Bad Bellingen Ganz normale Wünsche

Jutta Schütz
Eine der Wissensinseln während des Workshops Foto: zVg/St. Josefshaus/Andreas Gräff

Ein Workshop im Bamlacher Marienheim, der sich um Strukturen und um die Gestaltung von Tages-, Freizeit- und Arbeitsabläufen drehte, richtete sich als Pilotveranstaltung an Menschen mit Behinderung, ihre Betreuer und ihre Angehörigen.

„So will ich leben! Wie ich meinen Tag gestalte!“ hieß die Überschrift über die Veranstaltung in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung des St. Josefshauses in Bamlach.

Das Workshop-Angebot richtete sich an alle Menschen, die mit einer Behinderung leben und war nicht auf die Bewohner und Mitarbeiter der Werkstätten des St. Josefshauses beschränkt, wie der Pressesprecher des St. Josefshauses, Andreas Gräff, mitteilte. Die Fragen, mit denen sich die Teilnehmer beschäftigten, lauteten: „Wie möchte ich meinen Tag strukturieren? Wie die Arbeitszeit? Wie die Freizeit?“

Dabei orientieren sich dieser und künftige Workshops am Bundesteilhabegesetz (BTHG). Denn dort, darauf wies Gräff hin, heißt es ausdrücklich: „Das Bundesteilhabegesetz soll Menschen mit Behinderungen zu mehr Teilhabe und individueller Selbstbestimmung verhelfen. Künftig orientieren sich die Leistungen für Menschen mit Behinderungen ausschließlich am persönlichen Bedarf des Einzelnen“. Patrick Seitz, vom begleitenden Dienst der Einrichtung, hatte die Pilotveranstaltung vorbereitet. Diese gab den Teilnehmern einen ganzen Vormittag Zeit, sich im Gespräch mit Betreuern und Beratern mit den genannten Fragen auseinander zu setzen.

„Vom Austausch in der Gruppe und zusätzlichem Informationsmaterial haben die Teilnehmer wirklich profitiert“, berichtete Gräff.

Zu den Teilnehmern gehörten Schüler der Theresia-Scherer-Schule, die den Beruf des Heilerziehungspflegers erlernen. Sie erfuhren, dass es für Menschen mit Behinderung nicht immer leicht ist, ihre Wünsche und ihre Ziele im Leben verständlich zu formulieren. Die Schüler haben Teil des Pilotprojekts erstellt. Dazu gehörte die Idee von der Einrichtung von „Informationsinseln“, an denen Menschen mit Behinderungen ihre Zukunftspläne, ihre Vorstellungen von Arbeit und Freizeit und Tages- und wöchentliche Abläufe mit Hilfe von Visualisierungen und leichter Sprache klarer machen konnten.

Es zeigte sich, dass Menschen mit Behinderung – wie andere Arbeitnehmer auch – einen Arbeitsplatz gut finden, der sie fördert, der Abwechslung bietet und damit interessant ist. Das private Umfeld ist den Menschen mit Behinderung ebenso wichtig. Die Wünsche an die Freizeitgestaltung zeigten, dass praktische Dinge wie backen und kochen lernen, ins Kino oder ins Schwimmbad gehen, öfter unternommen werden könnten. Interesse bestand zudem an der Teilnahme in einer Musikgruppe. Von den Frauen wurden „Mädels-Abende“ als Treff vorgeschlagen. Ganz oben auf der Liste standen Besuche im Fußballstadion.

Interessant war, dass es bei den Wünschen keine wesentlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab. „Und deutlich wurde dabei auch, dass es bei Menschen mit oder ohne Behinderung keine Unterschiede bei Wünschen an die Freizeit- oder Alltagsgestaltung gibt – außer dass Menschen mit Behinderung in den meisten Fällen eine Betreuungsperson oder Bezugsperson als mentale Stütze im Hintergrund brauchen“, sagte Gräff.

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