerettet.“
Seit 2004 stand Mannhardt als „Häuptling“ den Hebelfreunden vor: „Mit Ihrem fein gespannten Netzwerk haben Sie immer wieder Dichter, Schriftsteller und Kulturinteressierte aus dem Elsass, aus Basel und dem Markgräflerland in Hertingen zusammengebracht“, würdigte Vogelpohl das große Engagement von Mannhardt, der Heimatkunde und Hochkultur mit leichter Hand zusammengebracht habe.
15 Jahre hat Mannhardt das Amt des Hebelvogts ausgefüllt, im Herbst gab er es aus Altersgründen ab. Seine Nachfolge haben Christa Heimann und Jürgen Wolf übernommen.
„Ein Stück unserer Kultur“
„Hochdeutsch habe ich erst im Gymnasium gelernt – als erste Fremdsprache“, begann Mannhardt seine Ansprache und entschuldigte sich im voraus, falls man ihn nicht verstehe – was für allgemeine Erheiterung sorgte.
Doch er sei ein Verfechter des Alemannischen und finde es schön, „wenn wir im Alltag und die Kinder in den Schulen unseren Dialekt wieder mehr sprechen würden – denn er ist ein Stück unserer Kultur. Und wir sind es Hebel schuldig, der uns so viel gegeben hat“. Er selber sei niemand, der gerne geehrt werde. Dennoch freue es ihn, dass durch seine Auszeichnung auch die Arbeit der Hebelfreunde Hertingen anerkannt und gewürdigt werde.
Mannhardt ging auch auf die Biographie des Theologen und Pädagogen Hebel ein: „Badens größter Dichter“ wurde 1760 in Basel geboren und lebte von 1780 bis 1783 in Hertingen, wo er als Hauslehrer und Pfarrvikar bei Pfarrer Schlotterbeck angestellt war. Danach war er Lehrer am Pädagogium in Lörrach, bevor er 1791 nach Karlsruhe umsiedelte, „wo er eine steile Karriere machte“.
Dabei streute Mannhardt Anekdoten des Dichters und Auszüge aus seinen alemannischen Gedichten ein, wie „Der Mann im Mond“ oder „Das Gespenst an der Kanderner Straße“. Um dann mit einem Augenzwinkern das Publikum zu fragen: „Verstöhnt dir mii?“
110 Jahre Hebelschoppen
Mannhardt widmete sich ebenso der Entstehungsgeschichte des Hebelschoppens, der in diesem Jahr zum 110. Mal stattfindet: So hatte der Schwarzwaldverein Kandern im Jahr 1910, zum 150. Geburtstag des Dichters, eine Gedenktafel anfertigen lassen mit der Aufschrift: „Hier wohnte Johann Peter Hebel von 1780 bis 1783. Us er Heimet chunt der Schii, s’ mues liebli in der Heimet sy.“
Diese Tafel wurde von einer Delegation um Ernst Kammüller und Professor Sütterlin nach Hertingen gebracht. Dort wurde sie an der Fassade des Pfarrhauses angebracht, wo sie heute noch zu sehen ist. Danach ging die Gruppe ins „Rössle“, um mit einem Schoppenglas voll Wein darauf anzustoßen. Es wurde gesungen und Sütterlin hielt eine Rede auf Hebel. „Das war die Geburtsstunde des Hebelschoppens“, erklärte Mannhardt. Fortan traf man sich jedes Jahr in Hertingen zum Hebel-Andenken.
Aus den einfachen Zusammenkünften sei eine größere Veranstaltung geworden, die aus zwei Teilen besteht: einem Festvortrag in der Kirche und anschließendem gemütlichen Beisammensein im Gemeindesaal, wo Hebelfreunde und Dichter Gelegenheit haben, etwas vorzutragen. „Mein größter Wunsch ist, dass der Hebelschoppen mit seiner literarischen und gesellschaftlichen Bedeutung, hier im Markgräflerland und im Dreiländereck, noch lange erhalten bleibt“, so Mannhardt, der an Wegbegleiter und Mitstreiter erinnerte. Sein Dank galt vor allem seinen Nachfolgern und Hebelfreunden für ihren Einsatz. Als Dank für seine Ehrung hatte Mannhardt eine Dokumentation über den Hebelschoppen erstellt, die er Vogelpohl überreichte.
Hebel- statt Gemeindesaal?
Außerdem gab er dem Rathauschef eine Anregung mit auf den Weg: „Warum nennen wir den Hertinger Gemeindesaal eigentlich nicht Hebelsaal? Gemeindesaal klingt so banal.“ Vogelpohl hielt dies für eine gute Idee: „Das sollten wir im nächsten Gemeinderat diskutieren.“